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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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wird.«
    »Keine Sorge. Ich entlasse sie als dienstuntauglich.« Wenn er das nicht tat, konnte ihr ›mangelnde Moral‹ attestiert werden – in den Kasernen eines der schlimmsten Stigmata, die man sich einhandeln konnte. »Sprich mit Blau«, befahl er Torec. »Er kann es ihr mitteilen.«
    »Danke«, sagte sie. Sie blickte sich um, und als sie sah, dass der Raum leer war, gab sie ihm einen raschen Kuss auf die Wange. »Sie sind ein guter Mann, Major.«
    Sie eilte hinaus. Pirius schaute ihr verwirrt hinterher.
     
    Pirius Rot beschloss, einen schnellen Abstecher in den Speisesaal zu machen, solange er die Chance dazu hatte. Aber Nilis fing ihn unterwegs ab.
    Selbst hier auf 492 setzte Nilis seine vielschichtigen Forschungen über Chandras Geheimnisse fort, während sich die Staffel zusammenraufte. Aber er stieß immer noch auf verblüffende Hindernisse. »Es ist ungeheuer frustrierend«, pflegte er zu sagen. »Schließlich läuft der Countdown auch für mich. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, werden wir Chandra zerstört haben, bevor wir wissen, was es ist!«
    Heute wollte er zu Pirius’ Erleichterung jedoch nicht über das schwarze Loch sprechen.
    »Ich habe mir die Abschrift eurer Sitzung angesehen«, erklärte der Kommissar. »In Kurzform natürlich.«
    Pirius runzelte die Stirn. »Glauben Sie, es ist falsch, einen Geist in den Schildmeister zu setzen?«
    »Ich weiß nicht, ob es richtig oder falsch ist – und du auch nicht, bevor du es nicht ausprobiert hast. Aber es ist jedenfalls eine gute Idee.« Nilis lächelte. »Seit dem Pluto hast du einen weiten Weg zurückgelegt, Pirius. Ich bin stolz auf dich. Du entwickelst allmählich die Fähigkeit, dich über deine ersten Reaktionen, deine Konditionierung hinwegzusetzen. Ich glaube, das nennt man Reife.«
    Nun ja, vielleicht. Pirius hatte die Angelegenheit vor der Sitzung gründlich durchdacht; ihm war klar, dass er die Möglichkeit zur Diskussion stellen musste. Er redete sich ein, dass er einfach nur keine Skrupel hatte, den Geist einzusetzen: Der Job musste erledigt werden, egal wie. Der Pluto war weit weg, der Aufenthalt dort lag Wochen zurück. Trotzdem war es seltsam gewesen, Bürde und Hoffnung hinter einem Silbergeist herlaufen zu sehen, als dieser den Raum verließ; Blaus Gesicht, ein kalter Spiegel seines eigenen, war wie sein Gewissen gewesen. War er seit dem Pluto wirklich gereift? Oder war er durch den Kontakt mit Erdenwürmern verdorben worden, wie Blau ihm immer wieder erklärte?
    »Wenn ich darf, wäre ich gern bei diesem bemerkenswerten Flug morgen dabei«, sagte Nilis. »Als virtueller Passagier, meine ich«, fügte er hastig hinzu.
    »Warum? Weil er historisch ist?« Pirius, überlastet und überarbeitet, war irritiert. »Ehrlich gesagt, Kommissar, ich glaube, nur die wenigsten von uns denken momentan an die Geschichte.«
    Nilis zwinkerte. »Aber die Geschichte hört nie auf, an euch zu denken, Pilot.«
    Bei diesen Worten überlief Pirius aus irgendeinem Grund ein kalter Schauer. »Gut möglich, dass am Ende keine einzige flugtaugliche Crew übrig bleibt«, sagte er düster. »Heute haben wir schon wieder jemanden verloren.«
    »Tili Drei? Ich weiß. Aber du hast das Richtige getan, Pirius. Du hast Mitgefühl gezeigt.« Nilis lächelte, und sein Gesicht wurde ein wenig faltig. »Ich bin kein Militär, aber ich glaube, das nennt man ›Führungsstärke‹. Ich habe das Gefühl, wenn du so weitermachst, wirst du einer dieser sturen, loyalen, verlässlichen, inspirierenden Narren, denen Soldaten schon immer gefolgt sind – zu Ruhm und Ehre oder in den Tod.«
    Zutiefst verlegen wandte Pirius den Blick ab. »Davon weiß ich nichts, Sir.«
    »Natürlich nicht, natürlich nicht.« Nilis starrte Pirius mit seinen großen, feuchten Augen an, und sein ausdrucksvolles Gesicht war von Sorgen gefurcht. »Und wie fühlst du dich selbst?«
    »Es geht mir gut«, fauchte Pirius. Er sah Nilis einen Moment lang trotzig in die Augen, doch als dieser auf mehr wartete, gab er nach. »Ich tue mein Bestes«, sagte er. »Es gibt nur so viel zu tun.«
    Nilis legte ihm seine warme, schwere Hand auf die Schulter. »Hör mal zu. Du tust alles, was man von dir verlangen kann. Wenn es dir gelänge, mit deinen hastig zusammengewürfelten Crews aus Veteranen und Außenseitern ein solch anstrengendes Trainingsprogramm zu absolvieren, und das auch noch in ein paar Wochen – also, allein das wäre schon eine gewaltige Leistung, ganz gleich, was bei der Mission herauskommt.«

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