Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
Genuss. Nachdem er versprochen hatte, die Botschaft weiterzuleiten, übermittelte er seinen Respekt und seufzte leise, als er sie verlor. Das war wirklich eine tolle Frau, sagte er sich, als er losging, um Lord Barig zu suchen.
    Es war seine Pflicht, zuerst Prinzessin Chiana zu informieren. Deshalb ging er nach oben und bat, in ihre privaten Gemächer vorgelassen zu werden. Einer ihrer Knappen erkundigte sich arrogant nach dem Zweck seines Besuches. Vamanis fühlte sich versucht, dem Knaben eine Lektion über den Respekt zu erteilen, der Lichtläufern zukam, aber dann sagte er sich, dass die Angelegenheit zu unwichtig war, um eine Zeremonie durchzustehen, von der er ohnehin nicht viel hielt. Deshalb lächelte er nur und wartete geduldig, bis der Knappe seiner Herrin die Bitte vorgetragen hatte.
    Chiana empfing ihn allein. Sie trug eines ihrer schlichteren Gewänder und nur ein paar der Diamanten, die sie so liebte und mit denen ihr Gemahl sie überhäufte. Vamanis bemerkte, dass sie ein Armband aus gewundenem Silberdraht trug, das er in seinem ersten Jahr in Swalekeep für sie entworfen hatte, als er noch die Hoffnung genährt hatte, ein richtiger Hof-Lichtläufer zu sein anstelle eines Lakaien.
    »Hoheit erweisen mir zu viel Ehre«, verneigte er sich.
    Sie sah in die Richtung, in die sein Blick fiel. »Oh – du meinst das Armband«, antwortete sie, und er wurde daran erinnert, dass sie eine überaus schöne Frau sein konnte, wenn sie sich zu einem Lächeln durchrang. »Offen gesagt wollte ich dich schon rufen lassen, Vamanis. Aber erzähl mir zuerst deine Neuigkeiten.«
    Das tat er, sah ihr leichtes Stirnrunzeln und fragte dann: »Wie kann ich Hoheit zu Diensten sein?«
    »Zu Diensten sein? Oh. Ich hätte einen der Handwerker aus der Stadt fragen können, aber als ich meinen Schmuck durchsah, wurde ich daran erinnert, wie schön und zart deine Arbeit ist. Der Rahmen meines Spiegels ist am Zerbrechen. Kannst du ihn für mich richten?«
    Wenn er auf eine Faradhi -Aufgabe gehofft hatte, so ließ er sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Er ging zu dem Spiegel hinüber und bewunderte die kunstvolle Arbeit. Irgendwie war ein Silberstück, ein Stück Weinrebe, die auf der linken Seite herabrankte, so stark verbogen, dass es fast zerbrochen war.
    »Nichts Ernstes, Hoheit«, berichtete er. »Ich muss das Stück hier entfernen und neu formen, und dann muss die Ranke wieder befestigt werden.«
    »Aber kann es repariert werden?«
    »Natürlich.« Wenigstens hätte er etwas zu tun. »Ich benötige mein Werkzeug. Mit Eurer Erlaubnis, Hoheit, gehe ich es holen und …«
    Plötzlich konnte er nicht sprechen, konnte nicht einmal aufschreien. Es war, als hätte ihn etwas innen, in seinem eigenen Kopf, gefangen und ihn seines Willens beraubt. Er konnte die Prinzessin im Spiegel sehen, auch ihre Diamanten, die Lichtreflexe wie Glassplitter in seine Augen sandten. Er konnte nicht einmal blinzeln.
    Ein Wort kam über seine Lippen, vielschichtig und nachhallend, ein Laut, an den er sich nicht erinnern konnte. Chiana erstarrte augenblicklich. Und Vamanis wusste plötzlich, was ihm angetan wurde. Wozu er benutzt wurde.
    »Ist alles vorbereitet?«, hörte er seine eigene Stimme fragen.
    »Alles«, antwortete die Prinzessin.
    »Und alles ist geheim geblieben?«
    »Alles«, wiederholte sie.
    »Ausgezeichnet. Du hast gute Arbeit geleistet, Chiana, und bald wirst du bekommen, was dein Herz begehrt.« Vamanis starrte das Spiegelbild der Prinzessin an.
    »Bald«, sagte sie, und ihre Augen leuchteten vor Eifer.
    »Du wirst dich an nichts hiervon erinnern, wie du dich an unsere Unterhaltung auch nicht mehr erinnern kannst. Aber du wirst daran denken, den Spiegel mitzunehmen.«
    »Ich werde daran denken.«
    Ein Krampf presste seine Kehle zusammen wie eine Faust. Seine Augen wurden blind, und seine Sinne verdunkelten sich. Eine Seite seines Geistes schrie um Hilfe.
    Und eine Stimme antwortete.
    Du hast schon von dieser Technik gehört, Lichtläufer, nicht wahr? Mit den Augen und Ohren eines anderen zu beobachten, das ist ein Faradhi -Trick, den nicht allzu viele beherrschen. Ich habe sogar noch deine Stimme benutzt. Eindrucksvoll, findest du nicht?
    Oh, Gütige Göttin, der Spiegel …
    Natürlich. Am Rahmen war zufällig ein kleines Stück beschädigt, nicht wahr? Die Stimme lachte voll und höhnisch in seinem Geist. Ihr Lichtläufer wisst gewisse Dinge, aber noch längst nicht alle. Ich sehe dein Gesicht so klar wie du selbst, denn ich benutze

Weitere Kostenlose Bücher