Sternenlaeufer
durchquerte das Zimmer und beugte sich hinab, um sie auf die Stirn zu küssen. »Und ich dachte, du würdest einfach nur dick!«
Sie setzte eine besonders freundliche Miene auf, und ihre Stimme war honigsüß, als sie erwiderte: »Wenigstens habe ich eine gute Entschuldigung.« Damit stach sie ihm in den Bauch.
»Mein Gürtel befindet sich in genau derselben Öse wie damals, als ich so alt war wie du!«
Riyan grinste. Ostvel begriff, dass man ihn neckte, sah gespielt wütend auf seine Gemahlin hinab und küsste sie dann noch einmal. Schließlich nahm er auf dem Stuhl neben Riyan Platz. »Sorin zieht morgen mit einer kleinen Gruppe nach Feruche, Alasen. Hättest du etwas dagegen, ohne mich nach Stronghold zu reisen?«
»Das ist bereits abgemacht«, antwortete Alasen und schenkte ihm eine Tasse Taze ein. »Auf diese Weise habe ich mehr Zeit für Arlis. Ich wollte ihm Zeit lassen, sich einzugewöhnen, ehe ich ihn besuche.« Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass mein kleiner Neffe schon alt genug ist, Rohans Knappe zu sein! Und ich bin unendlich erleichtert, dass Saumer und Vater dies Abkommen über seine Erziehung getroffen haben.«
Ostvel meinte achselzuckend: »Ein gemeinsamer Enkel ist wirklich keine Garantie dafür, dass man auch bezüglich seiner Ausbildung einer Meinung ist.«
»Wie alt ist Arlis eigentlich?«, wollte Riyan wissen. »Fast elf?«
»Ja.« Nachdem sie Ostvel Taze nachgeschenkt hatte, lehnte sie sich zurück und seufzte. »Vater dachte, er hätte vielleicht die Faradhi -Gabe wie ich, aber er zuckte kaum mit der Wimper, als sie von Kierst-Isel fortsegelten.« Sie schauderte betont gespielt. »Ich habe es nur einmal erlebt, aber die Seekrankheit der Lichtläufer ist eine Erfahrung, die ich nicht noch einmal machen möchte.«
Interessiert stellte Riyan fest, dass sie zum ersten Mal in seiner Gegenwart zugegeben hatte, dass sie die Gabe besaß. Sie fühlte sich anschließend wohler damit. Drei Jahre waren seit der erschreckenden Ereignisse auf dem Rialla 719 vergangen, Erinnerungen, die für Riyan noch immer Albträume von Tod und Zauber und unaussprechlichem Leid bedeuteten.
»Deshalb hat sie schließlich mich geheiratet«, erklärte Ostvel. »Um eine weitere Überfahrt zu vermeiden.«
»Dann ist Arlis also kein Faradhi «, überlegte Riyan. »Die anderen Prinzen werden das mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen.«
»Nur die dummen, voreingenommenen«, meinte Alasen voll Abscheu.
Achselzuckend erklärte er: »Betrachte es doch einmal von ihrem Standpunkt aus. Ich bin keine Gefahr für sie. Sie wissen kaum, dass es mich gibt. Aber Maarken wird eines Tages Radzyn erben und damit in der Wüste die ganze Macht seines Vaters. Und was Pol angeht – der macht sie so nervös, dass sie förmlich zusammenzucken, wenn man nur seinen Namen erwähnt.«
Ostvel nippte an dem heißen Getränk. »Vor drei Jahren schon begegneten sie ihm mit großer Feindseligkeit. Und da war er noch keine fünfzehn, ein Kind noch, völlig unerfahren in den Künsten. Von Rechts wegen hätte er letztes Jahr in die Schule der Göttin eintreten müssen.«
»Sioned wird ihn niemals dorthin schicken, nicht wahr?« Riyan warf einen Blick auf seinen Vater.
»Es würde mich allerdings erstaunen, wenn sie es täte«, lautete die offene Antwort.
Alasen schwieg einen Moment, ehe sie leise einwandte: »Wie schrecklich muss es für Andry sein – er ist Herr der Schule der Göttin, und doch traut ihm seine eigene Familie nicht genug, dass sie den nächsten Hoheprinzen bei ihm zum Lichtläufer ausbilden lässt.«
Riyan runzelte die Stirn. »Du hast ihn eigentlich beim Rialla gesehen. Wie war er?«
»Höflich und anständig und königlich, genau so, wie er es in seiner Position und mit seinen Ahnen sein sollte. Aber da war keine Spur von Jugend an ihm, Riyan. Es schmerzte Tobin schrecklich, das zu sehen. So viel Verantwortung – und so viele Pläne, die geheim gehalten werden! Denen trauen sie am wenigsten. Seinen Neuerungen.«
»Ich höre nicht viel darüber, nachdem ich dafür im falschen Lager bin.« Kopfschüttelnd fügte er hinzu: »Ich stelle fest, dass ich selbst uns in Fraktionen unterteile, und das macht mir Angst.«
Ostvel setzte sich zurück und schlug die langen Beine übereinander. Doch die Anspannung in seinem Gesicht strafte die lässige Pose Lügen. »Aber darauf läuft doch alles hinaus, oder nicht? Andry auf der einen Seite, Pol auf der anderen. Und misstrauische Prinzen auf
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