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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Schule der Göttin gereist, um den fünften und sechsten Ring zu erbitten. Aber die Fähigkeiten, die er bewiesen hatte, um diese beiden zu verdienen, waren ihm von Urival und Sioned beigebracht worden, nicht von Andry. Und Schlafweben konnten nur jene Lichtläufer mit acht und mehr Ringen. »Du solltest diese Dinge eigentlich nicht wissen.«
    »Andry würde es sicher nicht gutheißen«, stimmte Riyan ein wenig scharf zu. »Andererseits billige ich auch nicht alles, was er tut.« Einen Augenblick später zuckte er entschuldigend mit den Schultern. »Tut mir leid.«
    Sorin rutschte unruhig hin und her. »Tu, was du tun musst.«
    Riyan winkte ab und holte tief Luft. Gleich darauf bebte der Drache leicht. Riyan stöhnte, und wieder ließ die Spannung sein Rückgrat stocksteif werden, und seine Hände waren zu Fäusten geballt. Eine Hand kam hoch, als wollte sie einen Schlag abwehren; der rechte Flügel des Drachen zitterte im selben Augenblick. Aus Riyans Kehle wie aus der des Drachen drang gleichzeitig ein Heulen – ein tiefer, bedrohlicher Laut, der Sorin einen Schauder über den Rücken jagte. Ganz plötzlich fing der Drache an zu summen, und Riyans verzerrtes Gesicht reagierte mit einem Lächeln, das zugleich wild und triumphierend war. Als hätte er den Mörder mit seinem Schwert festgenagelt – oder mit seinen Krallen, dachte Sorin plötzlich.
    Drache und Lichtläufer setzten ihre verwirrende Einigkeit noch eine Weile fort. Schließlich öffnete Riyan die Augen und seufzte zufrieden.
    »Ich hab’s«, erklärte er. Noch immer lag dieses sonderbare Lächeln auf seinem Gesicht.
    Wortlos reichte ihm Sorin erneut den Wasserschlauch, und nachdem er ausgiebig getrunken hatte, sah Riyan wieder mehr wie er selbst aus. Der Drache war völlig entspannt. Sorin machte das Schlafweben dafür verantwortlich, bis er sah, dass die bernsteinfarbenen Augen offen standen und unter dem Schmerz hell leuchteten.
    Riyan sprach, ehe der Freund fragen konnte. »Er ist groß und dunkelhaarig, mit blauen Augen und sehr gut aussehend, wenn man Arroganz mag. Teuer gekleidet, in Seide und gute Wolle aus Cunaxa, in dieses leichte Zeug, das wie Samt durch die Finger gleitet. Aber wirklich interessant ist die Farbe, die er trägt.« Wieder zuckte dieses wilde Lächeln über Riyans Gesicht. »Violett.«
    Sorins Brauen schossen bis zum Haaransatz empor. »Prinzenmark? Pols Farben? Aber warum?«
    »Ich weiß es nicht. Aber der Drache war sehr deutlich – sie denken noch mehr in Farben als die Faradh’im.«
    »Dann wissen wir also, nach wem wir suchen müssen.« Wieder hockte sich Sorin neben den Kopf des Drachen. »Wir werden ihn für dich kriegen«, versprach er und strich über die weichen Schuppen um die Augen und auf der Stirn. »Riyan, kannst du ihn jetzt nicht einschläfern? Er hat schreckliche Schmerzen.«
    »Geh fort von ihm. Ich möchte dich nicht auch verweben.«
    Wenige Augenblicke später senkten sich die Lider über die müden Augen. Ein langer Seufzer breitete sich im Körper des Drachen aus, dann lag er still. Als er sicher war, dass der Drache jedem körperlichen Gefühl gegenüber unempfindlich war, fing Sorin an, einen der Haken aus den Schwingen zu ziehen. Riyan half ihm. All ihre Kraft war vonnöten, um den Stahl aus dem Holz zu entfernen. Endlich hatten sie es geschafft. Der Haken war voller Blut, das bei bloßer Berührung – einem uralten Aberglauben nach – giftig war. Das war natürlich ebenso wenig wahr wie die Legenden, dass Drachen eine Vorliebe für Jungfrauen hatten oder mit einem Blick ihrer Augen töten konnten. Drachen waren nur dann gefährlich, wenn ihre Ernährung bedroht war oder wenn sie direkt angegriffen wurden. Mit den Wölfen im Veresch war es dasselbe – aber die Wölfe riefen nicht dieselbe Angst hervor wie Drachen. Wölfe waren, wie Menschen, Geschöpfe der Erde und konnten fast gleichberechtigt bekämpft werden. Aber die Flügel ließen die Drachen Furcht erregend scheinen.
    Andererseits, dachte Sorin plötzlich, hatte Riyan gesagt, dass der Drache fähig gewesen wäre, ihn zu töten, während er mit seinen Farben in Kontakt gewesen war. Vielleicht lag doch ein wenig Wahrheit in all den Legenden. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken.
    Aber welches Geschöpf würde denn nicht alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um einen Feind zu töten? Sie waren Menschen; ein Mann hatte dem Drachen dies angetan, ein Mann, der mächtig genug war, um ihn wie einen Stein vom Himmel fallen zu

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