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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bogen-Cluster geschleppt hatten, mussten sie feststellen, dass sie alles andere als Helden waren.

 
4
     
     
    Dies war das energiereiche Herz einer großen Galaxie, ein Strahlungsbad, in dem die Menschen nur mithilfe technischer Höchstleistungen verhindern konnten, dass ihre zerbrechlichen Kohlenstoffchemiekörper gebraten wurden. Für die Quagmiten, Überlebende eines heißeren, schnelleren Zeitalters, war es jedoch ein kalter, toter Ort in einer trüben, unerfreulichen Zeit.
    Der Neutronenstern zog sie an, denn sein Inneres aus degenerierter Materie bot ihnen ansatzweise die Bedingungen des warmen und hellen Universums, das sie früher einmal gekannt hatten. Doch selbst hier war alles vergleichsweise zu Eis erstarrt. Sie waren wie Menschen, die auf einem Eismond gestrandet waren, einem Ort, wo Wasser, der Stoff des Lebens, so hart gefroren war wie der Felsgrund.
    Trotzdem blitzte hin und wieder etwas Helleres auf – wie das winzige Glühwürmchen, das aus dem Nichts angeflogen gekommen war und fast die Oberfläche des Neutronensterns gestreift hatte. Die Quagmiten lebten schnell, sogar in dieser energiearmen Zeit. Für sie waren die Sekundenbruchteile der größten Annäherung an den Neutronenstern lang und ausgedehnt. Sie hatten reichlich Zeit, um nah an das Schiff heranzukommen, in der Wärme seines GUT-Antriebs zu baden und zu fressen.
    Und wie es ihre Art war, hinterließen sie ihre Spuren im Rumpf des Schiffes, der gespenstischen, gefrorenen Hülle, die jenen winzigen, strahlenden Fleck umgab.
    Als das Schiff fort war, zerstreuten sich die ewig hungrigen, ewig übellaunigen Quagmiten auf der Suche nach noch mehr urtümlicher Hitze.
    Auf Port Sol wandte sich Luru Parz mit stiller Befriedigung an ihre Cousine.
    »Ich wusste, dass sie überleben würden«, sagte sie. »Und in der Technik, auf die sie gestoßen sind, sehe ich eine ganz leise Chance. Ich muss fort.«
    »Wohin?«
    »Zur Erde.« Luru Parz tappte davon. Ihre Schritte waren beinahe lautlos.

 
5
     
     
    Für ein Kind der Bogen-Basis war es nichts Besonderes, seinem künftigen Ich zu begegnen.
    Die Basis diente nur einem einzigen Zweck: Vom Augenblick seiner Geburt an wurde man dazu ausgebildet, Überlichtschiffe zu fliegen. Und jeder wusste, dass ein Überlichtschiff eine Zeitmaschine war. Die meisten Menschen kamen von selbst darauf, dass sie infolgedessen eines Tages vielleicht einer Kopie der eigenen Person aus der Zukunft begegnen würden – oder aus der Vergangenheit, je nachdem, von welcher Seite aus man es betrachtete.
    Pirius, ein siebzehnjähriger Ensign, hatte diese Begegnung mit sich selbst immer für eine interessante Prüfung gehalten, die ihm eines Tages bevorstehen würde, so wie andere denkwürdige Ereignisse auch: sein erster Soloflug, sein erster Kampfeinsatz, seine erste Sichtung eines Xeelee und sein erster Geschlechtsverkehr. Doch als dann aus heiterem Himmel sein künftiges Ich auftauchte, erwies sich die Sache in der Praxis als weitaus komplizierter.
     
    Der Tag begann schon schlecht. Das Etagenbett erbebte, und Pirius schreckte aus dem Schlaf hoch.
    Über ihm knurrte Torec: »Lethe, werden wir etwa angegriffen? – Oh. Guten Morgen, Captain.«
    »Ensign.« Captain Seaths schwerer Stiefel hatte Pirius aus dem Schlaf gerissen.
    Pirius krabbelte aus seiner unteren Koje. Er geriet dabei mit Torec aneinander, die von der oberen Ebene herunterstieg. Eine Sekunde lang wurde Pirius von Torecs warmem, schläfrigem Geruch abgelenkt, der ihn an ihr Gefummel unter den Decken erinnerte, bevor sie vergangene Nacht eingeschlafen waren. Bald standen sie jedoch in ihrer nicht allzu sauberen Unterwäsche vor Seath stramm.
    Seath war eine stämmige, dunkelhäutige Frau, nicht älter als dreißig. Sie war vielleicht einmal schön gewesen. Nun jedoch war ihre Stirn von Narbengewebe überzogen; die linke Gesichtshälfte war eine schrumplige, geschmolzene und ausdruckslose Masse, und ihre Unterlippe hing schlaff herunter. All das hätte sie natürlich korrigieren lassen können, aber Seath war Ausbildungsoffizierin, und als Offizier trug man seine Narben stolz zur Schau.
    Erstaunlicherweise kicherte Torec.
    Seath sagte: »Freut mich zu sehen, dass wenigstens ein Teil von Ihnen wach ist, Ensign.«
    Pirius schaute nach unten. Zu seinem Entsetzen wölbte sich eine Morgenlatte aus seiner Unterhose. Seath streckte einen Fingernagel aus – er war groteskerweise manikürt – und schnippte gegen die Spitze von Pirius’ Penis. Der Ständer

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