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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Boote.
    »Natürlich, natürlich«, sagte Nilis leise. »Weshalb legen Sie uns nicht Ihre Sicht des Problems dar, Captain?«
    Der Captain drehte seinen beeindruckenden haarlosen Kopf zu Pirius. »Wir unterstützen Ihr Projekt, Major. Das ist unsere Aufgabe. Aber Sie müssen einsehen, dass es da praktische Schwierigkeiten gibt. Seit tausend Jahren – tausend Jahren, Sir! – haben wir diese Basis bearbeitet, poliert und geschliffen, bis sie perfekt für ihren Zweck geeignet war, nämlich einen großen Schlag gegen den Feind zu führen. Nun verlangen Sie von uns, dass wir das ändern. Wir sollen Löcher in unsere Wände reißen – wir sollen Geräte installieren, die so neu sind, dass sie nicht einmal an unsere Ausrüstung angeschlossen werden können!« Er hob die Hände. »Selbstverständlich müssen wir die Herausforderung des Neuen akzeptieren. Ich bitte nur um etwas Zeit, wiewohl ich mir darüber im Klaren bin, dass Sie unter großem Termindruck stehen, um eine abgewogene und wohl überlegte Reaktion…«
    Er sprach flüssig und gewandt; ein Satz ging so nahtlos in den nächsten über, dass Pirius keine Möglichkeit sah, seinen Redestrom zu unterbrechen. Und seine Worte klangen so plausibel, dass Pirius sich nach einer Weile dabei ertappte, wie er ihm hilflos zustimmte. Natürlich war es unmöglich, diese neuen Ideen hier in die Praxis umzusetzen; wie konnte man da anderer Meinung sein?
    Schließlich gelang es Nilis, Bootes Monolog zu unterbrechen. »Wenn ich so sagen darf, Captain, ich glaube, hier liegt ein Versagen der Vorstellungskraft vor. Sie und Ihre Vorgänger sind schon so lange hier und befolgen loyal die vor langer Zeit festgelegten Gebote – mir scheint, keinem von Ihnen ist so richtig klar, dass mit all dem eines Tages Schluss sein muss.«
    Boote fiel die Kinnlade herunter. Aber dann schüttelte er den Kopf. »Wenn es meine Generation ist, der das Privileg zuteil wird, die Mission des Orion-Steins zu erfüllen, werde ich die Gelegenheit mit beiden Händen ergreifen…« Erneut redete er weiter. Aber es klang nach wie vor wie eine einstudierte Rede, und Pirius erkannte, dass der Captain selbst kein Wort von dem glaubte, was er da sagte.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung zog Captain Marta eine Faustfeuerwaffe. Darc griff danach, aber Marta feuerte ihren Schuss ab. Boote wurde in den Arm getroffen. Es war eine Projektilwaffe, und der Aufprall schleuderte ihn rückwärts aus seinem Stuhl und gegen die Wand. Einen Moment lang zappelten seine spindeldürren Beine auf komische Weise in der Luft, während seine Berater um ihn herumflatterten.
    Als sie ihn aufgerichtet und wieder auf seinen Stuhl gesetzt hatten, presste er die Hand auf einen sich ausbreitenden Blutflecken auf seinem rechten Oberarm. Sein Gesicht war von Zorn und Furcht gerötet.
    Nilis war so schockiert, dass er in ein kraftloses Schweigen verfiel. Pila war beim Knall des Schusses nicht einmal zusammengezuckt; mit leicht verärgerter Miene wischte sie Blutspritzer von ihrem Ärmel. Hoffnung und Torec gaben sich alle Mühe, nicht laut loszulachen.
    Boote zeigte mit einem zitternden Finger auf Marta. »Sie haben mich niedergeschossen!«
    »Eine Fleischwunde«, sagte sie. »Eine halbe Stunde im Lazarett, und Sie sind wieder in Ordnung.«
    »Dafür werde ich Ihnen die Haut vom Rücken peitschen lassen.«
    »Das ist Ihr gutes Recht, Sir«, sagte Marta gelassen. »Aber ich dachte, ich sollte ein wenig Realität in die Diskussion einführen. Dies ist real, Captain. Der Himmel fällt wirklich herunter.«
    Pirius starrte sie an. Dann, als das Schweigen sich in die Länge zog, erkannte er, dass es an ihm war, das Wort zu ergreifen. Er wandte sich an Boote. »Captain, es ist mir leider nicht möglich, die Sitzung zu vertagen. Die Zeit ist zu knapp. Ich werde dafür sorgen, dass Captain Marta sich später für alle Vorwürfe verantwortet, die Sie gegen sie erheben möchten. Commander Darc, würden Sie sie vorläufig in Gewahrsam nehmen?«
    Darc neigte ironisch den Kopf.
    »Captain Boote, Sie sind entschuldigt, damit Sie diesen Kratzer versorgen lassen können. Wen möchten Sie in der Zwischenzeit als Ihren Vertreter in den weiterlaufenden Verhandlungen nominieren?«
    Danach ging alles viel besser.

 
49
     
     
    Der Ärger fing auf die harmloseste, profanste Weise an: mit Abfallproblemen.
    Für viele Quagmiten-Arten hatte entsorgter Abfall die Form komprimierter Materie: Quarks und Gluonen, die zu Baryonen – Protonen und Neutronen –

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