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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Urknall, jenes einzigartige Ereignis, bei dem sich sämtliche Partikel des Universums überlagert haben.«
    »Und das Meer?«, sagte Pirius.
    »Das Meer ist das Gegenteil. Das Meer ist Unordnung – maximale Entropie –, der Ozean der Sinnlosigkeit, in den letzten Endes alles einfließt.«
    Pirius stand vor dem Durchgang, der in Reth Canas verlassenem Labor aufgebaut war. Es sah so aus, als führte er nirgendwohin. Aber Luru Parz behauptete, dass man durch ihn in einen völlig anderen Realitätsbereich gelangte. »Und wenn ich durch diese Tür gehe…«
    »Wirst du zweigeteilt«, sagte Luru. »Du bleibst hier und kommst auf der anderen Seite wieder heraus. Aber es wird eine Kopie von dir angefertigt.«
    »So etwas wie ein Virtueller.«
    »Ja. Sie wird sich genauso anfühlen wie du, und sie wird deine Erinnerungen besitzen. Aber sie ist nicht mit dir identisch.«
    »Und diese Kopie wird im Konfigurationsraum sein.«
    »Ja.«
    »Aber weshalb soll ich dorthin gehen?«
    »Weil die Pharaonen dorthin gegangen sind. In Scharen sind sie dorthin geströmt, aus dem ganzen Sol-System und von noch weiter her«, sagte Luru Parz. »Ihr Wissen – das teilweise aus der Zeit lange vor der Qax-Besatzung stammt – haben sie mitgenommen. Der Konfigurationsraum ist eine schwarze Bibliothek – die endgültige Bibliothek –, und er enthält vieles von dem, was wir verloren haben.«
    »Trotzdem haben Sie beschlossen, diesen unsterblichen Flüchtlingen nicht in den Konfigurationsraum zu folgen, Luru Parz«, warf Nilis ein.
    Ihr Gesicht war ausdruckslos. »Unerledigte Angelegenheiten.«
    »Und dieses verlorene Wissen soll ich zurückholen«, sagte Pirius.
    »Ja. Die Alten hatten beträchtliche Kräfte. Vergiss nicht, der Jupiter ist von Menschenhand in ein schwarzes Loch verwandelt worden. Vielleicht wussten sie sogar, wie man dem supermassiven Monster im Zentrum der Galaxis ein paar Treffer verpassen kann.«
    Er verstand. »Ich soll in Ihrer grässlichen alten Bibliothek da drin eine Waffe finden. Eine Waffe, mit der wir Chandra angreifen können.«
    »Ja… Aber die Sache hat einen Haken.«
    »Eine Haken?«
    »Nachdem die Flüchtlinge einmal dort drin waren, blieben sie nicht sehr lange menschlich. Was ziemlich unerfreulich ist. Versuch, an dir festzuhalten, Pirius. An deiner Identität. Und halte dich vom Meer fern.«
    Pirius musterte das Portal. »Werde ich zurückkommen können? Ich meine… äh… er – die virtuelle Kopie.«
    Nilis trat zu ihm und fasste ihn an den Schultern. Pirius hatte ihn noch nie so ernst erlebt. »Ich habe dich weit von deinem Zuhause und deinen eigentlichen Aufgaben weggebracht, Pirius. Ich habe von dir verlangt, dich vielen außergewöhnlichen Situation zu stellen – und vielen Gefahren. Aber das ist bei weitem das Schwierigste, worum ich dich jemals gebeten habe.«
    »Ich kann nicht mehr zurück«, sagte Pirius langsam.
    Luru Parz lachte. »Aber das spielt keine Rolle. Intelligent oder nicht, es wird nur eine Kopie sein, wie ein Virtueller. Und sie wird nicht lange bestehen bleiben. Du musst es tun, Pirius.« Sie lächelte und zeigte dabei ihre geschwärzten Zähne. »Du bist die einzige geeignete Ressource, die wir haben. Mich hat die Zeit glatt geschmirgelt, Nilis hier ist zu alt… Nur du hast die Kraft, das zu ertragen.«
    Pirius sah den Türrahmen an. Er war wie betäubt, hatte nicht einmal Angst; vielleicht war seine Vorstellungskraft erschöpft. Er zuckte die Achseln. »In der Galaxis laufen ohnehin schon zwei Kopien von mir herum. Ich glaube, ich bin es gewohnt, zweigeteilt zu werden. Wann wollen wir’s machen?«
    »Die Geräte sind bereit«, sagte Luru Parz.
    Nilis fiel die Kinnlade herunter. »Jetzt? Einfach so?«
    »Wozu die Sache hinauszögern?« Sie trat nah an Pirius heran, so nah, dass er durch den kalten, scharfen Geruch des Eises ihre modrige Ausdünstung riechen konnte. »Tu es, Pirius. Geh hindurch, und es ist vorbei. Denk nicht darüber nach. Geh einfach hindurch…« Sie war auf groteske Weise verführerisch. Er verspürte einen merkwürdigen Zwang, ihr zu gehorchen. Es war, als hätte er eine Schusswaffe in der Hand, die er auf seinen Kopf gerichtet hielt; auch wenn er noch so vernünftig war, es gab immer den ganz leisen Zwang, auf den Abzug zu drücken – und diesen selbstzerstörerischen Zwang versuchte Luru Parz nun für ihre Zwecke auszunutzen. »Tu es«, flüsterte sie wie eine Stimme in seinem eigenen Kopf.
    »Oh, aber das ist so…«, begann Nilis. »Ich wünschte,

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