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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)
Autoren: Kenneth Oppel
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diesem Sofa mit ihren Puppen gespielt – oder eher mit ihren Mikroskopen, Pinzetten und sezierten Käfern. Im Gedanken daran musste ich lächeln, während wir auf dem Weg zum Wintergarten waren, wo eine Wand aus Glastüren zum Garten hin offen stand.
    Und was für ein Garten das war – weitläufig mit großen Laubbäumen, verschlungenen Wegen, Gittern mit Kletterrosen, tiefer liegenden Terrassen und einem großen Pavillon, in dem ein Streichquartett spielte. Üppig mit Essen beladene Tische standen unter einem großen Zeltdach. Uniformiertes Personal kreiste mit Tabletts voller Champagnergläsern und kleinen Häppchen.
    »Wie bezaubernd«, sagte Sylvia, als sei sie schon Dutzende Male hier gewesen.
    Das Fest war bereits voll im Gange und es mussten Hunderte von Leuten da sein – die Damen in weißen Sommerkleidern und die Herren in hellen Leinenanzügen. Ich stand mit meiner Mutter und den beiden Schwestern festgewurzelt da wie die Kastanie, die uns Schatten gab. Ich kannte niemanden.
    »Das Kleid habe ich gemacht«, sagte meine Mutter, als sie in die Menge blickte. »Das ist Mrs Mackenzie. Und da drüben ist Mr Vanderzalm, für den habe ich einen Anzug geändert.«
    »Ich wette, die Hosen ausgelassen«, sagte Isabel ein bisschen zu laut.
    »Pssst«, sagte ich.
    »Vielleicht hätten wir doch nicht herkommen sollen, Matt«, meinte meine Mutter. »Niemand will seine Näherin bei einem Fest treffen. Wir passen hier nicht rein.«
    »Natürlich passt du hier rein«, versuchte ich sie zu beruhigen.
    Ich konnte sehen, wie meine Schwestern, vor allem Sylvia, sämtliche jungen Damen kritisch musterten und besonders auf ihre Kleider achteten.
    »Ihr beide seid eleganter angezogen als alle anderen hier«, sagte ich leise zu den Mädchen. »Dafür könnt ihr euch bei unserer Mutter bedanken.«
    »Sie kann alles«, sagte Isabel stolz. »Ich fühle mich absolut modisch.«
    Auf der anderen Seite des großen Rasens entdeckte ich Miss Simpkins und hätte sie fast nicht erkannt, denn sie hatte sich bei einem Mann eingehängt und lachte. Konnte das ihr Pariser Liebhaber sein?
    »Da ist Kates Anstandsdame«, sagte ich und deutete mit dem Kopf in ihre Richtung.
    »Wirklich?«, sagte Isabel. »Ich hab gedacht, die sei so eine alte Spinatwachtel, so wie du sie beschrieben hast. Sie sieht nett aus.«
    »Lass dich nicht täuschen«, meinte ich.
    »Also hör mal, die ist umwerfend«, sagte Sylvia.
    Ich musste zugeben, Miss Simpkins sah attraktiv aus. Ich hatte sie nur selten lächeln gesehen. Wahrscheinlich war sie einfach froh, nicht mit Kate auf einer Expedition zu sein.
    »Ich geh jetzt und hole uns allen eine Bowle«, sagte ich.
    »Du lässt uns allein?« Isabel klang fast schon panisch.
    »Ich bin gleich zurück«, versprach ich. »Wenn euch jemand zu nahe kommt, schreit einfach und rennt weg.«
    Ich ging zu dem Zelt mit den Erfrischungen, wo eine riesige Bowle-Schüssel aus Kristallglas mit Eis und schwimmenden Beeren funkelte. Ich füllte gerade die Gläser, als eine weiche Stimme hinter mir sagte: »Na, sind Sie nicht der verwegenste Kerl hier im ganzen Garten?«
    Ich drehte mich um und stand Kate gegenüber. Sie trug ein langes weißes Sommerkleid, hatte das kastanienbraune Haar hochgesteckt und kleine Strähnchen kräuselten sich über ihren Wangenknochen. Sie sah unglaublich verführerisch aus. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte mich vorgebeugt und sie geküsst.
    »Mr Cruse«, sagte sie mit formeller Stimme und streckte mir die Hand hin. »Wie nett, Sie wieder zu treffen. Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Miss de Vries, ich bin hocherfreut, Sie zu sehen«, sagte ich und drückte ihr höflich die Hand in dem weißen Handschuh.
    Kate überblickte schnell unsere unmittelbare Umgebung, um sicher zu sein, dass niemand in unserer Nähe war. »Es ist nicht mehr wie in Paris«, flüsterte sie. »Verstehst du?«
    Ich nickte. »Wie viel wissen deine Eltern über uns?«
    »Nichts.«
    Ich wusste, dass es so am besten war, trotzdem tat es weh.
    »Sie wissen, dass du Student an der Luftschiffakademie in Paris bist«, fuhr Kate fort, »und dass sich unsere Wege von Zeit zu Zeit bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen kreuzen.«
    Ihre Augen waren kaum auf mich gerichtet, so sehr war sie damit beschäftigt, sich zu vergewissern, dass uns niemand belauschte.
    »Und dass wir zusammen an der Bergung der Hyperion im letzten Jahr beteiligt waren?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das solltest du ihnen gegenüber nicht
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