Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)
richtige Zimmer, eine Toilette mit einem Waschbecken und ein Wohnzimmer gegeben, mit einer winzigen Küche gegenüber. Bevor ich angefangen hatte, als Schiffsjunge zu arbeiten, war mir die Wohnung nie klein vorgekommen, doch als ich dann geflogen war und sich mein Blick bis zum Horizont geweitet hatte, fühlte ich mich bei meiner Rückkehr immer beengt, ohne Luft zum Atmen.
Aber als ich jetzt hier in dem neuen Haus stand und unsere alten, leicht schäbigen Möbel in diesem neuen, frischen Raum sah, verstand ich, was meine Mutter meinte. Dieses Haus war ein völlig neuer Ort ohne auch nur eine der Erinnerungen, die unsere alte Wohnung erfüllt hatten. Die war nicht besonders hübsch gewesen, hatte aber unsere Leben enthalten: unsere vielen Mahlzeiten und Geburtstage und all die anderen glücklichen Momente – auch die traurigen. Dort waren Isabel und Sylvia geboren, und sie war der letzte Ort gewesen, wo wir alle zusammen als Familie gelebt hatten. Das neue Haus hier würde niemals meinen Vater miteinbeziehen können.
»Komm, schau dir mein Zimmer an!«, rief Isabel, packte meine Hand und zog mich auf die Treppe zu.
»Nach dem Frühstück«, sagte meine Mutter entschieden. »Wir setzen uns jetzt hin und frühstücken erst einmal. Alles ist gerichtet. Du bist genau im richtigen Moment eingetroffen, Matt.«
Die Mädchen führten mich durch das Wohnzimmer in das kleine gemütliche Speisezimmer. Herrliche Düfte drangen von der angrenzenden Küche herein. Auf dem Tisch lag ein frisch gebügeltes Tischtuch und er war mit unserem besten Besteck und den schönsten Gläsern gedeckt. Meine Mutter hatte ein tolles Frühstück vorbereitet. Sie und die Mädchen brachten Platten mit Schinken, Rührei und gegrillten Tomaten herein, dazu knusprige Brötchen, Croissants und Butter, Schälchen mit Marmelade, eine Kanne Tee und sogar etwas frisch gepressten Orangensaft.
»Das ist ja besser als erster Klasse auf einem Lunardi-Kreuzer!«, sagte ich und meine Mutter strahlte.
Wir setzten uns. Sylvia nahm sich zierlich etwas zu essen, während Isabel sich den Teller voll schaufelte. Ich musste lächeln, als Sylvia ihre Schwester finster anblickte.
»Ernsthaft, Izzie, deine Manieren!«
»Ich bin nun mal hungrig!«, protestierte Izzie.
»Ich hoffe, ich habe euch nicht zu lange warten und halb verhungern lassen«, sagte ich.
»Überhaupt nicht«, sagte meine Mutter.
»Wir haben ewig gewartet«, sagte Isabel.
»Das war ja ein geheimnisvolles Telegramm, das du uns da geschickt hast.« Meine Mutter klang amüsiert. »Ein Meisterstück an Unklarheiten. Also, was führt dich nach Hause? Ich dachte, du hättest den Sommer über eine Arbeit in Paris.«
»Ja, aber ich habe eine andere Arbeit angeboten bekommen. Eine, die besser bezahlt wird«, fügte ich hastig hinzu, denn ich wusste ja, dass sie es nicht gut fand, wenn ich eine Arbeit abbrach. »Und bei dieser Arbeit kann ich ein bisschen Zeit mit euch verbringen.«
»Und was wirst du hier machen?«
Ich dachte angestrengt nach, wie ich ihr das beibringen sollte. Langsam, das war die einzige gute Idee, die ich hatte.
»Es ist ein erweitertes Ausbildungsprogramm der Lunardi Corporation und der Regierung.«
Ich dachte, meiner Mutter würde die Vorstellung von einer weiteren Ausbildung gefallen. Da sie selbst kaum eine hatte, legte sie großen Wert auf Unterrichtsräume und Abschlussarbeiten.
»Also keine richtige Stelle?«
»Nein, aber ich werde für die Zeit sehr gut bezahlt.«
»Und wozu wirst du ausgebildet?«, fragte sie.
Ich würgte ein Stückchen Schinken hinunter. »Also, es ist eine Expedition geplant, eine ziemlich wichtige. Aber es gibt keine Garantie dafür, dass ich auch ausgewählt werde. Das ist wirklich ein toller Orangensaft! Wie viele Orangen hast du gebraucht, um den so hinzukriegen?«
»Und was für eine Expedition ist das?«, fragte meine Mutter geduldig.
Meine Hand zitterte leicht, als ich das Glas abstellte. »So eine Art Testflug in wirklich große Höhen.«
Sie hörte auf zu kauen. »Wie hoch?«
Ich konnte es nicht mehr umgehen. »Weltraum.«
»Ah«, sagte sie und legte ihre Gabel auf den Tisch.
»Mom, du musst dir deshalb keine Sorgen machen!«
»Nur der Weltraum«, sagte sie.
»Sie werden mich sowieso nicht auswählen. Sie haben jede Menge Jungs zur Auswahl. Ich mach mir keine Hoffnungen.«
»Und warum bemühst du dich dann überhaupt darum, Matt?«
Ich sah das humorvolle Glitzern in ihren Augen und lachte leise. »Weil ich mitmöchte.
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