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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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noch so unschuldig. »Edrel«, sagte er wieder, fuhr aber nicht fort. Er hatte kein Recht, den Knappen mit Gesprächen darüber, was geschehen war, aufzuregen, und vor allem nicht, damit sein eigenes Gewissen zu erleichtern. Wenn er sich schmutzig fühlte, dann war das seine eigene Schuld.
    »Ihr solltet wirklich versuchen zu ruhen, Herr«, sagte Edrel.
    »Wenn du meinst.« Er ging auf die Schlafzimmertür zu.
    »Herr?«
    Er zwang sich, sich umzudrehen und den Knaben anzusehen. Aber in den schwarzen Augen lag dieselbe vertrauensvolle Bewunderung wie immer. »Ja? Was gibt es?«
    »Ich werde bald zurückkommen und etwas zu essen bringen.«
    Pol nickte und floh ins nächste Zimmer. Das Bett war jungfräulich. Er ließ sich in einen tiefen Sessel am Fenster sinken, starrte auf die Klippen und den Himmel und versuchte, an nichts zu denken.
    Seine Gedanken spielten nicht mit. Meiglan war teilweise schuld, aber hauptsächlich Andry und die Strafe, die Rohan verhängt hatte. Nicht dass Pol sie missbilligte; sie war das, was sein Vetter verdiente. Gesetz war Gesetz, egal für wen. Aber etwas in ihm murrte, dass keine Bestrafung nötig gewesen wäre, wenn sein Vater schon früher gehandelt hätte. Dann wäre Andry jetzt kein offener Feind.
    Und was war mit seiner Drohung, eigentlich schon einem Versprechen, dass sie sich früher oder später um Hilfe an ihn wenden würden? Wollte er sie nur erschrecken, oder hatte er tatsächlich in die Zukunft gesehen? Pol wusste, dass seine Mutter das mehrmals gemacht hatte. Er wünschte, er hätte diese Gabe von ihr geerbt. Da das nicht der Fall war, musste er sich auf seine Instinkte und andere Fähigkeiten verlassen. Und diese verlangten, dass er handelte.
    Marron war tot, aber sein Bruder war irgendwo hier in Stronghold. Pol konnte es mit all seinen Nerven spüren. Das Warten war unerträglich. Heute, heute Nacht, morgen – wann? Eine Herausforderung würde kommen, und er würde sich ihr stellen müssen. Aber er würde wieder nur reagieren, statt zu agieren. Er war anders als sein Vater, er konnte nicht so geduldig sein.
    Aber was konnte er tun? Der Fluch, wenn man Macht klug einsetzte, bestand darin, dass man sie nicht benutzte, bis es absolut notwendig war. Das hatte er aus Lektionen und Beobachtungen sein Leben lang immer wieder gelernt, und er hatte es geglaubt. Aber nicht diesmal. Er musste etwas tun. Er wollte die Ereignisse kontrollieren und musste dafür sorgen, dass sie geschahen, anstatt zu warten, dass sie ihn in eine Ecke drängten. Er war Prinz und Lichtläufer und hatte die Macht zu handeln, wie es ihm gefiel. Was war schon gut an der Macht, wenn man sie nicht benutzte?
    Pol stemmte sich aus seinem Stuhl und verließ seine Gemächer. Zumindest konnte er herausfinden, ob Riyan oder Morwenna noch andere Zauberer im Schloss entdeckt hatten.
    Er traf den neuen Herrn von Feruche in der Begleitung von Rialt auf der Haupttreppe. Ruala war bei ihnen. Selbst der Ernst des Tages konnte die Freude nicht dämpfen, die sie und Riyan aneinander gefunden hatten.
    »Kein Glück«, sagte Riyan. »Aber Ruala sagt, einer der Wächter würde fehlen.«
    »Wenn sie ihre Gestalt verändern können, Herr«, sagte sie zu Pol, »dann könnte er jeder sein und sich sonst wo aufhalten.«
    »Ich habe mir die Freiheit genommen zu befehlen, dass die Tore geschlossen werden. So kann niemand ohne schriftliche Erlaubnis Eures Vaters oder Eurer Mutter das Schloss verlassen.« Achselzuckend fuhr Riyan fort: »Es ist wohl kaum möglich, ihre Siegel zu imitieren, aber …«
    »Wer weiß, wozu diese Menschen fähig sind?«, schloss Rialt.
    »Ruala hat allerdings eine recht gute Idee gehabt«, erzählte Riyan. »Wie es scheint, sollten wir den Legenden des Veresch besser lauschen. Sie hat sie früher nie so recht geglaubt, aber das ganze Frühjahr über hat sie nun ihre Wahrheit erleben können.«
    Pol deutete die Treppe hinauf. »Ich benötige jede Information, die ich bekommen kann, meine Dame, Legenden, Gerüchte und vor allem Fakten. Wenn Ihr nicht zu müde seid, dann könnt Ihr mich vielleicht unterweisen.«
    »Ich bin nicht müde, Herr.«
    Rialt runzelte die Stirn, als er Pol ansah. »Aber Ihr seid es.«
    »Das kann ich mir jetzt nicht leisten.«
    Sie stiegen die Treppe hinauf und gingen den Gang entlang zur Bibliothek, die für Generationen von Prinzen, einschließlich von Pol, Schulzimmer gewesen war. Als sie an einer Stelle vorüberkamen, wo sich zwei Gänge kreuzten, stöhnte Ruala plötzlich

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