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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Weise ausgehöhlter Würfel. Es hätte fast eine natürliche Formation sein können, abgesehen von den Kerben im Boden und einem regelmäßigen Lochmuster in der Wand. Das einzige Ausstattungselement, das er sah, war eine Art Türrahmen, der sinnloserweise mitten im Raum stand.
    Luru Parz ging über das Eis. »Dies war einmal ein Bergwerk, sonst nichts. Aber bei meinem letzten Besuch war es schon längst geschlossen. Kammern wie diese sowie die Tunnels und Schächte, die sie verbanden, waren mit Luft gefüllt und bewohnt. Die Räume waren entsprechend ausgestattet.« Sie zeigte auf die Kerben im Boden. »Das war eine Art Bett, soweit ich mich erinnere.«
    Pirius hatte so etwas Ähnliches wie den Olympus Mons erwartet, eine Art Bibliothek mit Robotern und hart arbeitenden Archivaren, ob sie nun Koaleszenten waren oder nicht. »Hier ist nichts«, sagte er. »War das die Bibliothek?«
    »Das war nie eine Bibliothek«, entgegnete Luru Parz. »Es war ein Labor.«
    »Wo ist sie dann?«
    »Dort hindurch.« Sie zeigte auf die Tür, die nirgendwohin führte.
    Einen Moment lang herrschte unbehagliches Schweigen, während Pirius von einem zum anderen blickte. Er sagte: »Ich finde, Sie sollten mir sagen, was los ist.«
    Nilis starrte ihn gequält an. Dann tappte er mit den Händen in den Ärmeln zu dem Roboter. Der Panzer des Roboters öffnete sich und gab ein Tablett mit Getränken frei, die in der Kälte dampften. Nilis nahm eines und schloss die Hände darum. »Lethe, das brauche ich jetzt. Was für ein Grab!«
    Luru Parz beobachtete ihn voller Verachtung. »Ein Mann namens Reth Cana hat hier gearbeitet, Ensign. Vor langer Zeit. Er war unter dem Vorwand hier, nach Leben zu suchen…«
    Vor der Ankunft der Menschen hatte dieser Mond weitgehend unbehelligt seine Kreise gezogen, seit er aus der größeren Wolke entstanden war, die das Jupiter-System gebildet hatte. Die inneren Monde – Io, Europa und Ganymed – waren durch die gezeitliche Erhitzung vom Jupiter erwärmt worden. Europa hatte unter einer Eiskruste einen flüssigen Ozean besessen; auf Io hatte der beständige Gravitationsdruck einen spektakulären Vulkanismus hervorgerufen. Für solchen gravitatorischen Beistand war Callisto jedoch zu weit von seinem riesigen Mutterplaneten entfernt geboren. Die einzige Wärme, die es hier gab, war ein Überbleibsel primordialer Radioaktivität; es hatte keine geologische Entwicklung, keinen Vulkanismus, keinen verborgenen Ozean gegeben.
    Trotzdem hatte Reth Cana mit seiner Suche Erfolg gehabt.
    Es seien Kryptoendolithen gewesen, sagte Luru, bakterienartige Lebensformen, die sich in Callistos schmutzigem Eis verbargen. Sie überlebten in Wasserrinnsalen, die dank der Wärme der verbliebenen Radioaktivität nicht zufroren, und ernährten sich von den Spuren organischer Materie, die zur Zeit der Entstehung des Mondes ins Eis eingeschlossen worden war.
    »Die hiesige Biochemie basiert auf Kohlenstoffketten und Wasser – fast wie auf der Erde, aber nicht ganz. Die Energieströme sind hier nur schwach, und die Replikation erfolgt sehr langsam, über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren hinweg. Die Kryptoendolithen selbst waren nicht besonders interessant – außer aus einem einzigen Grund.«
    Reth hatte geglaubt, dass chemische und elektrische Kommunikationswege ins Eis und ins Gestein geätzt worden waren, Bahnen für große, langsame Gedanken, die durch die Substanz von Callisto pulsierten. Den in ihrem Eismond gefangenen Kryptoendolithen hatten nur sehr wenige Entwicklungsmöglichkeiten offen gestanden. Aber das Leben hatte wie immer zu höherer Komplexität geführt und neue Räume gesucht, die es kolonisieren konnte. »Die Kryptoendolithen konnten weder nach oben noch nach unten, weder vorwärts noch zurück. Also bewegten sie sich seitwärts… «
    »War Reth Cana ein Unsterblicher, Luru?«, unterbrach Nilis sie kalt.
    »Ein Pharao, ja. Aber kein Jasoft, kein Kollaborateur. In Wahrheit war er ein Flüchtling; er kam auf der Flucht vor den Qax hierher und wartete hier das Ende der Besatzung ab. Unmittelbar nach der Aufhebung der Besatzung wurde er natürlich wieder zum Flüchtling; jetzt versteckte er sich vor der Koalition und ihren Ideologien. Er kehrte hierher zurück, um ihr zu entkommen. Und er half anderen bei der Flucht.«
    Pirius fragte: »Was meinen Sie damit, dass diese Dinger sich seitwärts bewegten?«
    »Ich meine, dass diese erstaunlichen kleinen Geschöpfe einen Weg fanden, in ein anderes Universum

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