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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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kam, blaffte sie: »Drei. Lethe, Mädchen, wach auf!«
    Tili Drei meldete sich. »Äh – Pilotin, Navigatorin. Entschuldigung…«
    »Entschuldige dich nicht. Tu einfach deine Arbeit.« Sie warf einen Blick auf ihre Displays. »Aufprall in dreißig Sekunden. Neunundzwanzig…«
    Cabel, siebzehn Jahre alt, war sehr talentiert und hatte seine Ausbildung für diesen Flug innerhalb von Tagen abgeschlossen. Er war eines von Pirius Blaus »Rattenbabys«, wie Pirius Rot es ein wenig säuerlich ausdrückte – Leute, die Pirius’ älteres Ich vor der tödlichen Knechtschaft auf Quin gerettet hatte. Torec, die intensiv mit Cabel zusammengearbeitet hatte, hielt Blaus Urteil für richtig.
    Tili Drei war ein weiteres Rattenbaby – aber bei ihr lag der Fall anders. An sich war sie, wenn überhaupt, noch klüger als Cabel. Obwohl sie ihre Grundausbildung zur Navigatorin nicht abgeschlossen hatte, war sie von Pirius Blau in die Staffel gedrückt worden und nun in Torecs Besatzung gelandet. Torec zweifelte nicht an ihrer elementaren Begabung – im Klassenzimmer. Aber auf diesen Trainingsflügen – Lethe, sogar bei den Sims – brachte sie es einfach nicht. Und so schien es auch jetzt zu sein.
    Die Kräuselungen spülten durch den Tunnel auf sie zu. Es waren starke Gravitationswellenpulse. Torec sah, wie die Schiffe an der Spitze von einer Seite zur anderen geworfen wurden, gleich treibendem Schmutz auf turbulentem Wasser. Sie machte sich bereit.
    Die Raumzeitflut erfasste sie. Die Sterne um sie herum schäumten. Das Schiff stampfte so heftig, dass sie es trotz der Trägheitsabschirmung in den Gedärmen spürte. Sie bemühte sich, ihre Position zu halten.
    Das Problem bestand darin, dass der Grav-Schild prinzipiell instabil war. Nein, schlimmer, er war an sich schon eine Instabilität, ein moussierender, nichtlinearer Defekt in der Raumzeit. Allein aus diesem Grund pflanzte er sich fort wie eine brechende Welle. Wenn man ihn nach der Aktivierung sich selbst überließe, würde er auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen und sich dann in einer spektakulären Explosion zerstreuen, die einem die Knochen zum Klappern brachte – oder er würde wieder auf Unterlicht kollabieren und seine Energie verzetteln. Der sich fortpflanzende Grav-Schild war ein Chaosrand-Phänomen und musste vom Schildmeister kontinuierlich gezügelt werden, wenn er ein zusammenhängendes Gebilde bleiben sollte.
    Doch selbst hier, in der ruhigen, flachen Raumzeit um die Bogen-Basis, war es nahezu unmöglich, alles zusammenzuhalten. Hinter dem Schild herzufliegen bedeutete eine ständige Anstrengung, selbst wenn alles gut ging. Wenn der Schild auch nur wackelte, tanzten die Schiffe in seinem Kielwasser wie Staubkörnchen. Auch die Schiffe selbst waren schwer unter Kontrolle zu halten. Theoretisch war das Prototypstadium vorbei und sie befanden sich in der Erprobungsphase; die Konfiguration dieser mit den neuen Technologien des Projekts ausgerüsteten Schiffe entsprach jener, mit der sie ins Zentrum der Galaxis fliegen sollten. Aber die ersten Exemplare waren erst vor zehn Tagen aus Hoffnungs Werkstätten gekommen; es waren hastig zusammengestoppelte Konstruktionen, und so flogen sie sich auch.
    Torec hatte es besonders schwer. Sie war nicht die beste Pilotin in der Triumph-Staffel, damit fand sie sich ab. Und sie gehörte zu Blaus Schwarm. Vermutlich wegen ihrer komplizierten Vergangenheit – sie war in einer anderen Zeitlinie mit Blau zusammen gewesen und war jetzt mit seinem jüngeren Ich zusammen – hatte Blau ihr die härtesten Aufgaben, die schlechtesten Schiffe, die unerfahrensten Besatzungsmitglieder zugeteilt. Und sie wusste, sie würde nie eine Chance bekommen, die prestigeträchtigste Aufgabe zu übernehmen, nämlich den Schildmeister selbst zu fliegen. Nun, sie würde nicht versagen. Heute nicht.
    Als überall in ihrer Kabine rote Felder aufflammten, packte sie ihre Steuerelemente und versuchte, das Schiff zu stabilisieren. Aber es schlingerte; seine Trägheitsmomente stimmten ganz und gar nicht. Mit der großen Last seiner Singularitätskanone befrachtet, reagierte es enorm schwerfällig; es war, als liefe sie mit einem vollen Rucksack auf dem Rücken.
    Als sie glaubte, das Schiff wieder im Griff zu haben, rief sie: »In Ordnung. Navigatorin, hier ist die Pilotin. Setz einen Kurs, der uns hier rausbringt.«
    Sie bekam keine Antwort. Als Torec aus ihrer Kapsel schaute, sah sie Drei in ihrer Blase sitzen, angeschnallt wie ein Spielzeug, umgeben von

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