Sternenschatten
vor, war aber eigentlich verdammt solide. Und obendrein mit Technik vollgestopft.
So gehen Wünsche in Erfüllung. Ich hatte in einer Grenzgarnison dienen wollen? Bitte sehr! Gut, die Garnison lag auf einem anderen Planeten. Dafür boten sich hier Gelegenheiten in Hülle und Fülle, irgendwelchen wahnsinnigen Ökos im gemeinsamen Kampf mit nicht minder wahnsinnigen Piloten Paroli zu bieten.
»Was amüsiert dich denn?«, wollte Schnee wissen. Wir schössen direkt auf den Zaun zu. Entweder würde das Schiff also das zwei Meter hohe Hindernis überwinden oder vor uns würde sich ein Durchgang öffnen.
»Das erinnert mich an einen … Ort, den ich kenne.«
Mit der Antwort zufrieden, nickte Schnee.
Vor dem Schiff öffnete sich ein Durchgang. Die Elemente des Zauns schienen zu schrumpfen und sich ineinanderzuschieben. Vermutlich konnte sich das Schiff nicht weit über die Erde erheben. Sobald es die Mitte des Stützpunktes erreicht hatte, hielt es an und senkte sich langsam zu Boden. Weit und breit war niemand zu sehen.
»Schnee, kümmere dich um den Jungen.« Galis trat als Erster auf die Steinplatten hinaus, mit denen diese Fläche, eine Art Platz, ausgelegt war.
»Das brauchst du mir nicht extra zu sagen, das ist mir sowieso klar.«
Der Hauptmann reagierte mit keinem Wort auf die Antwort. »Pjotr, wenn du mit mir reden willst, komm einfach vorbei«, lud er mich ein. »Ich würde mich freuen.«
Ich sah ihm nach, wie er sich mit festen, selbstsicheren Schritten entfernte, die Schultern durchgedrückt und in seiner ganzen Erscheinung der Inbegriff eines Kommandeurs.
»Ihr habt eine komische Vorstellung von Disziplin«, sagte ich zu Schnee. »Es hätte nicht viel gefehlt, und ihr beide hättet euch geprügelt.«
»Jetzt spricht doch nichts dagegen«, erwiderte Schnee kichernd. »Schließlich ist der Alarm aufgehoben.«
»Und sonst?«
Der entspannte Ausdruck kroch kurz vom Gesicht des Piloten. »Sonst – eine Ladung vor die Birne! Und zwar umgehend. Du stellst Fragen, Pjotr! Und komm bloß nicht auf die Idee, dich so zu verhalten, wenn sich die Basis im Verteidigungszustand befindet!«
»Danke«, sagte ich. Mich beeindruckte die Warnung nicht gerade. Nach Disziplin sah das alles nicht aus, nach Stand- oder Militärgericht schon gar nicht. »Sag mir aber Bescheid, wenn es so weit ist!«
»Das wirst du dann schon merken«, erwiderte Schnee gickelnd. »Komm jetzt …«
Der menschenleere Stützpunkt irritierte mich nach wie vor. Wir gelangten zu einem klobigen, einstöckigen Haus und gingen hinein. Neugierig sah ich mich um. Bei den Geometern hatte ich es nicht genießen können, einen fremden Alltag zu studieren, da mein Gedächtnis ja ausgeschaltet gewesen war und ich folglich nichts zum Vergleich hatte heranziehen können.
Hier war es allerdings ebenfalls recht schwierig, sich für etwas zu begeistern. Es ähnelte den Gegebenheiten auf der Erde viel zu sehr, ja, mehr noch: den Gegebenheiten zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Eine Mischung aus Garnisonsstadt und gemütlichem Hotel.
Gleich hinterm Eingang lag der Empfang. Es gab einen Tresen, hinter dem eigentlich der Diensthabende zu finden sein sollte. Über dem Tresen war eine energetische Barriere installiert, von der ein schwaches Flimmern in der Luft zeugte. Den Eingang selbst bewachte jedoch niemand.
»Nur wenn Alarm ist«, klärte mich Schnee auf, dem mein Blick nicht entgangen war. »Die strengen Vorschriften gelten nur für den Fall militärischer Handlungen. Ist das bei euch etwa anders?«
»Ja.«
»Macht nichts. Du wirst dich schnell daran gewöhnen …«
Das hatte ich eigentlich nicht vor – was ich natürlich für mich behielt.
»Gehen wir.«
Wir kamen an einer Halle vorbei – mit ihren Ledersesseln, den kleinen Tischen und dem großen Bildschirm an der Wand hätte sie einem Hotel für einfache Ansprüche durchaus Ehre gemacht – und erreichten eine Treppe. Warum bloß alle Rassen der Galaxis so auf Bildschirme versessen waren? Schließlich war die Technologie, mit der sich Darstellungen von guter Qualität direkt in die Luft projizieren ließen, doch ganz einfach. Selbst auf der Erde war sie ohne Hilfe der Außerirdischen entwickelt worden. Aufmerksam suchte ich die Wände nach einem Bild ab. Die fremde Kultur ist der sicherste Weg zum Verständnis.
Ein Bild entdeckte ich. Das Meer – oder doch nur der Sumpf? – im Mondlicht, ein silbriger Streifen auf dem Wasser, in der Luft ein Vogel. Solche Kunstwerke hatte ich tonnenweise zu den
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