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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich. Ihr seid Rivalen – ihr beide konkurriert um einen einzelnen Platz in der Welt –, und es könnte sogar sein, dass du ihn eines Tages hasst. Und dennoch wird er immer ein Teil von dir sein.«
    Pirius fühlte sich unwohl; dieses Gerede von »Brüdern« war eindeutig undoktrinell. »Mit Brüdern kenne ich mich nicht aus, Sir. Ich bin in Kadern aufgewachsen.«
    »Ja, natürlich. Kaum aus den Gebärtanks raus, schon in einen Ausbildungskader gesteckt, wieder herausgerissen und weitergeschickt, ein ums andere Mal! Du weißt nicht, wie es ist, einen Bruder zu haben – woher auch? Aber ich weiß es«, sagte er und seufzte. »Es gibt Winkel – selbst auf der Erde –, wo Menschen den Raum finden, so zu leben wie früher. Natürlich musste ich das bei meinem Eintritt in die Kommission alles aufgeben. Wie schade für dich; wenn dein kultureller Hintergrund umfangreicher wäre, würde er dir vielleicht helfen, jetzt besser mit der Situation fertig zu werden. Meinst du nicht?«
    Das alles sagte Pirius nicht viel. »Bitte, Sir…«
    »Du willst wissen, was ein alter Narr wie ich so weit hier draußen macht.« Er lächelte. »Ich habe mich freiwillig gemeldet. Als ich die Einzelheiten des Falles erfuhr, wusste ich sofort, dass ich mich damit befassen musste. Ich habe mich freiwillig bereit erklärt, als Anwalt für dich und deinen Zwillingsbruder zu fungieren.«
    »Aber warum?«
    »Du weißt, ich bin Kommissar.« Das hieß, dass er für die Historische Wahrheitskommission arbeitete, jene großartige, altehrwürdige Behörde, der es oblag, die Reinheit der Druz-Doktrinen zu gewährleisten – eine Aufgabe, die sie mit Überzeugungskraft und Gewalt, mit Eifer und Engagement erfüllte. »Aber du weißt wahrscheinlich nicht, dass die Kommission viele Abteilungen hat. Die Kommission ist Jahrtausende alt, Pirius. Erstaunlich, wenn man es sich überlegt! Sie besteht bereits länger als viele Zivilisationen der Erde. Und sie ist zu einem sehr alten, sehr verwachsenen bürokratischen Baum geworden. Ich arbeite in einer Abteilung namens ›Büro für technologische Archivierung und Kontrolle‹. Wir sind so etwas wie eine technologische Denkfabrik. Wenn jemand auf Alpha Centauri III eine geniale Idee hat, sorgen wir dafür, dass sie nach Tau Ceti IV weitergegeben wird.« Von diesen Orten hatte Pirius noch nie etwas gehört. »Aber der Name sagt alles: ›Archivierung und Kontrolle‹. Kein Wort von Innovation, hm? Oder Entwicklung? Die kalte Hand der Kommission liegt an unserer Kehle, und wir haben nur begrenzte Möglichkeiten, unseren eigenen Kopf zu gebrauchen. Das ist nämlich das Letzte, was wir tun sollen, wenn es nach denen da oben geht. O ja, das Allerletzte. Und darum bin ich hier. Verstehst du?«
    Pirius versuchte, sich in all dem zurechtzufinden. »Nein, Sir, leider nicht.«
    »Ich habe von deinen Heldentaten gehört – oder vielmehr von Pirius Blaus Heldentaten. Mir war klar, um einen Xeelee zu kapern oder eine solche Begegnung auch nur zu überleben, musste er kreativ gewesen sein. Er musste eine neue Methode gefunden haben, einen Schlag gegen unseren ewigen Feind zu führen. Und ich bin hier, um herauszufinden, welche Methode das ist. Natürlich bin ich für diese Aufgabe unqualifiziert und stamme obendrein noch aus der falschen Ecke der Kommission. Ich musste mich durch einiges administratives Dickicht kämpfen, um so weit zu kommen, das kann ich dir sagen.«
    Von alledem blieb ein Wort bei Pirius hängen, das ihn erschreckte: unqualifiziert.
    »Aber weshalb ist das alles so wichtig für Sie – für die Erde?«
    Nilis seufzte. »Hast du denn gar kein Geschichtsbewusstsein, Pirius? Vielleicht nicht – ihr jungen Soldaten seid so tapfer, aber ihr habt einen solch engen Horizont! Hast du überhaupt eine Ahnung, wie lange dieser Krieg nun schon dauert – wie lange diese Front hier schon steht? Und dann sind da die Toten, Pirius, dieses endlose Sterben. Wofür?«
    »Die Xeelee sind stark. Das Überlichtvorherwissen führt zu einem Patt…«
    Nilis machte eine wegwerfende Geste. »Ja, ja. Das ist die übliche Rechtfertigung. Wir haben uns an diese Stagnation gewöhnt. Die meisten Menschen können sich gar keine andere Form der Kriegsführung mehr vorstellen. Aber ich schon. Und deshalb bin ich hier. Hör mir zu. Mach dir keine Sorgen wegen dieses absurden Verfahrens. Ich sorge dafür, dass ihr beide freigesprochen werdet, du und dein älterer Zwillingsbruder. Und dann sehen wir weiter… hm?«
    Pirius starrte ihn ratlos

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