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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Immerhin musste er bereits die nicht aufbereitete Erdatmosphäre atmen. Sie erschien ihm frisch, ein bisschen kühl, und sie trug seltsame Düfte heran: einen scharfen, unbekannten, aber trotzdem irgendwie vertrauten Geruch. Einen grünen Geruch: Der Gedanke kam ihm wie von selbst. Ohne noch länger zu zögern, ging er durch den Raum zur Tür und trat hinaus auf die Plattform dahinter.
    Licht schlug ihm brutal ins Gesicht, heiß und intensiv. Es kam von einer Sonne, die so grell war, dass er es nicht ertragen konnte, in ihre Richtung zu schauen. Aber etwas am Himmel fiel ihm auf. Er war blau, stellte er fassungslos fest. Dicke, flauschige, unregelmäßig geformte Objekte mit grau verschatteter Unterseite schwebten an diesem Himmel. Sie waren bestimmt so groß wie Sternenschiffe. Das mussten Wolken sein, Zusammenballungen von Wasserdampf.
    Nilis stand neben ihm. Seine nunmehr leeren Hände waren schmutzig; unter den Fingernägeln saß schwarzer Dreck. Er lächelte. »Du machst dich gut, Pirius«, sagte er.
    »Ja, Sir.« Pirius schaute sich um. Er stand auf einer Terrasse, einem ausgedehnten Rechteck aus Beton. Ein großer Teil der Terrasse wurde von einer Reihe von Trögen eingenommen, die allesamt schwere schwarze Erde enthielten. Darin wuchs etwas: Pflanzen, nahm Pirius an, mit grünen, blutroten und schwarzen Blättern. Kleine Werkzeuge lagen überall herum. Obwohl Wartungsroboter hoffnungsvoll in der Nähe schwebten, hatte Nilis – barfuß, schwitzend, schwarze Ränder unter den Fingernägeln – diesen kleinen Garten offenbar eigenhändig gepflegt.
    Jenseits der Terrasse fiel das Land zum vorbeiströmenden Fluss ab, dessen Oberfläche wie die Haut eines riesigen Tieres glänzte. Pirius kam sich klein und nackt vor.
    »Also«, fragte Nilis, »was denkst du?«
    »Der Himmel«, sagte Pirius.
    »Ja?«
    »Er ist blau. Das habe ich nicht erwartet.«
    Nilis dachte darüber nach. »Nein. Wie auch.« Er wischte sich die Stirn ab und hob das Gesicht; das Sonnenlicht schien die in seine Stirn geätzten Falten zu glätten. »Selbst wenn man alles über die Physik des Lichts wüsste, Pirius, würde man nie auf die Idee kommen, dass ein Himmel blau sein könnte. So ausgelaugt die Erde auch ist, sie erinnert uns immer wieder an unsere Grenzen, unsere Menschlichkeit.«
    »Ausgelaugt?«
    »Schau noch einmal hin, Pirius. Was siehst du noch da oben, jenseits der Himmelskuppel?«
    Pirius beschirmte die Augen gegen die Sonne. Wohin er auch schaute, überall glitten Funken vorbei. »Schiffe«, sagte er.
    Nilis zeigte auf einen kaum sichtbaren dahinschwebenden Tetraeder, weiß vor dem Blau. »Siehst du das? Das ist eine Schneeflocke: Ihre Erbauer – die ›Schneemänner‹, wie die Assimilatoren sie nannten – lebten weit draußen im Halo der Galaxis. Vor einer Milliarde Jahren haben sie ihre riesigen Artefakte gebaut, um die langsame Abkühlung des Universums aufzuzeichnen. Wir haben die Schneemänner vernichtet und ihre Technologie konfisziert. Jetzt kreisen Schneeflocken in einer großen Hülle, die bis zur Mondumlaufbahn reicht, um die Erde: Es sind vermutlich Wachstationen, die auf irgendeine bedrohliche Aktion der Xeelee warten – aber diese riesigen Augen sind auch auf die Erde gerichtet und halten Ausschau nach Anzeichen für die Rebellion oppositioneller menschlicher Fraktionen. Ach, mach nicht so ein überraschtes Gesicht; es gibt immer jede Menge Rebellen, in jedem Zeitalter.
    Da – siehst du diesen Strom von Schiffen? Nachts sind ihre Formationen leichter zu erkennen, wenn sie in die Umlaufbahn eintreten oder sie verlassen. Weißt du, eine verblüffende Menge des Materials für diesen Krieg kommt von der Erde selbst. Am Äquator gibt es Bergwerke, die das flüssige Eisen im Kern des Planeten anzapfen, um Masse und Energie zu gewinnen. Das Herzblut des Heimatplaneten wird in den Rachen des Krieges gegossen! Angeblich ist die Struktur des Kerns durch diesen Abbau schon so verzerrt, dass das natürliche Magnetfeld der Erde in Mitleidenschaft gezogen ist. Aber keine Sorge. Die Koalition befördert riesige Stationen in eine erdnahe Umlaufbahn, um uns vor einem etwaigen magnetischen Kollaps zu schützen…«
    Wie Pirius inzwischen gelernt hatte, wollte Nilis, dass er offen sprach. Deshalb sagte er mutig: »Ich weiß immer noch nicht genau, was Sie den ganzen Tag lang tun, Kommissar.«
    Nilis lachte. »Da geht’s dir nicht anders als meinen Vorgesetzten.«
    »Aber Ihre Leistungen müssen beachtlich sein.«
    »Weshalb sagst

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