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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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herumwimmelnden Bewohner des Universums; ihre Wahrnehmung ähnelte vielleicht eher dem Realitätsstaub des Konfigurationsraums.
    Doch sobald die Realität des Universums geronnen war, sobald der suprakosmische Schaum sich abgekühlt hatte, gingen die Monaden in einen erzwungenen Ruhezustand über. Eingehüllt in schützende Raumzeitknoten, träumten sie die lange Geschichte ihres Universums mit all seinen Imperien und Kriegen, seinen Tragödien und Triumphen. Es war die übliche Geschichte – und dennoch war es eine einzigartige Geschichte, denn keine zwei Universen waren jemals genau gleich. Und etwas von dieser langen Sage würde für immer in den Träumen der Monaden gespeichert bleiben.
    Das Universum alterte, wie alle Dinge; in seinem Innern wurde die Zeit unglaublich lang, und der Raum dehnte sich bis an die äußerste Grenze. Schließlich ächzte das Gewebe des Universums und zerriss – und eine Blase einer höheren Realität kam spontan daraus hervor, eine Wiederkehr des Nichtorts, wo Zeit und Entfernung keine Bedeutung besaßen. So wie das Universum einst vom Chaos hervorgebracht worden war, wurde dieses Tröpfchen Chaos nun vom versagenden Stoff des Universums geboren. Alles verlief zyklisch. Und in dieser Blase, in der die Raumzeit wieder aufgetaut wurde, erwachten die Monaden von neuem; in ihrem suprakosmischen Schaum waren sie vorübergehend wieder am Leben.
     
    Die Monaden betrachteten den brodelnden Schaum in ihrer Umgebung.
    Sie gruben sich in ein Riff aus Gischt, wählten ein Gewirr von Möglichkeiten und suchten sich ein vergängliches kosmisches Juwel aus. Das da – ja. Sie umschlossen es, als spendete ihnen seine Potenzialitätenglut Wärme.
    Dann betteten sie sich in seine Struktur ein und machten sich bereit, es zu formen. Die Monaden reicherten das keimende Universum mit unnennbaren Eigenschaften an, von deren Existenz wenige seiner Bewohner auch nur etwas ahnen würden.
    Trotz all seiner Schönheit war das neue Universum einförmig und symmetrisch – aber instabil, wie ein auf der Spitze stehendes Schwert. Selbst die Monaden hatten keinerlei Kontrolle darüber, wie diese primordiale Symmetrie gebrochen, welches Schicksal aus einer unendlichen Anzahl von Möglichkeiten ausgewählt werden würde.
    Genau das war natürlich das Schöne daran.
    Für die Bewohner dieses neuen Kosmos begann alles mit einer Singularität: einem Moment, in dem die Zeit begann, in dem der Raum geboren wurde. Für die Monaden, deren chaotische Urwirklichkeit nun erneut zu etwas Starrem und Glattem ausfror, bedeutete die Singularität jedoch ein Ende: Für sie war alles schon wieder vorbei. In die ordentliche, gefrorene Raumzeit eingeschlossen, würden sie äonenlang schlafen, bis dieses Universum seinerseits alt wurde, bis es neue Fragmente des Chaos hervorbrachte und sie wieder erwachen konnten.
    Doch all das lag noch weit in der Zukunft.
    Es gab einen atemlosen Moment. Das Schwert kippte. Zeit strömte wie Wasser, das aus einem Hahn floss.
    Geschichte nahm ihren Anfang.

 
36
     
     
    So kehrten Pirius Rot und Torec nach einer Reise durch die Galaxis, die sie bis zur Erde geführt hatte, schließlich wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück.
    Beim Flug durch die komplizierte Geometrie der Bogen-Basis hob sich Pirius’ Herz. Jenseits der wie Fäuste herumwirbelnden Asteroiden machte er den brennenden Himmel des Kerns aus, die Sternriesen und Lichtjahre langen Filamente aus leuchtendem Gas, die endlose astrophysikalische Explosion dahinter. Verglichen mit der kalten, mechanischen Leere des Sol-Systems draußen am toten Rand der Galaxis, wo man den Kern nicht einmal sehen konnte, wimmelte dieser überfüllte, gefährliche Himmel von Leben und Energie.
    »Lethe, ist das schön, wieder zu Hause zu sein«, sagte er voller Inbrunst.
     
    Als sie ihr Schiff verließen, wurden sie von Captain Seath persönlich empfangen. Sie erlaubte dem Kommissar, ihr die Hand zu schütteln, und nickte Pirius und Torec kurz zu. Aber Pirius sah den Ausdruck in ihrem rekonstruierten Gesicht. Ganz gleich, was sie im Sol-System erreicht hatten, für sie würden sie immer zwei kleine Emporkömmlinge bleiben. Es war beinahe beruhigend.
    Seath erklärte ihnen, die Unterkunft für die neue »Staffel«, die gebildet werde, um Nilis’ »Projekt« durchzuführen – sie sprach die beiden Worte mit unverhohlener Geringschätzung aus –, sei noch nicht fertig. Deshalb bot sie Nilis einen Raum im Offiziersland an, während Pirius und Torec in eine

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