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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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war schließlich kein abstrakter Streitpunkt. Sie war ein Mensch, der in unglücklichen Umständen gefangen war.
    Er musterte Barig, Oclel und die Rechtsgelehrten einen Moment lang und meinte dann: »Habt Dank für Eure Aufmerksamkeit uns gegenüber. Ihr habt nun unsere Erlaubnis, Euch zurückzuziehen.«
    Alle vier zogen sich mit gerunzelter Stirn zurück. Rohan kümmerte das nicht sonderlich. Er sank auf seinen Stuhl zurück und stieß einen langen Seufzer aus. Sioned schenkte Wein ein und reichte ihm einen Becher.
    »Wie willst du sie bestrafen?«
    »Ich will verdammt sein, wenn ich das weiß«, gestand er. »Barig hat Recht, die Familie des Mannes muss entschädigt werden. Zumindest finanziell. Andry wird ein bisschen ausspucken müssen, und das wird ihm überhaupt nicht gefallen.« Er verzog das Gesicht bei dieser Untertreibung. »Aber ich glaube, auch Gevlia wird etwas tun müssen. Ich weiß nur noch nicht, was das sein könnte.«
    »Das wird ihr für den Rest ihres Lebens anhaften.«
    »Ich weiß. Und was schlimmer ist, sie weiß es zweifellos auch. Welche Zukunft hat eine Lichtläuferin, die des Mordes durch Nachlässigkeit und Inkompetenz für schuldig befunden wurde? Ihr Faradh’im werdet schließlich so viel mehr beobachtet als andere Leute.«
    »Sie hat ihr Bestes getan.«
    »Aber versagt. Irgendwie muss ich einen Weg finden, wie sie ihre Schuld öffentlich sühnt und gleichzeitig wieder Vertrauen in sich selbst findet. Weißt du, daraus kann etwas entstehen, für das ich seit Jahren einen Vorwand suche, damit ich es einführen kann.«
    Sie runzelte die Stirn. »Und jetzt soll ich raten, was.«
    Er grinste sie an. »Hmm.«
    Sie erhob sich und ging langsam vor dem riesigen Wandteppich mit der Wüste im Frühjahr auf und ab, allerdings keinem Frühjahr wie dem jetzigen. Kein Künstler hätte den Glanz der Blumen in diesem Jahr erahnen können. Rohan dagegen schwelgte in einer Schönheit, die – was ihn anbetraf – ebenso blendend war: in der seiner Gemahlin. Sein Blick folgte dem graziösen Schwingen rauschender Seidenröcke, den weichen Linien von Schultern und Armen, Taille und Hüfte. Aber ihre gerunzelte Stirn und die Worte, die sie vor sich hin murmelte, ruinierten das Bild königlicher Perfektion. Er hatte es nicht anders haben wollen. Was hätte er schon mit einem hübschen Hohlkopf angefangen?
    Endlich wirbelte sie auf einem Absatz herum und sah ihn an. »Du willst etwas tun, was die Ausbildung von Ärzten betrifft, richtig?«, warf sie ihm vor.
    Rohan nickte. »Ich bin überrascht, dass es so lange gedauert hat, bis du daran gedacht hast. Ich habe dir Hinweise genug gegeben«, spottete er.
    Sioned ignorierte seine Bemerkung. »Eine Schule, nehme ich an. Wie die Schreibstube in Kierst-Isel.«
    »Mehr oder weniger. Die einzig mögliche Ausbildung in der Kunst der Medizin bekommt man in der Schule der Göttin oder als Lehrling bei einem praktizierenden Arzt, und die sind nicht alle gleich gut. Eine Schule würde allen Ärzten gemeinsame Grundkenntnisse ermöglichen, verbesserte Behandlungsmethoden. Was meinst du?«
    »Ich meine, du bist der hinterlistige Sohn eines Drachen. Gibt es irgendetwas, was du nicht auf die eine oder andere Art zu deinem Vorteil verwenden kannst?«
    »Ich bin nicht auf etwas Derartiges gestoßen«, erwiderte er unbescheiden. »Andry wird das auch nicht sonderlich gefallen. Er wird darin eine Bedrohung sehen.«
    Sioned blinzelte überrascht. »Aber die Lichtläufer werden doch weiterhin ausgebildet werden …«
    »Natürlich! Abgesehen von ihrer Bedeutung für die Kommunikation ist es wichtig, jemanden an jedem Hofe zu haben, der zumindest über Grundkenntnisse der Medizin verfügt. Aber wenn sie als Ärzte mit Zertifikat arbeiten wollen …«
    »… brauchen sie Zeugnisse von deiner Schule. Wo soll sie sein?« Sie grinste plötzlich. »Wie wäre es mit Gilad?«
    »Du kannst selbst auch ganz schön hinterlistig sein, meine Liebe.«
    »Das besänftigt Cabar vielleicht ein bisschen. Aber was machen wir mit Andry?«
    Rohan zuckte mit den Schultern. »Er wird sich daran gewöhnen.«
    »Das bezweifle ich. Rohan, wir müssen vorsichtig mit ihm sein«, warnte sie.
    »Im Gegenteil, meine Liebe. Es ist Andry, der lernen muss, in meiner Gegenwart ein wenig langsamer zu gehen. Diese Schriftrollen, die Urival und Morwenna mitgebracht haben, wurden ja nicht nur von dir und Pol gelesen. Darin habe ich entdeckt, dass ich das Recht habe, gewisse Lichtläuferfragen zu entscheiden.«
    »Aber

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