Sternenkinder
Pirius«, sagte Seath.
»Was?«
»War nicht meine Idee, Arschgesicht«, fauchte Torec.
Kommissar Nilis kam geschäftig den Korridor entlanggeeilt. Im Gegensatz zu den beiden Ensigns hatte er einiges Gepäck dabei, ein paar Koffer und zwei antik aussehende Roboter, die hinter ihm herschwebten. »Zu spät, zu spät; da bin ich im Begriff, die Galaxis zu durchqueren, und komme schon zum allerersten Schritt zu spät…« Er wurde langsamer und keuchte: »Captain Seath. Danke für Ihre Gastfreundschaft, danke für alles.« Er strahlte Pirius an. »Bereit für dein neues Abenteuer, Pirius?« Dann bemerkte er Torec. »Wer ist das? Eine Freundin, die dir zum Abschied nachwinkt?«
»Nicht ganz«, sagte Seath. »Das ist Ensign Torec. Derselbe Kader wie Pirius, dieselbe Generation. Aber nicht so intelligent.«
Torec zog die Augenbrauen hoch, und Pirius wandte den Blick ab.
»Und warum ist sie hier?«
»Ich habe sie Ihnen zugeteilt, Kommissar.«
»Wieso denn das?«, polterte Nilis. »Ich habe keine Lust, noch einen Ihrer Kindersoldaten mitzunehmen. Die Korvette hat nicht genug Proviant für einen zusätzlichen Esser an Bord…«
»Darum habe ich mich bereits gekümmert.«
»Captain, ich habe keine Verwendung für dieses Mädchen.«
»Sie ist nicht für Sie da. Sondern für Pirius.«
»Für Pirius?«
Seaths Miene war hart und respektlos. »Hören Sie auf mich, Kommissar. Sie bringen diesen Jungen weg von hier, weg von allem, was er kennt, schleifen ihn quer durch die Galaxis zu einem Ort, den er sich wahrscheinlich nicht einmal vorstellen kann.« Sie sprach, als wäre Pirius gar nicht da.
Nilis’ Mund formte ein rundes, schockiertes O, ein Ausdruck, der Pirius allmählich vertraut wurde. »Ich verstehe, was Sie meinen. Aber diese Basis ist so…« Er machte eine Handbewegung. »Inhuman. Kalt. Leblos. Das einzige Grün, das man hier irgendwo sieht, ist der Anstrich von Kriegsschiffen!«
»Und da dachten Sie, unsere Soldaten wären ebenfalls inhuman.«
»Vielleicht, ja.«
Seath sagte: »Wir führen hier einen Krieg; wir können uns keinen Komfort leisten. Aber diese Kinder brauchen Wärme, Menschlichkeit. Und die suchen sie beieinander.«
Pirius’ Wangen brannten. »Sie haben also die ganze Zeit über Torec und mich Bescheid gewusst, Sir.«
Seath antwortete nicht; sie ließ den Kommissar nicht aus den Augen.
Nilis schien ebenfalls verlegen zu sein. »Ich beuge mich Ihrer Weisheit, Captain.« Er richtete seinen onkelhaften Blick auf Torec. »Eine Freundin von Pirius ist auch meine Freundin. Und wir werden bestimmt etwas Nützliches zu tun finden.«
Torec starrte ihn an. Die Ensigns waren es nicht gewöhnt, dass jemand so mit ihnen redete. Sie wandte sich an Seath. »Captain…«
»Ich weiß«, sagte Seath. »Sie haben Ihr ganzes Leben lang versucht, in die Offiziersausbildung zu gelangen. Sie haben es geschafft, und jetzt das. Nun, der Kommissar hier hat mir versichert, dass Pirius bei ihm seine Pflicht erfüllen wird, und zwar auf eine Weise, die sich sogar auf den Verlauf des Krieges auswirken könnte. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie«, fügte sie kalt hinzu. »Aber wenn es stimmt, ist klar, was Ihre Pflicht ist, Ensign Torec.«
»Sir?«
»Dafür zu sorgen, dass Pirius nicht den Verstand verliert. Keine Diskussion«, fügte Seath mit leiser Drohung hinzu.
»Jawohl, Sir.«
Nilis machte ein paar rasche Schritte nach vorn. Seine Hände flatterten. »Also, wenn das geklärt ist – kommt, kommt, wir müssen uns beeilen.« Er ging durch die offene Luke voran ins Schiff.
Captain Seath starrte die Ensigns noch eine letzte Sekunde an, dann wandte sie sich ab.
Pirius und Torec folgten Nilis an Bord der Korvette. Mürrisch vermieden sie es, sich in die Augen zu schauen.
Natürlich waren sie schon früher zu Trainingszwecken an Bord von Marineschiffen – Transportern und Linienschiffen – gewesen, aber noch nie auf einem so feudalen wie diesem. Und es war sauber. Es roch sogar sauber.
Der Boden des Korridors, der am eleganten Rückgrat des Schiffes entlang verlief, war mit Teppichen ausgelegt. Eine Zwei-Personen-Crew arbeitete hinter einem verschlossenen Schott in der Spitze der nadelförmigen Hülle. In der bewohnbaren Zentralsektion war die Außenhülle transparent, und wenn man in die Sektionen hinter dem rückwärtigen Schott blickte, sah man die verschwommenen Umrisse von Triebwerken. Zwei Abteile waren jedoch von undurchsichtigen Wänden umschlossen.
Nilis dirigierte seine schwebenden Koffer
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