Sternenschatten
Aufgabe vorgenommen, die für mich am wichtigsten ist, und du bist zu einem Ergebnis gelangt. Erinnerst du dich noch, wie du mich gefragt hast, wie die Menschen zu eurer Rasse stehen. Ich weiß nicht, was die Menschen allgemein antworten würden … aber ich … ich stehe in deiner Schuld. Oder betrachte dich als Freund. Wie es dir besser gefällt.«
Der Zähler stellte sich auf die Hinterpfoten und streckte sich zu meinem Ohr hoch. Sein Geflüster war kaum zu hören. »Der Stern, den ihr Spica nennt. Der Gasgigant, der Einzige im System. Der Gasgigant, der von einem Ring umgeben ist.«
Hitze durchflutete mich. Das war nicht einfach die Geste eines einzelnen Reptiloiden gegenüber einem einzelnen Menschen.
»Danke. Du weißt ja auch, wo mein Zuhause ist.«
»Willst du auch Pjotr dein Geheimnis anvertrauen, Karel?«, fragte mein Großvater. »Nur zu, du brauchst keine Angst zu haben. Er wird es hüten.«
Aus dem Maul des Reptiloiden kam ein Schmatzlaut. Er zögerte so offenkundig und deutlich, dass ich keinen Zweifel mehr hegte: Diesmal spielte er die menschlichen Emotionen nicht nach, diesmal tobte in ihm tatsächlich ein Kampf. Eine Schlacht, die sich nach seiner inneren Uhr Jahrhunderte hinzog.
»Wir sind keine Lebewesen, Pjotr.«
Mein Großvater nickte, als er mein entgeistertes Gesicht sah.
»Gasgiganten bringen kein Leben hervor. Wir sind Nachfahren von etwas, das einst eine Maschine war. Eine Maschine aus dem Schatten.«
Die lebenden Computer des Kosmos! Na klar!
Die Zähler!
Die erstaunliche Fähigkeit, mit Maschinen zu interagieren, das unstrittig nicht vorhandene Bedürfnis zu atmen und zu essen! Die Unfähigkeit, mit den Cualcua eine Symbiose einzugehen!
Warum hatte ich das nicht schon früher begriffen?
Der Zähler wartete, den Blick fest auf mein Gesicht gerichtet.
»Das ändert nichts, Karel«, sagte ich. »Absolut überhaupt nichts.«
Alles in dem Haus war neu und trug einen so klaren Stempel der Gewohnheiten meines Großvaters, dass ich mir einen fragenden Blick nicht verkneifen konnte.
»Es wurde alles extra für mich angefertigt«, erklärte mein Großvater, der sich in einem Ledersessel lümmelte. »Ohne jede Widerrede. Du kannst dir nicht vorstellen, wie angenehm es ist, wenn du dich nicht mit idiotischen Installateuren herumzuschlagen brauchst, nicht durch Geschäfte mit ihren dämlichen Verkäufern streifen musst …«
Ich nickte. Das Verhältnis meines Großvaters zu den Angehörigen aus dem Dienstleistungsbereich war mir nur zu gut bekannt.
»Sieht fast so aus, als wolltest du dich hier länger niederlassen …«
»Petja, ich wollte nur auf dich warten«, widersprach mein Großvater, der zum Zeichen des Protests sogar die Hand gehoben hatte. »Ich habe gehofft, dass du früher oder später …«
»Mir haben zwei Tage gereicht«, sagte ich.
Mascha und Kelos waren im Garten geblieben. Sie besaßen so viel Taktgefühl, uns die Zeit zu geben, was zwar kaum erstaunlich für Kelos, aber nach wie vor bemerkenswert für Mascha war.
Durch die halb offene Tür sah ich das Schlafzimmer. Na toll! Das hatte noch gefehlt. Eine Spiegeldecke, ein riesiges Bett, die Sorte, die mein Großvater früher als »Lenin ist mit uns« verspottet hatte, Kristall-Kinkerlitzchen an den Wänden, Bilder, Blumen …
»Dein Geschmack konnte sich wohl so richtig austoben, wie?«, fragte ich.
Mein Großvater folgte meinem Blick und geriet in Verlegenheit. »Pit … zum Teufel auch, du bist schließlich kein Kind mehr … du wirst doch wohl verstehen, was es heißt, seine Jugend zurückzugewinnen?«
»Leider nur theoretisch. Gut, lassen wir das, Großpapa. Erzähl mir lieber, was hier passiert ist! Wo seid ihr gewesen, Mascha und du? Wie hast du es geschafft, in den paar Tagen bis zur Führung der Handelsliga vorzudringen?«
»Stopp!« Mein Großvater gebot mir Einhalt. »Alles schön der Reihe nach, ja?«
Es fiel mir schwer, ihn weiter Großvater zu nennen. Am liebsten hätte ich wie damals auf dem Kreuzer der Alari die Augen geschlossen und mich an den früheren Andrej Valentinowitsch erinnert. Aber ich widerstand der Versuchung. Das hier war für immer. So würde mein Großvater von nun an sein.
»Als Erstes sind wir in eine höchst sonderbare Welt geraten … Hat Mascha dir schon davon berichtet?«
»Seltsamerweise nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass es ihr da überhaupt nicht gefallen hat.«
»Wenn es nur das wäre! Das Problem ist vielmehr … Ich mag die Aliens als Klasse nicht, als
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