Sternenschatten
Wir nähern uns schon?
Aber ich hätte doch bestimmt nicht so lange geschlafen, wenn nicht jemand dafür gesorgt hätte, oder? Dieser Jemand dürfte das Schiff gewesen sein, genau wie bei dem Flug zu Der Heimat; wie alle anderen Passagiere auch hatte mich das Schiff vorsichtshalber in einen bewusstlosen Zustand versetzt.
Und während ich schlief, hatte es meine Gedanken gründlich durchforstet.
Zweitens …
Nein, so was hatte man nun wirklich noch nie gehört! Ein Computer, der an Subjektivem Idealismus leidet! »Nur ich existiere, alles andere ist das Produkt meiner Gedanken!«
Natürlich nur, falls ich das nicht geträumt hatte …
Nein, das war kein Traum.
Der Cualcua!
Ich fing an zu lachen. Im Sitz neben mir drehte sich Danilow um und hob den Kopf. Er betrachtete mich mit verständnislosem Blick.
Allmählich reichte es mir! Zwei Wesen hintereinander, die in mein Bewusstsein eindrangen, das war zu viel!
Ich dringe nicht in deinem Bewusstsein ein. Ich beobachte. Für unsere Rasse ist es längst nicht mehr nötig, sich aktiv in etwas einzumischen, denn dadurch erhält sie keine neuen Informationen. Das Einzige, was wir tun, ist allen – ausnahmslos allen – Rassen zu helfen, sich im Universum zu bewegen. Der Unterschied zwischen Aktivität und Passivität ist für uns praktisch verschwunden – das ist der Preis, den wir für unsere Entwicklung zahlen. Mit den Computern der Geometer verhält es sich jedoch anders, sie gleichen unserem Verhalten nur auf den ersten Blick. Sie sind durch die von außen vorgegebenen Regeln beschränkt, halten diese Barrieren aber für eine von ihnen selbst getroffene Entscheidung.
»Soll das heißen« – ich merkte nicht einmal, dass ich laut redete –, »dass am Ende alles auf dasselbe hinausläuft? Die starren Barrieren, in deren Grenzen sich die Schiffe der Geometer für intelligent halten, und die unendliche Freiheit, die euch von der Notwendigkeit zum aktiven Handeln entbunden hat? Ist das Ergebnis in beiden Fällen dasselbe?«
Jetzt starrten mich alle an. Mascha war ebenfalls aufgewacht, der Reptiloid hatte seine Trance abgeschüttelt, in der er die abstrakten Rätsel des Universums löste.
Es ist alles eins. Was gefällt dir daran nicht, Pjotr? Schließlich führt alles zur Freiheit. Zur Freiheit der Erkenntnis, zur Freiheit der Entwicklung. Wenn du die Freiheit gewonnen hast – und sei es die Freiheit im Gefängnis – was sollte dann schlecht daran sein?
»Dann ist das Leben nichts mehr wert«, sagte ich.
»Pjotr! Was ist los?«, fragte mich Danilow in scharfem Ton.
Diese Frage musst du allein für dich klären. Aber du hast doch nicht wirklich gehofft, die Zukunft der Menschheit sehe wie der heutige Tag aus, ins Unendliche hinein verlängert?
»Ich weiß nicht …«
Danilow, der die Antwort offensichtlich auf die Frage bezog, die er mir gestellt hatte, wechselte einen Blick mit Mascha.
Du wirst Zeit haben, deine Entscheidung zu treffen …
»Was geht hier vor, Petja?«, fragte der Reptiloid mit der Stimme meines Großvaters.
»Der Computer … der Computer des Schiffs.« Ich sah ihn an. »Er hat mit mir gesprochen. Er weiß, wer ich bin.«
»Und was heißt das?« Der Körper des Reptiloiden zuckte zusammen. Der Zähler übernahm wieder die Kontrolle, und ich sah, wie die geschuppte Pfote sich zum Pult streckte.
»Nein, Karel! Das Schiff lässt uns freie Hand!«
»Warum?«
Woher sollte ich wissen, warum? Wegen der Splitter von Rimers Seele in meinem Verstand? Wegen eines eventuellen Nutzens für Die Heimat? Vielleicht hatte die Maschine auch gelogen, denn Nicht-Freunden musste man nicht unbedingt die Wahrheit sagen …
Stockend berichtete ich von dem kurzen Gespräch mit dem Schiff. Die Unterhaltung mit dem Cualcua erwähnte ich natürlich nicht. Der Zähler schüttelte den dreieckigen Kopf.
»Ich habe nicht damit gerechnet, dass es derart ungewöhnliche Folgen hat«, sagte er, »wenn ich dir die Sprache der Geometer einspeise.«
»Was hast du mir denn überhaupt alles eingespeist, Karel?«
»Die Sprache. Das Gedächtnis von Rimers Schiff.«
»Sonst nichts?«
Der Zähler kannte uns wirklich gut. »Ich bin mir nicht sicher, ob das, was ihr Seele nennt, tatsächlich existiert, Pjotr. Und erst recht nicht, was meine Fähigkeiten angeht, sie von einem Körper in einen anderen zu übertragen.«
»Ich glaube, das reicht jetzt«, mischte sich Mascha plötzlich ein. »Mich interessiert nur das Resultat … Wir werden nicht unter Bewachung in dieses
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