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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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zusammengepresst waren. Man konnte sogar ein paar simple Nuklei finden, wenn man darin herumwühlte. Aber das Universum war immer noch zu heiß, als dass solche Strukturen lange stabil geblieben wären, und der Abfall zerfiel rasch, sodass seine Substanz ins größere Quagma-Bad zurückkehrte.
    Doch als das Universum sich nun abkühlte, änderte sich die Lage. Die Haufen klebriger Protonen-Neutronen-Kacke wollten sich einfach nicht mehr so leicht auflösen wie früher. Riesige, hartnäckig resistente Klumpen pappten zusammen und mussten aufgebrochen werden, damit sie ihre einzelnen Quarks freigaben. Der Energieaufwand war enorm.
    Bald wuchs sich dies zu einer ungeheuren Belastung aus und wurde zur Hauptaufgabe der Zivilisationen. Bürger brachten ihre Besorgnis zum Ausdruck; Autokraten gaben Befehle; in Räten fanden zornige Abstimmungen statt. Es gab sogar Kriege wegen der Abfallentsorgung. Aber das Problem verschlimmerte sich nur.
    Und allmählich kam die schreckliche Wahrheit ans Licht.
    Das abkühlende Universum näherte sich einem weiteren Phasenübergang. Die stetig sinkende Umwelttemperatur würde bald so niedrig sein, dass die Baryonen nicht mehr aufbrachen; der Kombinationsprozess würde zur Einbahnstraße werden. Bald würden sämtliche Quarks und Gluonen, die fundamentalen Bausteine des Lebens, in Baryonen eingesperrt sein.
    Der Trend war unausweichlich, die Schlussfolgerung erschütternd: Diese ungewöhnliche Implosion würde die strahlendsten, schönsten Quagmiten-Ökologien verdorren lassen, und es würde noch nicht einmal jemand übrig bleiben, um es zu betrauern.
    Als sich die Nachricht über die bewohnten Welten ausbreitete, entwickelte sich eine kosmische Eintracht. Liebe und Hass, Krieg und Frieden waren vergessen; an ihre Stelle trat eine ungeheure Forschungsanstrengung, um Möglichkeiten zu finden, die drohende baryogenetische Katastrophe zu überleben.
    Man fand eine Lösung. Archen wurden erbaut: riesige künstliche Welten mit einem Durchmesser von bis zu einem Meter, deren Strukturen robust genug waren, den Zusammenbruch zu überstehen. Es war unbefriedigend; die Baryogenese ließ sich nicht verhindern, und fast alles würde dabei verloren gehen. Aber diese Quagma-Schiffe würden über das Ende der Zeit hinaus weiterfliegen – so sahen es die Quagmiten – und in ihrem künstlichen Bewusstsein die Dichtung einer Million Welten speichern. Es war besser als nichts.
    Als die Zeit knapp wurde, als tote Baryonen das Universum füllten und Zivilisationen zugrunde gingen, brachen die Quagma-Archen auf. Aber das pure Überleben reichte den letzten Quagmiten nicht. Sie wollten, dass man sich an sie erinnerte.

 
50
     
     
    Auf dem Orion-Stein nahm die Zeit für Pirius Rot einen seltsamen Verlauf.
    Die Tage schienen ewig zu dauern, aber die Nächte kamen ihm viel zu kurz vor. Und als diese langen Tage sich zu Wochen häuften, war ihre Gesamtzeit praktisch gleich null.
    Pirius bläute seinen Crews das Zehn-Wochen-Ziel jedes Mal ein, wenn er zu ihnen sprach, und mit der Verdichtung des Trainingsplans und der Beschleunigung der technischen Entwicklungsarbeit nahm die Anstrengung, die jeder investierte, immer fieberhaftere Züge an. Aber die Zeit lief dennoch unerbittlich ab.
    Auf einmal war der Stichtag da.
    Und verging, ohne ein Wort vom Großen Konklave. Ein Tag verstrich, zwei Tage.
    Pirius fand, dass sie die Zeit ebenso gut produktiv nutzen konnten. Die Flugbesatzungen und das Bodenpersonal setzten ihr Training fort. Mittlerweile flogen sie nicht nur mit ihren modifizierten Schiffen endlose niedrige Schleifen an unglücklichen Zielasteroiden vorbei, sondern führten auch umfassende Simulationen mit den Schiffscrews und einem voll besetzten Kommandozentrum durch, wobei alle gemeinsam daran arbeiteten, den Prozeduren den letzten Schliff zu geben. Commander Darcs Erfahrung war von entscheidender Bedeutung dafür – und zu Pirius’ Überraschung erwies sich Pila als aufmerksam und hilfsbereit und zeigte Wege auf, den Informationsfluss zwischen Schiffen und Basis zu verbessern. Selbst sie schien sich nun endlich für die große Anstrengung zu engagieren.
    All dies war so weit ganz nützlich. Aber hinter den Kulissen wurden die Eingeweihten immer nervöser. Selbst jetzt war es durchaus noch möglich, dass ihnen das Große Konklave aus seinen eigenen unerforschlichen Gründen die endgültige Startgenehmigung für die Mission versagen würde.
    Bisher war Nilis erstaunlich ruhig geblieben. Sein

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