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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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gut?
    Sie gingen weiter. Während sie sich tiefer in den Berg vorarbeiteten, kam es Pirius so vor, als verändere sich der Charakter der Menge langsam. Er war nicht ganz sicher – so viele Gesichter, alle so ähnlich, dass es ihm schwer fiel, sich auf ein bestimmtes zu konzentrieren –, aber die Menschen, die sich um ihn drängten, wirkten kleiner und jünger und hatten glattere Haut als diejenigen, denen er anfangs begegnet war. Und sie schienen auch aufgeregter zu sein. Sie schreckten vor ihm zurück, einen verwirrten Argwohn in den ausdruckslosen, hübschen, angespannten Gesichtern.
    »Wir stören sie«, sagte Pirius.
    »Natürlich«, murmelte Luru Parz. »Wir sind Außenseiter. Wir sind wie eine Infektion, die einen Körper befällt. Das Archiv reagiert auf uns. Es wird noch schlimmer werden.«
    Sie gelangten zu einer Kreuzung. Von allen Seiten strömten Menschenmassen hierher, sodass sie mit einem einzigen wimmelnden, wogenden Meer von Körpern angefüllt war. Irgendwie schienen die einzelnen Individuen jedoch ihren Weg durch das Gedränge zu finden, denn ebenso viele Menschen strömten auch wieder von der Kreuzung in die umliegenden Gänge. Über ihnen führte ein weiter Tunnel senkrecht in die Höhe. Seine Wände sahen glatt aus, abgesehen von hineingeschlagenen Metallsprossen. Vielleicht ein Belüftungsschacht, dachte Pirius.
    Während sie dort standen, machte sich rasch Unruhe breit. Das Durcheinander auf dem Platz wuchs; aus der nervösen, wogenden Menge trafen Pirius und die beiden anderen ängstliche Blicke.
    »Da kommen wir nie durch«, sagte Pirius.
    »Wir müssen.« Luru Parz hielt Tek am Arm fest, damit er nicht flüchten konnte. Dann schob sie die Schultern vor und drängte sich in die Menschenmenge hinein.
    Pirius folgte ihr, wobei er jede auch noch so sanfte Berührung zu vermeiden versuchte. Auch die anderen wichen vor ihm zurück, aber es schienen immer neue zu kommen, und jeder Schritt war ein Kampf.
    »Aber wie breitet sich die Unruhe aus? Ich habe keinen von ihnen auch nur ein Wort sagen hören, seit wir durch die erste Tür gekommen sind.«
    »Ach, die brauchen doch keine Worte«, erwiderte Luru. »Darüber sind sie längst hinaus. Vielleicht hat die ganze Küsserei etwas damit zu tun. Vielleicht ist es auch etwas in der Luft. Deshalb trägst du diese Gesichtsmaske, Pirius!«
    Kommunikation mittels Geruch oder Geschmack? »Das klingt nicht menschlich.«
    »Wie auch immer. Achte nur darauf, dass deine Maske verschlossen ist… Schau nach oben.«
    Sie hatten nun das Zentrum des Platzes erreicht und befanden sich direkt unterhalb des Belüftungsschachtes. Etwas bewegte sich im unteren Bereich über die Wände: Geschöpfe mit mageren, spindeldürren Körpern und enorm langen Gliedmaßen. Ihre Hände und Füße waren riesig, und sie klammerten sich an die senkrechten Wände, als wären sie mit Saugnäpfen ausgestattet. Sie sahen wie Spinnen aus, dachte Pirius. Aber sie hatten jeweils nur vier Gliedmaßen, zwei Arme und zwei Beine, und sie trugen orangefarbene Jacken und Gürtel voller Werkzeug. Sie arbeiteten an Systemen hinter offenen Abdeckungen in den Wänden. Eines von ihnen drehte sich um und schaute auf Pirius herunter. Trotz des ungewissen Lichts war das Gesicht des Spinnendings deutlich zu erkennen: rund, blass, mit dunklem Haar und rauchgrauen Augen, ein menschliches Gesicht.
    Schließlich gelangten sie an eine weitere Tür. Tek, der im Gedränge einiges abbekommen hatte, duckte sich nervös.
    »Zwanzigtausend Jahre sind eine lange Zeit«, sagte Luru Parz zu Pirius. »Die menschliche Gattung existiert erst seit einem geringen Mehrfachen davon. Es ist Zeit genug.«
    »Zeit genug wofür?«
    Als Antwort öffnete Luru die Tür.
    Der Raum war riesig. Die wenigen schwebenden Kugeln gaben nur gedämpftes Licht ab, und Pirius’ Eindruck war impressionistisch, ein kuppelförmiges Dach, eine gewaltige Bodenfläche, darin eingelassen Becken mit einer milchigen Flüssigkeit, in der träge Kreaturen herumschwammen. Wie überall sonst in dem Komplex herrschte auch in diesem Raum drangvolle Enge. Schon mit diesem einen Blick erfasste er bestimmt etliche tausend Menschen. Er staunte bei dem Gedanken, dass all dies unter dem ungeheueren Basalthaufen des Olympus Mons verborgen lag.
    Er tat einen Schritt in den Raum. Die Luft war mit Dampf gesättigt, und seine halb intelligente Maske hatte große Mühe zu verhindern, dass seine Sichtscheibe beschlug.
    Luru Parz legte ihm eine Hand auf den Arm. »Du

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