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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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überhaupt nur ein paar Millionen gab, weniger als in einer einzigen Großstadt auf der Erde.
    Die Bürger des Mars schienen ebenso langweilig und fett zu sein wie diejenigen, denen Pirius auf der Erde begegnet war, allerdings ein bisschen größer, mit etwas längeren Gliedmaßen, vielleicht eine Anpassung an die um zwei Drittel geringere Schwerkraft. Aber die Beamten, die die Ankunftsformalitäten erledigten, starrten auf Pirius’ leuchtend rote Marineuniform. Sein unwillkommener Ruhm hatte sich offenbar bis hierher verbreitet, was auch der Grund war, weshalb Nilis ihn überhaupt mitgenommen hatte. »Du bist mein Rammbock, wenn ich Schichten von Beamtentum, Selbstgefälligkeit und purer Bürokratie durchbreche«, sagte Nilis verschwörerisch.
    Sie hatten einen Tag Aufenthalt in der Stadt. Pirius verbrachte einige Zeit mit sporadischen Erkundungen.
    Doch selbst Kahra erwies sich als eine Art Schwindel. Während der Besatzung waren die Qax nur zum Mars gekommen, um die dortigen menschlichen Kolonien zu vernichten. Die überlebenden Siedler hatten sie zur Erde zurückverfrachtet – wo sie fast alle gestorben waren, außerstande, sich an die zähe Schwerkraft und die dichte Luft eines massiveren Planeten anzupassen. Selbst in der Fabrik für exotische Materie war nur eine Hand voll dienstverpflichteter Menschen benötigt worden, die ihren automatisierten Betrieb überwachten.
    Deshalb war es eine Absurdität, dass Menschen hier eine Konurbation geschaffen hatten, wo vorher keine gewesen war. Es gab keine marsianische Besatzung, derer man gedenken musste; es war eine »leere Geste ernsthafter Koalitionspolitiker, die auf eine Beförderung aus waren«, wie Nilis es formulierte. Diese Konurbation hatte nicht einmal eine Nummer wie die auf der Erde; sie hieß Kahra, wie die ältere Stadt, die ihr hatte weichen müssen und deren Fundamente jetzt unter den stumpfen, rosa-grauen Kuppeln ruhten.
    Kahra und der Mars selbst erschienen Pirius seltsam halbherzig – eine Konurbation ohne Nummer, eine Welt, deren interessanteste Ruine außerirdischen Ursprungs war, eine spärliche Bevölkerung lustloser Menschen. Die uralte Stagnation dieser Welt, die ihre geologische Entwicklung ungefähr zu der Zeit beendet hatte, als auf der Erde die ersten Meere entstanden waren, schien in den Geist der Siedler eingedrungen zu sein. Von dieser kleinen toten Welt tröpfelte nur wenig Kontroverses die Befehlskette hinauf und bereitete den Räten auf der Erde Kopfzerbrechen. Es gab nicht viele Neuigkeiten auf dem Mars.
    Am nächsten Morgen verließ Pirius Kahra ohne jedes Bedauern.
     
    Von Kahra war es nur ein kurzer Sprung zum Olympus.
    Ihr Flitzer landete auf einer uninteressanten, sanft geneigten Ebene ohne jedes weitere Merkmal, abgesehen von einer massiven Luke im Boden. Außer dieser war an der Marsoberfläche nichts vom Geheimarchiv zu sehen.
    Aber dies war schließlich der höchste Berg im Sol-System. Deshalb bat Pirius um Erlaubnis, ein paar Minuten draußen an der Oberfläche verbringen zu dürfen. Er schlüpfte in seinen Hautanzug, pumpte die Blasenluftschleuse des Flitzers auf und sprang ein paar Meter zum Marsboden hinunter.
    Er landete im Staub, brach durch eine Kruste aus dunklerem, lockerem Material und sank in dickeres Material darunter, das von seinem Gewicht zusammengepresst wurde. Vielleicht war diese Kruste eine Strahlungshülle, wie auf Port Sol. Als er einen Schritt machte, stellte er fest, dass die Fortbewegung nicht so schwierig war, aber seine Beine und sein Rücken waren bald von dem feinen, klebrigen Staub befleckt. Das erinnerte ihn an Torecs Klagen über den Mondstaub, der so schwer abzuwischen gewesen war.
    Der Hang wies keine landschaftlichen Besonderheiten auf, bis auf eine Rinne, die ein paar Meter entfernt in den Boden schnitt. Der Himmel war ebenfalls rötlich, und die Sonne, die an diesem Marsmorgen noch emporstieg, war ein geschrumpfter gelbbrauner Kreis. Das Licht dieser ferneren Sonne war verdünnt, und die Schatten, die es warf, waren scharf, aber nicht tief.
    Nur in der Nähe des Horizonts bewegte sich etwas, eine schmale Säule, die über den Boden strich und zwischen Marsoberfläche und Himmel kürzer zu werden schien. Vielleicht ein Staubteufel. Er war dünn und schwach im Vergleich zu den mächtigen Wettererscheinungen, die er auf der Erde gesehen hatte.
    Die einzigen menschlichen Erzeugnisse, die er sah, waren der Flitzer und die weiß gestrichene Archivluke im Boden. Und er sah keinen Berg, keinen

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