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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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in einem Rechenalgorithmus« –, die er für den Kern von Pirius’ innovativer Taktik hielt. »Dank dieser beiden tapferen Piloten, Pirius und Dans, verfügen wir endlich über eine Methode, zumindest im Prinzip, den größten Vorteil zunichte zu machen, den die Xeelee uns gegenüber haben: ihre Rechenkapazität. Das muss natürlich weiter untersucht werden, aber Ihnen ist doch klar, dass allein das schon eine Errungenschaft ist, die selbst die kühnsten Träume der meisten Kämpfer in diesem endlosen Krieg übertrifft. Obendrein hat Pirius noch einen Xeelee mitgebracht, einen gekaperten Nachtjäger! Die Informationen, die wir dadurch gewinnen werden, könnten – nein, werden – uns ganz neue Aussichten in diesem Konflikt eröffnen.« Er hielt schwer atmend inne.
    So eine Rede hatte Pirius noch nie gehört. Kein Mensch sprach vom Sieg – jedenfalls nicht von einem Sieg in naher Zukunft. Der Krieg sollte nicht gewonnen, sondern ertragen werden. Der Sieg würde kommen, aber erst in künftigen Generationen. Die hohen Offiziere auf der Bank waren von Nilis’ hochtrabenden Erklärungen ebenso wenig beeindruckt.
    Als Nilis fortfuhr, machte er alles noch tausendmal schlimmer.
    »Meine Damen und Herren, ich fordere Sie erneut dringend auf nachzudenken. Springen Sie über Ihren Schatten! Lassen Sie Ihre kleinlichen Rivalitäten hinter sich! Stimmt es nicht, dass die Soldaten des Grünen Heeres notorische Ressentiments gegen Strike Arm haben, weil deren Basen angeblich so luxuriös sind? Stimmt es nicht, dass Marineoffiziere sich traditionell einbilden, die Kommission habe keine Ahnung, welchem Druck die Soldaten ausgesetzt seien, obwohl die Kommission eine derart wichtige Rolle bei der Führung des Krieges spielt? Und was uns von der Kommission betrifft – sind die Doktrinen wirklich so fragil, dass wir selbst bei einem solch außergewöhnlichen Fall Angst haben, sie könnten zerbrechen? Bei einem Fall, in dem ein tapferer Offizier sich über einen sinnlosen Befehl hinwegsetzt, um seiner Pflicht effektiver nachkommen zu können?…«
    Und so weiter. Als Nilis schließlich aufhörte, alle zu beleidigen, wusste Pirius, dass der Prozess, so er denn jemals zu seinen Gunsten hätte ausgehen können, verloren war.
     
    Das Gericht beriet sich nur kurz. Der Präsident brauchte lediglich ein paar Sekunden, um sein Urteil zu verkünden.
    Pirius Blau wurde für seine krasse Zuwiderhandlung gegen Befehle degradiert und zu einer Strafeinheit an die Front versetzt. Pirius Rot wusste ebenso gut wie jeder andere, dass eine solche Versetzung der Todesstrafe gleichkam. Es schockierte ihn kaum mehr, als das Gericht verkündete, dass die Besatzungsmitglieder Cohl und Tuta wegen ihrer »Komplizenschaft« bei seinen »Verbrechen« Pirius dorthin folgen sollten.
    Dann verkündete der Präsident fast wie aus einem nachträglichen Einfall heraus, dass auch Pirius Rot, die jüngere Version des Piloten, auf einen Strafasteroiden versetzt werde. Die jüngeren Versionen von Cohl, Tuta und Dans erhielten mildere Strafen, wurden aber ebenfalls versetzt.
    Mittlerweile verstand Pirius die Theorie des Zeitparadoxgesetzes. Aber dieses Urteil konnte er einfach nicht begreifen.
    Kaum hatte der Präsident ausgeredet, war Nilis wieder auf den Beinen. Er werde das Urteil anfechten, erklärte er. Und er verlangte, dass sowohl Pirius Rot als auch Pirius Blau bis dahin seinem persönlichen Gefolge zugewiesen würden. Er werde für ihr Verhalten garantieren und sich bemühen, ihre Dienste auf bestmögliche Weise zugunsten der höheren Ziele der Menschheit zu nutzen.
    Das Gericht beriet sich erneut. Offenbar wurde irgendein Handel abgeschlossen. Die Richter stellten Nilis’ Recht, Revision einzulegen, nicht in Abrede. Sie wollten zwar nicht zulassen, dass Pirius Blau als Haupttäter dieses antidoktrinellen Vergehens der verhängten Strafe entging, gaben jedoch als Geste der Nachsicht Pirius Rot, die jüngere Kopie, in Nilis’ Obhut.
    Nilis erhob sich erneut, um dem Gericht ein letztes Mal zornig die Leviten zu lesen. »Nur um es noch einmal festzuhalten: Diese schändliche Farce zeigt im Kleinen, weshalb wir diesen Krieg niemals gewinnen werden. Und damit meine ich nicht nur Ihre verknöcherten Entscheidungsprozesse und Ihre tödliche Rivalität untereinander, sondern auch die simple Wahrheit dieses Falles: dass ein Mann, der einen Xeelee besiegt hat, nicht als Held gepriesen, sondern vor Gericht gestellt und fertig gemacht wird…«
    Es war eine aufwühlende

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