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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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mehrere zehntausend Jahre dauert, ist schließlich in den paar Jahrzehnten eines Menschenlebens einfach nicht vollständig zu begreifen. Vielleicht muss man sich nicht wundern, dass der Gedanke, man könnte diesen Krieg gewinnen, selbst die Vorstellungskraft unserer ältesten Kommandeure übersteigt.«
    Torec sagte zögernd: »Kommissar?«
    »Ja, mein Kind?«
    »Bitte – was sollen wir tun?«
    Nilis lachte. »Gar nichts. Ihr müsst euch entspannen – betrachtet es als einen Urlaub, denn glaubt mir, wir werden jede Menge zu tun haben, sobald wir zur Erde kommen.« Er klopfte ihnen auf die Schultern. »Für den Augenblick solltet ihr einfach den Flug genießen!« Und er verschwand in seiner Kabine.
    Pirius und Torec wechselten einen verwirrten Blick. Für Marinegören war Freizeit ein unbekannter Begriff. Sie starrten hinaus zu den dahinströmenden Schiffen.
     
    Der nächste Abschnitt der Reise würde der längste sein, ein schnurgerader Flug durch die Spiralarme der Galaxis, sechs Tage lang und nicht weniger als fünfzehntausend Lichtjahre weit, bevor sie ein Auftankdepot bei der Orion-Linie erreichten.
    Im summenden Bauch der Korvette hatten Pirius und Torec noch immer nichts zu tun.
    Am Ende des zweiten Tages waren sie völlig genudelt von dem reichhaltigen Essen. Sie konnten natürlich jederzeit miteinander schlafen, aber selbst das reizte sie immer weniger. Pirius kam der unangenehme Gedanke, dass die Möglichkeit, hier so oft zu vögeln, wie sie nur wollten, der Sache viel von dem Reiz nahm, den ihr Gefummel unter der Decke in der Kaserne gehabt hatte.
    In stillen Momenten am dritten Tag versuchte Pirius, seine Gefühle für Torec zu analysieren.
    Seath war offenkundig davon ausgegangen, dass sie ein festes Paar mit einer starken Beziehung waren. In Wahrheit war Torec jedoch immer nur ein Kumpel gewesen. In letzter Zeit war sie zwar seine Lieblingsbettgenossin gewesen und umgekehrt, aber das hätte sich über Nacht ändern können, ohne dass einer von ihnen traurig oder dem anderen böse gewesen wäre. In der Kasernenkugel war die Auswahl groß, und viele schliefen sich munter durch die Betten. Beim Sex ging es um Sport und ein bisschen um Trost. Jedenfalls waren sie nicht verliebt. Waren sie trotzdem dazu verurteilt, ihr Leben miteinander zu verbringen?
    Natürlich konnten sie mit niemandem über diese Dinge reden – jedenfalls nicht mit dem Kommissar, und die Besatzung hatten sie noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Die Ensigns hatten nur sich selbst.
    Und so gingen sie am vierten Tag naturgemäß aufeinander los.
    Nachdem sie sich stundenlang angeschrien und gestritten hatten, waren sie am fünften Tag erschöpft und voller Reue. In ihrem Bemühen, einander zu verletzen, hatten sie viele Dinge gesagt, die sie nicht so gemeint hatten; am meisten schmerzte Pirius der Vorwurf, er habe Torecs Leben ruiniert, denn er enthielt ein Körnchen Wahrheit.
    Anschließend suchten sie wieder Trost beieinander. Es wurde ein guter Tag, ein Tag voller Zärtlichkeit. Nachdem das Gewitter überstanden war, spürte Pirius, dass sie in ihrer Beziehung eine neue Ebene erreicht hatten. Er begann sich zu fragen, ob irgendwann vielleicht doch so etwas wie Liebe zwischen ihnen entstehen würde.
    Dann aber kam der sechste Tag, ein weiterer Tag in diesem unerwünschten Luxus, und die Reise zog sich weiter in die Länge.
    Am Ende des sechsten Tages flüchtete sich Torec in den Schlaf. Pirius fand jedoch keine Ruhe. Er schlüpfte aus dem Bett, wusch sich mit einem Reinigungstuch und zog eine Uniform an. Torec schlief weiter oder tat zumindest so.
    Pirius fand Nilis in einem Sessel vor der transparenten Hülle, wo er an einem Data-Desk arbeitete, das auf seinen Knien lag. Der Kommissar lächelte Pirius an und lud ihn mit einer Handbewegung ein, in einem anderen Sessel Platz zu nehmen.
    Pirius setzte sich steif hin und betrachtete das Panorama draußen vor dem Fenster.
    Der Überlichtantrieb der Korvette arbeitete gleichmäßig und geräuschlos; er machte viele Sprünge pro Sekunde, und Pirius hatte den Eindruck, dass die weit verstreuten Sterne durch sein Blickfeld glitten. Doch nach jedem Sprung war die Korvette gegenüber dem Bezugsrahmen der Galaxis für kurze Zeit stationär. Deshalb gab es keine jener Geschwindigkeitseffekte, mit denen man bei einem Unterlichtantrieb rechnete, keine Rot- und Blauverschiebung, keine Aberration; sie durchquerten die Galaxis in einer Abfolge von Standbildern.
    Für Pirius war es ein seltsamer

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