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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Authentizität der Erfahrung willen in den menschlichen Alltagstrott einfügen müssen. Er würde seine virtuelle Nahrung essen, schlafen und sogar seinen irrealen Abfall beseitigen. Er verfüge sogar über einen Geruchssinn, behauptete er und erklärte, in der Quin-Basis stinke es nach etwas namens »gekochtem Kohl«. Und wenn sein Besuch beendet war, würden seine Aufzeichnungen zur Erde geschickt und dort in Nilis’ eigenes Gedächtnis integriert werden.
    Nilis hatte so reichhaltige Erfahrungen wie möglich mit nach Hause nehmen wollen, damit seine anschließenden Entscheidungen umso fundierter wären. Aber er würde immer das merkwürdige Gefühl haben, dass er diese zehn Tage zweimal erlebt hatte, einmal in seinem Garten auf der Erde und einmal hier im übervollen Herzen der Galaxis.
    Pirius versuchte, sich auf die Mission zu konzentrieren. Ihre Bedeutung war ihm durchaus klar. »Aber – warum ich? Ich bin seit dem Magnetar nicht einmal mehr geflogen.«
    »Weil ich dich kenne.« Nilis’ große, wässrige Augen waren noch immer auf ihn gerichtet. »Weil wir bereits unter Beweis gestellt haben, dass wir gut zusammenarbeiten können.«
    »Sie sprechen immer noch von meinem Zwilling.«
    »Aber du bist dein Zwilling – er hat all deine Begabungen, dein ganzes Potenzial –, nur dass dieses Potenzial in dir bereits ansatzweise verwirklicht ist. Und außerdem«, sagte er mit entwaffnender Ehrlichkeit, »wie viele Frontpiloten kenne ich denn schon? Ach komm, Pirius! Weißt du, ich an deiner Stelle würde vor Neugier brennen. Es kann sein, dass wir hier ein großes wissenschaftliches Rätsel lüften und eine Menge über die Natur unseres Universums und unseren Platz darin lernen können.«
    Das konnte Pirius kaum leugnen. Doch bei dem Gedanken, von hier wegzugehen, Tili Drei, Bürde und die anderen allein zu lassen, verspürte er ein tiefes Unbehagen. Er fühlte sich ohnehin schon schuldig, weil er auf dem Fabrik-Stein überlebt hatte, wo so viele gefallen waren; wie konnte er es rechtfertigen, sie jetzt im Stich zu lassen?
    Nilis beugte sich vor, machte Anstalten, Pirius an der Schulter zu berühren, und erinnerte sich dann, dass es unmöglich war. »Du zögerst, Pirius, und ich weiß nicht, warum. Dass du hier bist, ist reine Verschwendung!«, sagte er. »All diese Kinderdrohnen und ihr endloses Gebuddel. Du bist für etwas Besseres ausersehen, Pilot.«
    Pirius stand auf. »Und jede dieser Kinderdrohnen«, erwiderte er, »ist besser als Sie, Kommissar.« Nilis sagte nichts mehr, und Pirius verließ den Raum.
     
    Pirius Blau besprach die Sache mit Cohl.
    »Das Ganze ist Wahnsinn«, sagte er. Natürlich waren in den vergangenen dreitausend Jahren viele Aufklärungsmissionen über die Front hinaus in den Hohlraum vorgedrungen, tief hinein ins Nest. Dieser komplexe Ort voller stellarer Wunder, der jedoch auch die größte Konzentration von Xeelee-Feuerkraft in der Galaxis barg, war jedem Piloten als Todesfalle bekannt. »Wir würden unser Leben wegwerfen.«
    »Wir…?«
    Er seufzte. »Wenn ich dorthin muss, möchte ich dich dabei haben. Aber es ist akademisch, weil niemand irgendwohin fliegen wird.«
    »Weil es Wahnsinn ist?«
    »Genau.«
    »Na ja«, sagte sie, »nicht unbedingt.« Sie lag in ihrer Koje, die Hände hinter dem Kopf verschränkt; der übliche Kasernenlärm um sie herum schien sie nicht zu stören. Tatsächlich haftete ihr etwas von Nilis’ Distanziertheit an. Aber schließlich war Cohl Navigatorin, dachte Pirius mit loyaler Frustration, und die meisten Navigatoren waren ohnehin halbe Kropfköpfe.
    »Was soll das heißen?«
    »Vielleicht wäre es möglich. Im Hohlraum fliegt eine Menge Schrott rum, weißt du. Astrophysikalischer Schrott. Jede Menge Verstecke.« Sie rollte sich herum. Da sie hier keine Data-Desks und keine schicken Virtualgeneratoren hatte, fing sie an, mit einem feuchten Finger etwas in den Schmutz am Boden zu zeichnen. »Angenommen, man würde es folgendermaßen versuchen…«
    Der Hohlraum war ein annähernd kugelförmiges Gebilde mit einem Durchmesser von rund fünfzehn Lichtjahren im Zentrum der Masse, eingefasst von der großen, statischen Schockwelle der Front. Es wurde »Hohlraum« genannt, weil Chandra und die anderen Objekte im Zentrum das heiße Gas und den Staub daraus weggeblasen hatten. Aber es war keineswegs leer, sondern mit exotischen Objekten gefüllt. Neben einer Million bedrohlich aussehender Sterne enthielt es die Babyspirale, drei blendend helle Bahnen aus

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