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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Draqs törichtes Gekicher war ihr offenbar fremd. »Vor vielen tausend Jahren war Michael Poole persönlich hier. Unser berühmtester Besucher – vor euch, natürlich! Er kam mit einem GUT-Schiff vom Jupiter, und er und seine Ingenieure haben mithilfe von Charon-Eis exotische Materie erzeugt…«
    »Um die Mündung eines Wurmlochs zu errichten.«
    »Ja. Poole hat hier sein Wurmloch-Transitnetz durchs Sonnensystem fertig gestellt. Als es so weit war, konnte man fast so leicht vom Pluto zum Merkur reisen, wie ihr von eurem Schiff durch diesen Tunnel hierher gekommen seid… Da.« Sie zeigte zum Rand von Charon hinauf. Pirius sah einen Lichtfunken, nicht heller als die fernen Sterne, aber er bewegte sich vor seinen Augen. »Das ist Pooles Transitstation – oder vielmehr ihre Ruine.« Die Qax hatten Pooles altehrwürdige Raumzeitmanipulationen natürlich beendet, und in den seither verstrichenen Jahrtausenden hatte man die meisten seiner Transitstationen abgewrackt und ihr Rohmaterial anderen Verwendungen zugeführt. Hier jedoch nicht; niemand hatte es der Mühe für wert befunden.
    Mara verteidigte ihre Wahlheimat. »Es stimmt, dass niemand hier lebt – das heißt, niemand außer uns. Die Koalition hat Siedlungen anzulegen versucht, aber diese Projekte sind immer wieder gescheitert. Hier gibt es einfach nicht genug, was die Menschen hält – keine Ressourcen, die man nicht auch auf tausend Kuiper-Monden und obendrein in weniger tiefen Schwerkraftschächten fände. Und doch haben auch wir unsere Wunder.«
    Die Umlaufbahn des Pluto war so elliptisch, dass er manchmal den Orbit des Neptuns querte. Am sonnennächsten Punkt dehnte sich seine Atmosphäre auf den dreifachen Planetendurchmesser aus. Wenn er sich dann wieder von der Sonne abwandte und in seinen zweihundertjährigen Winter segelte, rieselte die Luft in Gestalt von Schneeflocken herab.
    Mara beschrieb ihm das alles in sehr poetischen Worten. Es schien ihr wichtig zu sein, sich mit jemand Neuem unterhalten zu können. Die Exilierten hier nannten sich Plutinos, sagte sie. Pirius fand ihre Begeisterung für diese abgelegene Welt anziehend, eine Welt, die ihre Bahn durch riesige, leere Weiten zog, während langsame, schleichende Eiszeiten kamen und gingen.
    »Ah«, sagte sie nun. »Schauen Sie nach oben.«
    Verwirrt hob er den Blick zu Charons schemenhaften, dunstigen Konturen. »Ich sehe nichts.«
    Sie machte eine Handbewegung, und die Lichtstärke in ihrer Ecke der Kuppel wurde geringer.
    Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, kamen noch mehr Sterne zum Vorschein, die um Charons Rand lugten, und er erkannte weitere Einzelheiten auf der getüpfelten Oberfläche des Mondes. Er beugte sich nah zu Maras Schulter, um sie zu sehen, und seine Wange streifte den rauen Stoff ihres Gewands. Sie hatte etwas Muffiges an sich, aber er fühlte sich nicht abgestoßen wie bei Draq; sie war seltsam, fand er, sogar exzentrisch, aber auf merkwürdige Weise sympathisch. Er fragte sich, was sie für eine Geschichte haben mochte, wie es kam, dass sie in einem geheimen Forschungszentrum auf dieser abgeschiedenen Welt gelandet war.
    Sie zeigte erneut nach oben. »Da – sehen Sie? Schauen Sie an meinem Arm entlang.«
    Auf einmal sah er es, zwischen dem Pluto und seinem Mond. Nur schwach sichtbar im fahlen Licht der Sonne, ein Schimmern hier, ein bogenförmiges Stück dort, ganz anders als die Brücke zwischen der Erde und ihrem Mond – das hier war feiner, eleganter, organischer. Dennoch war es eine Linie, die Welten verband.
    Pirius hatte davon gehört. »Das ist natürlichen Ursprungs, nicht wahr?«
    »Es ist ein Spinnennetz«, hauchte sie. »Pluto-Charon ist von einem Spinnennetz umhüllt.«
    Nilis kam geschäftig auf sie zu. »Eines der beeindruckenderen Schauspiele im Sonnensystem«, sagte er. »Und es ist nur hier möglich, wo beide Welten einander immer dieselbe Seite zukehren.« Er klopfte Pirius auf den Rücken. »Aber wir sind nicht zu einer Besichtigungstour gekommen! Wir haben zu tun.«
    Widerstrebend gesellten sie sich wieder zum Rest der Gruppe, die sich gerade in einen Flitzer zwängte.
    Pirius erfuhr, dass ihnen ein langer Flug bevorstand; sie würden die Krümmung der Welt umrunden. Zu seinem Entsetzen war das kleine Fahrzeug schon jetzt von den eigenartigen Gerüchen dieser exilierten Wissenschaftler erfüllt.
    Als sie ihre Plätze einnahmen, setzte sich Mara neben Pirius. »Sie müssen im Frühling wiederkommen«, sagte sie, »wenn die Spinnen des Pluto

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