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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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in eine dieser Kabinen. Er sah die Ensigns unsicher an, dann öffnete er die Tür des anderen undurchsichtigen Abteils. »Diese Kabine war für dich gedacht, Pirius. Jetzt wird sie wohl für euch beide reichen müssen.« Es gab nur ein Bett. »Tja«, sagte er barsch. »Ich überlasse es euch, das zu regeln.« Dann eilte er, absurderweise verlegen, in seine eigene Kabine und schloss die Tür hinter sich.
    Die Kabine war ebenfalls mit Teppichen ausgestattet. Sie wurde von dem Bett beherrscht, das mindestens doppelt so breit war wie die Kojen, an die sie gewöhnt gewesen waren. Pirius erspähte Uniformen in einem Kleiderschrank, und auf einem kleinen Tisch standen Schüsseln mit einer bunt gefärbten Nahrung.
    Sie sahen sich an.
    »Ich habe nicht darum gebeten, mitfliegen zu dürfen«, sagte Torec. Sie klang wütend.
    »Ich habe nicht nach dir verlangt.«
    »Ich hab was Besseres zu tun, als dein Betthäschen zu spielen.«
    »Da wäre mir ja dieser fette alte Kommissar noch lieber«, blaffte Pirius.
    »Vielleicht ist es ja das, was er will.«
    Sie starrten sich eine Sekunde lang an. Dann brachen sie beide in Gelächter aus.
    Torec stopfte sich eine Hand voll von der Nahrung in den Mund. »Mm-mh. Süß.«
    »Ich wette, das Bett ist weich.«
    Immer noch lachend, liefen sie aufeinander zu und rissen sich die Kleider vom Leib. Im Gegensatz zu den gewohnten rauen Overalls der Bogen-Basis waren die neuen Uniformen Offiziersklasse; sie krochen vom Boden weg, auf den sie achtlos fallen gelassen worden waren, schlüpften in den Schrank und begannen mit einem lautlosen Prozess der Selbstreinigung und Reparatur.
     
    In dem Raum gab es alles, was sie brauchten: Nahrung, Wasser, Reinigungstücher, sogar eine Toilette, die kunstvoll hinter einer Vertäfelung verborgen war. »Anscheinend geben Offiziere und Kommissare nicht gern zu, dass sie scheißen«, sagte Torec trocken, als sie das entdeckten.
    Stundenlang blieben sie einfach in ihrer Kabine, unter den Decken oder darauf, und aßen und tranken, so viel sie konnten. Sie wussten, dass sie die Gelegenheit nutzen mussten. Bald genug würde jemand kommen und ihnen alles wegnehmen; so war es immer.
    Aber es kam niemand.
    »Was meinst du, wie lange es dauert, bis wir da sind?«
    Ihr Kopf lag auf Pirius’ Arm, und er naschte winzige purpurrote Süßigkeiten von ihrem nackten Bauch. »Wo?«
    »Auf der Erde.«
    Er dachte darüber nach. Selbst jetzt, über zwanzigtausend Jahre nach dem ersten interstellaren Ausflug der Menschheit, war eine Reise quer durch die Galaxis kein alltägliches Unternehmen. »Die Erde ist achtundzwanzigtausend Lichtjahre vom Zentrum entfernt.« Jeder wusste das. »Der Überlichtantrieb macht zweihundert Lichtjahre pro Stunde. Also…«
    Im Rechnen war Torec immer schnell gewesen. »Ungefähr sechs Tage?«
    »Aber wir kommen nicht so weit, ohne zwischendurch aufzutanken, nicht mit einem Schiff dieser Größe. Die doppelte Zeit für Zwischenstopps?«
    Sie fuhr die Mittellinie seiner Brust nach. »Was glaubst du, wie es dort ist?«
    »Auf der Erde? Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Das stimmte. Für Marinegören wie Pirius und Torec war die Erde ein Name, ein fernes Ideal – das, wofür sie kämpften. Aber sie hatten nie etwas über die Erde selbst erfahren. Wozu auch? Keiner von ihnen würde jemals dorthin kommen. Die Erde war ein Totem. Man stellte sie sich nicht als einen Ort vor, wo Menschen lebten.
    »Und was will Nilis nun von dir? Was sollst du tun?«
    »Den Krieg gewinnen.« Er lachte. »Er erzählt mir nichts.«
    »Vielleicht arbeitet der Kommissar ein Trainingsprogramm für uns aus.«
    »Ja, vielleicht.« Das war ein tröstlicher Gedanke. Sie waren es gewohnt, dass jede wache Sekunde von jemand anderem verplant wurde. Natürlich stöhnten alle pausenlos über das Regime, aber Pirius musste sich eingestehen, dass es beruhigend wäre, wenn ein munteres Klopfen an der Tür ertönen und der Kommissar ihnen ihre Befehle erteilen würde.
    Doch vierundzwanzig Stunden verstrichen, und sie hörten immer noch kein solches Klopfen.
    Langsam fühlten sie sich unbehaglich. Es fiel ihnen sogar schwer zu schlafen. Sie waren es nicht gewohnt, auf diese Weise eingeschlossen, isoliert zu sein. In der Bogen-Basis, wo sie aufgewachsen waren, hatten sie ihr ganzes Leben in riesigen offenen Schlafsälen wie dem in der Kasernenkugel verbracht, wo man immer abertausend andere um sich herum sah, die aßen, schliefen, spielten, sich prügelten und herummeckerten. Alle dort

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