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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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an. Er war kein Dummkopf; tatsächlich hatte man ihn wegen seiner Fähigkeit zum unabhängigen Denken für die Pilotenausbildung ausgewählt. Aber er war noch nie in seinem Leben einem so seltsamen Menschen wie diesem Kommissar begegnet, dessen Worte für ihn einfach keinen Sinn ergaben.
    Verwirrt und desorientiert sehnte er sich nur danach, diesen Raum und das Offiziersland verlassen und in die große, ordentliche Wärme der Kasernenkugel zurückkehren zu können, unter den rauen Stoff seiner Laken, zu Torec, wo er in Sicherheit war.
     
    Pirius musste eine quälende Woche auf den anberaumten Prozess warten. Er versuchte, sich in den profanen Trott seiner Ausbildung zu vergraben.
    Die Bogen-Basis stand unter der Leitung des Ausbildungs- und Drillkommandos, einer Gemeinschaftsunternehmung der Marine und des Grünen Heeres, und jedes hier ausgebrütete Kind wurde in den Dienst bei der Marine hineingeboren. Den meisten war es bestimmt, ihr Leben mit der Ausführung schlichter Dienstleistungen im Verwaltungsbereich oder bei der technischen Reserve zu verbringen. Aber im Alter von acht Jahren wurden einige wenige – sehr wenige – mittels eines erbarmungslosen Test- und Filterprogramms ausgesiebt und in die Offiziersausbildung gesteckt.
    Pirius hatte diese Selektion erfolgreich hinter sich gebracht. Jetzt waren seine Tage angefüllt mit Unterricht in Mathematik, Naturwissenschaften, Technik, Taktik, Spieltheorie, Maschinenbau, galaktischer Geografie, Multi-Spezies-Ethik, ja sogar doktrineller Philosophie – und mit einem umfangreichen Programm zur körperlichen Entwicklung. Doch am Ende stand die Aussicht, der Marine in einer ranghöheren und verantwortlichen Position zu dienen, vielleicht als Angehöriger des technischen oder administrativen Bodenpersonals, besser noch in einer der heiß begehrten Fliegerrollen – und am allerbesten in der Funktion, die Pirius bestimmt war, wie er bereits wusste: als Pilot. Hatte man Erfolg, bestand anschließend die Möglichkeit, in eine Führungsposition aufzurücken; wurde man als Invalide ausgemustert, konnte man damit rechnen, eine Aufgabe am Boden oder sogar im Ausbildungskommando selbst übertragen zu bekommen, wie Captain Seath.
    Junge Menschen, denen man von Geburt an eingetrichtert hatte, wie wichtig Pflichterfüllung war, konnten sich kein besseres Leben vorstellen.
    Mit all dem war es jedoch Essig, wenn Pirius bei seiner Ausbildung versagte, ganz egal, welches Schicksal ihm das Überlichtvorherwissen zuschrieb. Also bemühte er sich, weiter seiner Arbeit nachzugehen. Aber er war nicht richtig bei der Sache, und als sich herumsprach, in welch übler Lage er sich befand, hielten seine Freunde und Rivalen – selbst Torec -Abstand zu ihm.
    Er war erleichtert, als der Prozess schließlich begann. Doch trotz Nilis’ Zuversicht lief er nicht gut.
    Die Verhandlung fand in einem speziellen Gerichtssaal statt, einem sphärischen Raum in der Nähe des geometrischen Zentrums von Offiziersland. Die Richter, Gerichtsdiener, Ankläger und Rechtsanwälte, Zeugen und Angeklagten nahmen ihre Plätze in übereinander angeordneten Sitzen um den Äquator der Kugel herum ein. Der zentrale Bereich blieb frei, damit dort virtuelle Beweise vorgelegt werden konnten. Dem Brauch wie auch dem Koalitionsgesetz gemäß saßen Vertreter vieler großer Institutionen der Menschheit auf der Richterbank: der Kommission natürlich, des Grünen Heeres, das über das Schicksal der Millionen an die Steinbrocken gebundener Infanteristen gebot, und der Marine, zu der Pirius Blaus Strike-Arm-Sektion gehörte.
    Vor der Eröffnung des Verfahrens unterwies sie der Gerichtspräsident, ein grauhaariger Heeresgeneral, im formgerechten Gebrauch der Sprache, insbesondere in der Verwendung historischer Tempi zur Schilderung von Ereignissen, die in der »Vergangenheit« von Pirius Blaus persönlicher Zeitlinie geschehen waren, für das Gericht jedoch noch in der Zukunft lagen.
    Nilis beugte sich zu Pirius Rot hinüber. »Selbst unsere Sprache ist damit überfordert, der Realität der Zeitparadoxa gerecht zu werden«, sagte er. »Aber wir geben uns Mühe, wir geben uns Mühe!«
    Anfangs war es gar nicht so schlimm: Es war sogar interessant. Auf die Aufforderung eines Anklägers hin kommentierte Pirius Blau, der Pirius aus der Zukunft, eine bunte virtuelle Dramatisierung des fraglichen Ereignisses, die sich am Schiffslogbuch und den Augenzeugenberichten der Besatzung orientierte. Das Gericht sah Pirius’ Rückzug unter

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