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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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mächtigen Gipfel, keine steil abfallenden Wände.
    Die Luft schimmerte: Eine virtuelle Gestalt formte sich. Es war Luru Parz, bekleidet mit einem Hautanzug, wie es sich gehörte.
    Pirius merkte, wie sein Herz klopfte. Er war außerstande gewesen, mit ihrer Enthüllung fertig zu werden, dass sie praktisch unsterblich war, jahrtausendealt; es überstieg sein Vorstellungsvermögen. Während er hier auf diesem unmenschlichen Planeten stand, war das Fremdartigste im Universum diese geduldige, schweigsame Frau vor ihm.
    Aus dem Flitzer rief der Kommissar: »Luru Parz. Ich hatte nicht erwartet, dass Sie uns begleiten würden.«
    »Werde ich auch nicht. Gramm hat ein wenig nachgegeben, aber mich wird er niemals in die Nähe des Planeten lassen, geschweige denn ins Archiv. Er wird mir nicht einmal erlauben, eine Virtuelle hineinzuschicken. Ist das nicht kleinlich?« Sie zwinkerte Pirius in einer Art schauriger Koketterie zu. »Trotzdem dachte ich, ich sollte euch bis hierher begleiten. Wie findest du den Mars, Pirius?«
    »Staubig.«
    Luru lachte bellend.
    Nilis seufzte. »Ich schätze, das fasst es so ziemlich zusammen. Auf dem Mars ist überall Staub. Er häuft sich in den Kratern; er bedeckt die riesigen Tharsis-Berge. Selbst die Luft ist voll davon – er streut das Licht, peitscht sich zu trüben Stürmen auf…«
    »Und der Mars ist alt«, sagte Luru Parz. »Die ältesten Landschaften auf der Erde würden auf dem Mars zu den jüngsten gehören. Aber natürlich kann selbst das Alte ein paar Überraschungen verbergen.« Sie sah immer noch Pirius an.
    Pirius senkte den Blick. Seine Wangen brannten. Aber er interessierte sich nicht besonders für vergleichende Planetologie; in einem Schlauch geboren und in einem Kasten großgezogen, hatte er keine festen Vorstellungen von den Entwicklungsprozessen der Planeten. »Und wo ist nun der große Berg?«
    »Du stehst darauf, Pirius«, sagte Nilis. »Olympus ist ein Schildvulkan. An der Basis beträgt sein Durchmesser siebenhundert Kilometer, und er erhebt sich rund fünfundzwanzig Kilometer über die mittlere Höhe. Seine Caldera ragt über die Atmosphäre hinaus! Das ganze Ding ist so riesig, dass es den menschlichen Blickwinkel sprengt.«
    Luru beobachtete ihn erneut. »Enttäuscht, Pirius? Alles am Mars wirkt enttäuschend. Aber vor der Zeit der Raumflüge war der Mars die einzige Welt, deren Oberfläche von der Erde aus sichtbar war, abgesehen von dem unveränderlichen Mond. Und er war die Quelle von Abermillionen Träumen – nicht wahr, Kommissar? Wir haben sogar davon geträumt, den Mars der Erde nachzubilden. Natürlich ist das technisch möglich. Ist dir klar, weshalb es nicht gemacht wurde, Pirius?«
    Pirius ließ den Blick über die ausgelaugte Landschaft und den staubgesättigten Himmel schweifen. »Wozu die Mühe? Wenn man eine Erde machen will, gibt es bessere Kandidaten.«
    »Ja«, sagte Nilis traurig. »Als wir endlich die Fähigkeit zum Terraformieren erwarben, hatten wir schon andere Erden gefunden. Niemand wollte sich mehr mit dem Mars abgeben. Welch eine Ironie! Und so ist der Mars links liegen geblieben. Das sind sehr alte Geschichten, Pirius. Aber ich frage mich manchmal, ob etwas von diesen verlorenen Träumen noch in der dünnen Marsluft hängt, ein unauslöschlicher Hauch der Enttäuschung, der die Marsianer so langweilig macht, wie sie es heute sind.«
    »Wir sind nicht hier, um von der Vergangenheit zu träumen«, sagte Pirius.
    Luru Parz lachte. »Gut gesagt, junger Soldat! Dieses ganze Gerede über Präkoalitionsfantasien ist natürlich undoktrinell. Also, auf geht’s.« Mit einer schwungvollen Geste zeigte sie auf die Archivluke.
    Die große Tür klappte langsam auf. Die dünne Luft trug nur ein ganz leises Seufzen an Pirius’ Ohren. Ein halb durchsichtiger Schlauch schlängelte sich aus der Luke und schmiegte sich an die Hülle des Flitzers.
    »Vergesst eure Gesichtsmasken nicht«, sagte Luru Parz. Sie schnippte mit den Fingern und verschwand in einer Wolke zerfallender Pixel.
     
    Die Frau lächelte sie an, obwohl der Blick ihrer blassgrauen Augen von ihren Gesichtern fort glitt. »Mein Name ist Maruc. Ich bin Kontakt-Spezialistin…«
    Pirius und Nilis waren eine Leiter mit Metallsprossen hinuntergestiegen und in einer Art Vorzimmer gelandet, das grob aus dem Stein gehauen war. Dort standen sie Maruc gegenüber, Mund und Nase hinter eng anliegenden, halbintelligenten Masken verborgen. Ihnen war klar gemacht worden, dass man, obwohl die Luft im

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