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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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müssen den Angriff abblasen.«
    Kimmer war so schockiert, dass es ihm die Sprache verschlug.
    Luru Parz sagte: »Und die restlichen Schiffe…«
    »Rufen Sie sie zurück. Es hat heute schon genug Tote gegeben.«
    Kimmers Miene war bedrohlich. »Drücken Sie sich bitte deutlicher aus, Kommissar.«
    Nilis schwenkte seine Data-Desks. »Ich hab’s Ihnen doch gesagt. Ich weiß jetzt Bescheid!«
    »Was wissen Sie?«
    »Die Wahrheit über Chandra. Die Xeelee leben von dem schwarzen Loch. Aber sie sind nicht allein… «

 
57
     
     
    Die Monaden interessierten sich natürlich nicht im Geringsten für die Menschen, ebenso wenig wie für Quagmiten, Xeelee, Photino-Vögel und die gesamte restliche Menagerie des Universums dieser wie auch jeder anderen Zeit. Aber sie fanden es gut, wenn ihre Universen eine Geschichte hatten; und Lebewesen waren der Quell der interessantesten Sagas.
    Und so übten die Monaden, diese Hebammen der Realität, einen subtilen Selektionsdruck aus, als sie in der Zeit vor der Zeit ihre Sämlingsuniversen aus dem Riff der Möglichkeiten wählten. Sie reicherten nur die viel versprechendsten Blasen im kosmischen Nebel an: Blasen mit einer besonderen, kostbaren Eigenschaft. Einer Tendenz zur Komplexifizierung.
     
    Denkende Wesen, Menschen wie auch andere, würden sich später über die unendliche Fruchtbarkeit ihres Universums wundern – eines Universums, das in jeder Phase seiner Existenz Leben hervorbrachte – und sich fragen, woran das lag.
    Einige von ihnen begriffen mit der Zeit, dass es die dem Universum innewohnende Tendenz zur Komplexifizierung war, der sie die Reichhaltigkeit der Strukturen in seinem Innern verdankten.
    Schlichte Gesetze der Molekularkombination bestimmten das Wachstum solch komplizierter, unbelebter Gebilde wie Schneeflocken und DNA-Moleküle. Aber die Autokatalyse und die Homöostase befähigten simple Strukturen, miteinander in Wechselwirkung zu treten und komplexere Strukturen hervorzubringen, bis Lebewesen in Erscheinung traten, die sich zu immer komplizierteren Entitäten verbanden.
    Dasselbe Muster zeigte sich auch in anderen Bereichen der Realität. Die Schwarmstrukturen von Ameisenkolonien und Koaleszenten-Gemeinschaften entstanden ohne bewusste Planung aus den kleinen Entscheidungen ihrer Drohnen. Selbst in der menschlichen Ideenwelt durchliefen die Strukturen von Religionen, Wirtschaftssystemen und Imperien ihre eigenen Rückkopplungsprozesse und wurden immer reichhaltiger. Sogar mathematische Spiele wie Simulationen künstlichen Lebens, die in Computerspeichern ausgeführt wurden, schienen eine unerschütterliche Tendenz zu zunehmender Komplexität aufzuweisen. Aber schließlich war die menschliche Mathematik ein Spiegel des Universums, in dem sich die Menschen befanden; deshalb funktionierte sie ja.
    Die Komplexifizierung schien unvermeidlich zu sein. Aber sie war es nicht. Man konnte sich durchaus ein Universum ohne diese Tendenz vorstellen.
    Würde die Fähigkeit zur Komplexifizierung plötzlich abgeschaltet, sähe das Universum ganz anders aus. Es würden sich keine Schneeflocken formen, Vögel würden sich nicht zusammenscharen, Ameisen und Koaleszenten würden verblüfft aus ihren sich auflösenden Schwarmbehausungen purzeln. Auf höherer Ebene brächen wirtschaftliche und historische Zyklen auf; es gäbe keine Korallenriffe, keine Wälder. Die großen, vom Leben vermittelten Kreisläufe von Materie und Energie auf einer lebendigen Welt wie der Erde würden kollabieren.
    Aber es gäbe natürlich auch niemanden, der solche Katastrophen beobachten würde, denn ohne die Suche der Komplexität nach Rückkopplungsschleifen und stabilen Prozessen könnten Herzen nicht schlagen und Embryos keine Gestalt annehmen.
    Die Menschen hatten das Glück, in einem Universum zu leben, in dem es keinen Komplexitätserhaltungssatz gab, keine Obergrenze für deren Menge.
    Aber das war nicht zwangsläufig so. Dass das Universum immer komplexer werden konnte, dass überhaupt vielfältige Lebensformen möglich waren, war den Monaden und ihrer subtilen pan-kosmischen Selektion zu verdanken. Die Monaden hatten ein Universum ausgewählt, gestaltet, gehegt und gepflegt, das ewig fruchtbar sein würde und in dem es, so weit der Blick in die Zukunft reichte, keine Grenzen für die Möglichkeiten von Leben und Energie, von Leben und Geist gab.
     
    Während Imperien aufstiegen und zusammenbrachen, während das Universum unaufhörlich eine Möglichkeit nach der anderen Realität werden

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