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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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nicht das Recht!«
    »Wir haben jedes Recht«, sagte Rohan noch einmal. »Oder habt Ihr vergessen, dass die Tradition vorschreibt und die alten Schriften das bestätigen, dass den Faradh’im die Schule der Göttin vom Hoheprinzen übergeben wurde? Was glaubt Ihr wohl, wie lange es dauern würde, dieses Geschenk rückgängig zu machen?«
    Andry stöhnte auf.
    »Ihr habt unter den Prinzen kein Vertrauen geweckt«, bemerkte Rohan kalt. »Nicht einmal unter den alten Lichtläufern.«
    Der Kampf um Beherrschung machte aus Andrys Zügen ein Schlachtfeld. Er behielt die Herrschaft über sich und wandte sich an Pol. »Du glaubst, du wärest unterrichtet in der Schriftrolle, die Urival für dich gestohlen hat, was? Du glaubst, du kannst dich selbst gegen alles verteidigen, was kommen wird, wenn … wenn die Prinzen genug von einem Lichtläufer-Hoheprinzen haben. Denke lieber nochmal darüber nach, Vetter!«
    Pol kümmerte es wenig, was Andry dachte oder glaubte; er war wütend angesichts der Folgen, die das Zögern seines Vaters hervorgerufen hatte.
    Warum war nicht früher etwas getan worden, schrie er innerlich. Warum musste es so weit kommen.
    Rohan sprach wieder. »Wir schlagen vor, dass Ihr Eure Strafe annehmt, Herr. Sie ist in der Tat milde, verglichen mit dem, was wir hätten entscheiden können.«
    Andry wandte sich flehentlich an seine Eltern. »Das könnt Ihr doch nicht zulassen!«
    »Du hast es geschehen lassen«, erklärte Chay ihm ernst. Sein Gesicht war dabei von Kummer verzerrt.
    »Mutter!«
    Tränen liefen über Tobins Wangen. »Andry, verstehst du das denn nicht? Du hast keine andere Wahl gelassen.«
    Andry wandte sich an Maarken, seinen geliebten ältesten und jetzt einzigen Bruder. Auch dort hatte er keinen Erfolg, sondern fand nur den gleichen Kummer. Andrys Gesichtsausdruck wurde hart, als er sich wieder Rohan zuwandte.
    »Ich verstehe, Hoheprinz. Ihr seht in mir eine Bedrohung. Ihr fürchtet, meine Macht sei größer als die von Pol, und deshalb wollt Ihr mich so machtlos sehen wie Eure anderen Feinde. Ich bin nicht Euer Feind, Hoheprinz, nicht einmal der Eures Sohnes. Ihr versteht nichts von mir oder meiner Absicht. Ich habe Euren kostbaren Palast für Euch gerettet, und so lohnt Ihr es mir. Oh, ich nehme die Strafe an. Dem Gesetz nach kann ich nichts anderes tun, und Ihr habt ja gestern schon einen Präzedenzfall geschaffen, als Ihr mir die Verurteilung der Lichtläuferin genommen habt. Wie klug von Euch«, höhnte er, »wie geschickt Ihr Eure Macht nutzt. Als Hoheprinz könnt Ihr über uns alle Recht sprechen.«
    »Wir freuen uns, dass Ihr das versteht«, sagte Rohan.
    »Ich hoffe aber, Ihr versteht auch Folgendes, Hoheprinz: Ich werde die Wüste verlassen und werde niemals wiederkehren. Ich werde mich selbst Euren Auflagen unterwerfen, was meine Bewegungsfreiheit angeht. Aber in der Schule der Göttin werde ich tun, was mir beliebt. Eines Tages werdet Ihr und die Euren nach Devr’im rufen, zu Eurem Schutz. Lasst Euch vom Herrn der Schule der Göttin warnen: Ihr werdet uns gewiss brauchen.«
    Ein letzter, eisiger Blick streifte die Anwesenden, dann marschierte er aus dem Raum, und seine Lichtläufer folgten ihm auf dem Fuß.
    Rohan ging zu seiner Schwester hinüber. »Tobin … Es tut mir so leid.«
    Sie blickte zu ihm auf, und ihre schwarzen Augen glänzten vor Schmerz. »Ich habe zu Beginn des Frühjahrs einen Sohn verloren«, flüsterte sie. »Und jetzt habe ich noch einen verloren.«
    Pol stand unentschlossen im Vorzimmer seiner Suite. Er wollte das Schlafgemach nicht betreten, wo gewiss noch der Geruch von Meiglan und dem, was sie in der vergangenen Nacht getan hatten, in der Luft hing. Als Edrel mit einem Arm voll Bettwäsche durch die innere Tür trat, wandte sich Pol ab, um das Zucken in seinem Gesicht zu verbergen. Er hatte Recht gehabt; die Laken verströmten den Duft ihres Parfüms und den Geruch von Sex.
    Der Knabe entledigte sich seiner seidenen Last bei einem großen Haufen und näherte sich dann Pol. Wortlos hielt er ihm einen zarten Schleier aus tazebrauner Spitze hin. Pol nahm ihn hilflos entgegen. Seine frühere Scham war nichts im Vergleich zu der jetzigen.
    »Edrel«, begann er.
    »Ich habe das Bett mit frischen Laken bezogen, Herr. Eure Frau Mutter ordnete an, dass Ihr ruht.«
    Ich könnte das nicht. Nicht nachdem – Genauso wenig konnte er den Blick des Knappen erwidern. Dreizehn unschuldige Winter alt; er konnte sich nicht erinnern, was es hieß, in diesem Alter zu sein, und

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