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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Wasserschlauch von seinem Gürtel und ließ Riyan trinken. Einige Augenblicke später hatte sich dieser gefasst und holte tief Luft. »Was ist passiert?«, wollte Sorin wissen.
    »Ich – ich habe ihn berührt. Göttin, diese Farben! Aber alles strahlte in Schwarz. Ich kann es nicht beschreiben.« Er schüttelte sich und griff nach dem Wasserschlauch. Als er fortfuhr, wurde seine Stimme fester: »Er ist so wütend, dass er mich mit seinen Gefühlen beinahe getötet hätte. Sioned hat das erklärt. Sie kommunizieren nicht mit Worten, sondern über Bilder und Gefühle. Und wenn dieser hier noch Kraft hätte, würde er sich jetzt an uns weiden. Der einzige Grund, warum er mich nicht umgebracht hat, ist der, dass wir ihm Wasser gegeben haben und dass du ihn beruhigt hast, indem du ihn gestreichelt hast.«
    Sorin warf über die Schulter einen Blick auf den Drachen. Konnten Drachen mit Gedanken töten? In den halbgeschlossenen Augen lag nur Schmerz und nichts von der feurigen Intelligenz, die er bei diesen Geschöpfen so oft bemerkt hatte. »Was noch?«, erkundigte er sich.
    »Ich habe versucht zu fragen, wer ihm das angetan hat. Dadurch hat er sich erinnert, und ich habe es gefühlt«, schloss er im Flüsterton.
    Sorin packte ihn bei der Schulter. »Was hast du gefühlt?«
    Riyan schüttelte sein dunkles Haupt. »Es war – etwas hat ihn gepackt, etwas, was er nicht sehen, sondern nur fühlen konnte. Dann stürzte er aus vollem Flug zu Boden, als hätte man ihm mit einer Keule über den Kopf geschlagen. Aber nichts hat ihn berührt! Nichts! Und dann zog ihn dieses Etwas vom Himmel herab.«
    »Großvater Zehava hat zu seiner Zeit eine ganze Reihe Drachen getötet«, murmelte Sorin. »Aber nicht einmal er konnte sie so einfach vom Himmel herabholen.«
    »Und genau das ist diesem hier passiert.« Riyan starrte den Drachen an, dessen Atem jetzt flach, aber regelmäßig ging. »Jemand, der mächtiger war als er, hat ihn erwischt, und er konnte nicht einmal kämpfen. Es gab überhaupt keinen Kampf.«
    Sorin zeigte auf etwas, das ihm zuvor bereits aufgefallen war. »Riyan, schau dir mal diese Haken an. Sie sind neu und aus feinstem Stahl gefertigt. Wie Haken zum Bergsteigen, nur dicker. Als wären sie extra hierfür gemacht. Und sie sind fast mühelos hineingetrieben, so gerade wie Nägel in die Bodendielen von Feruche.« Er erhob sich und schickte sich an, einen der Nägel aus der Schwinge des Drachen herauszudrehen. Ein leises, wehes Stöhnen drang aus der Kehle des Geschöpfes; Sorin hielt inne.
    »Brauchst du einen Beweis?«, fragte Riyan.
    »Genau. Wir werden den Dreckskerl finden, der das getan hat, und wir werden seine eigenen Haken an ihm ausprobieren.«
    »Zuerst einmal müssen wir ihn ausfindig machen. Sorin, ich möchte mit Sioned reden. Sie weiß vielleicht, wie wir dem Drachen das Bild abringen können. Außerdem muss es doch etwas geben, was wir tun können, um seinen Schmerz zu lindern.«
    »Bist du denn kräftig genug für ein Lichtlaufen? Die Farben des Drachen müssen dich ziemlich hart getroffen haben.«
    »Mir geht es gut.«
    Sorin beäugte ihn und meinte dann achselzuckend: »Ich werde sehen, was ich für den Drachen tun kann.«
    Während Riyan das Sonnenlicht nach Stronghold verwebte, benutzte Sorin das restliche Wasser, um die schlimmsten Wunden des Drachen zu kühlen. Als Riyan schließlich wieder sprach, ging der Atem des Drachen kräftiger, und ein wenig von seinem Schmerz war aus seinem Blick gewichen.
    »Sie sagt, ich kann es tun, wenn der Drache mir vertraut.« Riyan rieb seine Hände auf seinen Schenkeln.
    Sorin sah das Zögern in dem dunklen Gesicht. »Riyan, wir müssen eigentlich nichts weiter tun, als uns umhören, wer mit dem Töten eines Drachen prahlt. Niemand tut so etwas und versucht es dann zu verheimlichen. Er wird damit angeben«, fügte er verbittert hinzu.
    »Nein. Oder ja, in diesem Punkt bin ich deiner Meinung. Aber es kann das ganze Frühjahr dauern, bis wir ihn in dieser Wildnis gefunden haben. Was immer er damit bezweckt hat, so bezweifle ich doch, dass er erwischt werden will, um bestraft zu werden.« Er musterte den Drachen. »Wenn ich ein Bild bekommen kann, wäre es sehr viel einfacher, ihn zu finden.« Er lächelte flüchtig. »Außerdem ist Sioned eine gute Lehrerin, selbst auf diese Entfernung. Sie hat mir auch gezeigt, wie man Schlaf webt.«
    Sorin warf einen Blick auf Riyans sechs Ringe. Vier waren ihm von Lady Andrade gegeben worden; im letzten Jahr war er dann in die

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