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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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als ›der Mann, der die Galaxis ernährte‹, verfüge ich nun natürlich auch über den Spielraum, der es mir erlaubt, meinen Garten zu pflegen. Komm, ich zeige ihn dir. Keine Angst; du brauchst dir nicht die Hände schmutzig zu machen…«
    Nilis’ »Garten« beschränkte sich auf die Betontröge und war nicht sonderlich einnehmend. Er bestand nur aus teilweise miteinander verfilzten Knäueln, Klumpen und Spindeln von Grün, Karmesinrot und Schwarz. Alles war klein und kompakt und wirkte robust.
    Nilis beobachtete Pirius’ Reaktion. »Und, was meinst du?«
    Pirius zuckte die Achseln. »Das Einzige, was ich von der Natur kenne, sind Ratten und die Algen, die man aus den Belüftungskanälen kratzen muss, und für die hegt niemand liebevolle Gefühle.«
    Nilis lachte. »Na ja, für meine kleine Sammlung hier hegt auch niemand liebevolle Gefühle. Man könnte wahrscheinlich sagen, es ist Unkraut.« Er hob ein dürres Gewächs hoch, einen grünen Stiel, der von einer leuchtend gelben Blume gekrönt wurde. »Das ist offensichtlich eine einheimische Pflanze. Ihr Chlorophyllgrün ist das Symbol der Menschheit geworden, nicht wahr? – Obwohl wir versuchen, sie zu zertreten, wo immer wir sie finden. Welch eine Ironie! Natürlich kennen wir ihre Biochemie, aber den Namen, den unsere Vorväter ihr gaben, haben wir längst vergessen. Ich habe sie im Herzen der Stadt gefunden – im Herzen von Lunn-dinn, genau hier. Angeblich haben wir unseren Planeten voll unter Kontrolle, Ensign: Wir haben ihn zubetoniert, und er wird so effizient wie möglich von den Nanobots gemolken. Doch selbst in den Städten, wo der Beton Risse bekommt, sammelt sich ein bisschen Erde. Und wo Erde ist, wachsen Pflanzen, ob man es will oder nicht. Aber schau dir das hier an.« Nilis zog ein paar Blätter aus einem Vegetationsknäuel: Eines hatte eine hübsche ovale Form, war aber pechschwarz, das andere war beinahe quadratisch und tiefrot. »Dieses Schwarzblatt habe ich auf der Erde gefunden – aber es ist keine einheimische Pflanze! In Wahrheit stammt es von einem Planeten von Tau Ceti. Und dieses Rotblatt ist ebenfalls nicht von hier; es kommt aus einem tausend Lichtjahre entfernten System. Ich bezweifle, dass diese kleinen Geschöpfe absichtlich hierher gebracht wurden; sie haben den Weg vielleicht als Sporen in den Wiederaufbereitungsanlagen von Sternenschiffen oder in den Nebenhöhlen ahnungsloser Reisender zurückgelegt. Allerdings stammen sie beide von Welten, die im Grunde erdähnlich sind, Welten von Hauptreihensternen mit Kohlenstoff-Wasser-Chemie, sonst könnten sie hier nicht überleben.
    Doch selbst auf so erdähnlichen Welten kann sich das Leben radikal anders entwickeln. All diese Blätter betreiben Fotosynthese; sie alle sammeln Energie aus dem Sonnenlicht. Aber nur das irdische Leben benutzt Chlorophyll; die anderen verwenden verschiedene Chemikalienkombinationen – deshalb sind sie nicht grün. Interessant; man sollte meinen, dass dieses Schwarz sogar die effizienteste Farbe für Sonnenlichtsammler ist… Auf jeder Welt entsteht Leben, das allem anderen Leben im Universum gleicht und doch anders ist. Sobald es entstanden ist, wird es auf unterschiedliche Weise komplexer, entwickelt sich unablässig weiter, bis es eine Welt gefüllt hat. Und dann kommen wir mit unseren Sternenschiffen und Expansionen daher, vermischen es und machen es noch komplexer.«
    Pirius runzelte die Stirn. »Wenn ihre biochemische Basis so unterschiedlich ist, können sie einander nicht fressen.«
    »Ja, das stimmt. Aber diese Pflanzen koexistieren trotzdem. Zuallermindest konkurrieren sie um dieselben physikalischen Ressourcen – etwa um das Sonnenlicht, oder um Platz im Erdreich; wer am schnellsten wächst, gewinnt. Es mag Gründe geben, etwas zu fressen, selbst wenn es dabei nicht um die Biochemie geht; die Konzentration eines lebenswichtigen Minerals vielleicht, das von der Beute gebunden wird… Und schau dir das an.« Er ging zu einem anderen Trog und zeigte Pirius eine Art Spalier, nicht mehr als zehn Zentimeter hoch, bedeckt mit winzigen schwarzen Blättern, über die eine grüne Pflanze drapiert war. »Das Miniaturspalier ist ein Baumanalogon aus dem Deneb-System«, sagte Nilis, »und die grüne Pflanze ist eine Bohne von der Erde. Die Bohne hat gelernt, das Gerüst als Stütze zu benutzen. Und das Spalier benutzt die Bohne wahrscheinlich für ihre eigenen Zwecke, vielleicht um andere denebianische Lebensformen anzulocken; das habe ich noch nicht

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