Sternenlaeufer
nachgedacht hatte, fügte er hinzu: »Nein, das ist schon in Ordnung. Ich möchte ganz gern, dass er diese kleine Demonstration meiner Macht einmal beobachtet.«
»Was ihn anständig warnen und ihn davon überzeugen wird, dass die Gesetze des Hoheprinzen Vorrang haben vor denen jedes anderen Prinzentums und sogar vor denen der Schule der Göttin.«
Rohan gaffte sie an. »Wie kannst du wissen, was ich tun werde, wenn ich selbst es gerade erst ausarbeite?«
Sie lächelte. »Ich kenne dich, Azhrei. Und nun komm zu Bett.«
Kapitel 15
Swalekeep: Frühjahr, 26. Tag
Prinzessin Chiana entließ ihre Mägde mit einer Handbewegung. Sie wartete kaum, bis sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten, ehe sie in die Tiefen ihres riesigen Kleiderschrankes eintauchte. Einige Augenblicke später erschien sie strahlend wieder mit Gewändern in den Händen. Sie schlüpfte aus Morgenmantel und Nachthemd, hantierte hastig mit Knöpfen und Spitzen und stand dann vor dem dreiteiligen Spiegel, um die Wirkung zu begutachten.
Chiana lächelte. Sie hatte nach den Schwangerschaften ihre Figur bewahrt, und mit fast dreißig hatte sie immer noch eine Taille wie ein junges Mädchen, die durch eine weich fallende Tunika und einen engen Gürtel ausgesprochen vorteilhaft betont wurde. Ihre Hüften rundeten sich geschmeidig in ledernen Reithosen, die wie eine zweite Haut saßen. Die Kleidung war ursprünglich zum Reiten gedacht, aber es gab doch eine deutliche Abweichung: Die hellgrüne Tunika war wie bei einem Soldaten geschnitten, und über die Brust zog sich der schwarze Hirsch von Meadowlord, das Geweih wie Schwerter erhoben.
Neben einem Kleiderschrank in der Ecke standen die letzten Teile ihrer Ausrüstung. Chiana mühte sich hinein und quälte sich als ihr eigener Knappe, als sie die silbernen Schnallen schloss. Zumindest gab das dicke Leder Sicherheit. Sie nahm eine kriegerische Haltung ein und grinste über ihr Spiegelbild. Mit Stiefeln, die über den halben Schenkel hinaufreichten, und der karneolbesetzten Rüstung, die Brust und Rücken bedeckte, war sie das perfekte Abbild einer Kriegsprinzessin.
Bei dem Gedanken an ihren Rang ging sie an einen anderen Schrank, aus dem sie einen verschlossenen Kasten zog. Der Helm darin war ebenfalls aus verstärktem Leder und wurde von Gold geziert. Um die Stirn lag ein breites Band aus Gold, das sich oberhalb der Nasenwurzel zu einem rennenden Hirsch formte, dessen Augen und Geweih mit weiteren Karneolen besetzt waren. Es war schwierig, die Masse ihres schweren, kastanienbraunen Haares unter diesem Helm unterzubringen, aber sie schaffte es. Als sie erneut vor die drei Spiegel stapfte, lachte sie laut los.
Jetzt musste sie sich nur noch auf die Kadari-Stute schwingen, die sie beim letzten Rialla erworben hatte, ein prachtvolles Tier, schwarz von der Nase bis zur Schwanzspitze, mit weißem Federschmuck an Hufen und Ohren, und ihr Auftritt wäre perfekt. Aber es sollte keine bloße Maskerade zum Vergnügen sein. Morgen würde sie ausreiten und ihre Kriegsausrüstung in vollem Ernst tragen, und bevor dieses Frühjahr zu Ende ging, würden die Felsenburg und die ganze Prinzenmark ihr gehören.
Truppen warteten heimlich auf ihre Ankunft. Strategisch geschickt waren sie entlang der Grenze verstreut worden und hatten sich dort seit der Feier des neuen Jahres langsam und vorsichtig gesammelt. Sie warteten darauf, dass sie sie nach Gut Rezeld führte, wo Lord Morlen seinerseits all jene versammelt hatte, die ihm einen Gefallen schuldig waren. Er war wirklich eine hervorragende Bekanntschaft gewesen, das Werk des rothaarigen Dieners Mirris, der jetzt in Cunaxa eine weitere Armee aufstellte. Morlen und seine Familie hatten jahrelang erfolgreich Armut vorgetäuscht, um zu verbergen, über was für beachtliche Quellen sie verfügten. Aber es war ihm nicht gelungen, den Hoheprinzen Rohan zu täuschen, der seinen Anteil an Rezelds Einkünften beansprucht hatte. Er hatte hauptsächlich Stein verlangt, den er dazu verwendete, Drachenruh zu errichten. Morlen hatte einen solchen Hass auf seine Prinzen entwickelt, dass er leicht zu überzeugen war, als Mirris gewisse Vorschläge unterbreitete. Und nun wartete dieser Mann mit mehr als dreihundert Kriegern in Rezeld darauf, dass Chiana ihn gegen Prinz Pols prächtigen neuen Palast in den Krieg führte.
Die Größe der Truppen, die Morlen versammeln konnte, war für ihn ebenso ein Schock gewesen wie für Chiana, bis Mirris ihr erklärt hatte, dass es im Veresch
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