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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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herausgefunden.« Er lächelte. »Verstehst du? Kooperation. Der erste Schritt zu einer interstellaren Ökologie, und alles geschieht zufällig. Es würde mich nicht überraschen, wenn ich in – sagen wir – zehn oder fünfzig Millionen Jahren hierher käme und zusammengesetzte Lebensformen mit Komponenten aus früher durch Lichtjahre getrennten biochemischen Abstammungslinien vorfände. Schließlich sind unsere eigenen Zellen das Ergebnis uralter Zusammenschlüsse von Geschöpfen, die fast genauso unterschiedlich waren, nämlich von Sauerstofffeinden und Sauerstofffreunden.«
    Während Nilis zwischen den kleinen Pflanzen umherschlenderte und jede sanft mit seinen schmutzigen Fingern umfasste, erkannte Pirius plötzlich, wie einsam dieser Mann war.
    »Ich weiß nicht recht, warum Sie mir das zeigen, Sir.«
    Nilis richtete sich auf und massierte sich den Rücken. »Ich wünschte, ich hätte diese Tröge ein bisschen höher bauen lassen! Nur Folgendes, Ensign: Wir leben in einem Universum unendlichen, anscheinend unerschöpflichen Reichtums. Überall wird das Leben komplexer, findet neue Möglichkeiten, sich zu kombinieren, zu konkurrieren, zu leben, erforscht dabei unablässig den Reichtum des Möglichen – und erweitert ihn dabei sogar noch, wie dieses Beispiel zeigt. Früher hat die menschliche Gesellschaft dieselbe Tendenz zunehmender Komplexität aufgewiesen: nicht sonderlich überraschend, schließlich sind wir Kinder dieses reichen Universums. Aber die Druz-Doktrinen leugnen diese Tendenz. Die Doktrinen wollen erreichen, dass wir in Form, Denken und Intentionen stagnieren – bis in alle Ewigkeit, wenn es sein muss.«
    Pirius erwiderte: »Die Doktrinen haben die Menschheit zwanzigtausend Jahre lang geeint und uns bis ins Zentrum der Galaxis geführt.«
    »Daran ist etwas Wahres. Aber so kann es nicht bleiben, Ensign. Die Doktrinen basieren auf etwas Falschem – einer Leugnung dessen, was wir sind. Und das Unkraut, das durch den Asphalt unserer Raumhäfen wächst, ist ein deutliches Indiz für unsere mangelnde Fähigkeit, die Dinge zu kontrollieren. Im sozialen Bereich ist es genauso – denk an die virtuellen Fan-Botschaften, die du bekommen hast! Die Welt ist viel chaotischer, als uns die Propaganda der Kommission glauben machen will.
    Und das ist mein philosophischer Einwand gegen die Doktrinen, Pirius. Deshalb habe ich jahrelang mit aller Kraft nach einem Weg gesucht, wie man diesen Krieg gewinnen kann – bevor wir ihn verlieren, was sonst unvermeidlich wäre. Wenn man sich so umschaut, würde man nicht glauben, dass wir in Gefahr sind. Wir haben uns über die Erde ausgebreitet, die Natur versklavt und eine ganze Galaxie besiedelt. Wir sind stark, wir sind geeint – aber das alles basiert auf einer Lüge, es ist alles schrecklich fragil, und es könnte alles furchtbar leicht in die Brüche gehen.«
    Pirius hörte ein leises, klatschendes Geräusch. Verwirrt schaute er nach unten. Kleine dunkle Kreise sprenkelten die Betonplattform: Wasserflecken. Dann spürte er, wie ihm Tröpfchen auf die bloße Haut, die Hände, die Stirn, sogar die Haare prasselten. Vielleicht war irgendein Klimakontrollsystem ausgefallen.
    Nilis seufzte und zog sich die Kapuze seines Gewandes über den Kopf. »Ach du meine Güte. Nicht noch ein Schauer! Da werde ich ja nie mehr fertig.«
    Pirius schaute nach oben. Eine dieser Wolken hing direkt über ihm. Ihre Unterseite war dunkel und bedrohlich. Und Wasser – dicke Tropfen – fiel zu ihm herab. Pirius verfolgte den Weg der Tropfen zurück und stellte fest, dass sie aus dem Himmel selbst fielen.
    Das war zu viel; ihn verließ endgültig der Mut. Er drehte sich um und lief in die regulierte Umwelt der Wohnung zurück.
     
    Später in dieser Nacht wurde Pirius erneut von Ruhelosigkeit gepackt.
    In der Wohnung war es dunkel. Doch als er durch die Räume ging, sammelte sich ein weiches Licht zu seinen Füßen, das bis in die Ecken des Raumes drang. Es blendete seine an die Dunkelheit gewohnten Augen nicht, war aber hell genug, dass er sehen konnte, wohin er ging.
    Ein kälteres Licht fiel von draußen herein, durch das Fenster: ein silbernes, leicht grünliches Licht.
    Er ging weiter und versuchte, nicht darüber nachzudenken, was er tat. Wartungsroboter folgten ihm mit lautloser, diskreter Effizienz.
    Die Terrassentür war geschlossen. Er drückte die Hand auf ihre Oberfläche, und sie öffnete sich.
    Draußen fiel kein Regen. Es sah sicher aus.
    Pirius trat hinaus. Das kühle Licht

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