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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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genau wie ich es kannte, sogar mit einem Armaturenbrett, also konnte man es nicht nur mental steuern. Schön.
    »Entschuldige.« Schnee entspannte sich. »Entschuldige, Pjotr.«
    »Was denn?«
    Er lächelte gequälte und sah für einen kurzen Moment wie ein kleiner Junge aus.
    »Du hast dich seltsam verhalten. Die Grüne hast du angesehen, als ob … in die Maschine wolltest du nicht einsteigen. Und sie fürchten sich schließlich vor unserer Technik … bis zur Hysterie. Im Restaurant essen willst du auch nicht …«
    »Soll das heißen, du hältst mich für einen Spion?« Meine Verblüffung war echt. Dieses verspätete Misstrauen wirkte noch unangemessener als die bisherige Vertrauensseligkeit.
    »Also … ich bin ins Grübeln geraten …«
    Ich fing an zu lachen und stieg wieder aus. »Ich habe mit ihnen wirklich nichts zu tun, Ehrenwort.«
    »Soll ich dir was mitbringen?«, fragte Schnee reuevoll.
    »Unbedingt was zu essen. Und …«
    Ob es bei ihnen Bücher gab? Aber was bin ich nur für ein Idiot! Wenn in meinem Wortschatz der Begriff »Buch« existierte, dann musste er ja wohl auch für etwas stehen.
    »Und Bücher zur Geschichte des Planeten.«
    »Du bevorzugst dieses Medium?« Schnee nickte. »Eure Welt muss echt komisch sein.«
    »Und wie!«, stimmte ich ihm zu.
    »Gut. Ich besorge dir welche. Und noch mal: Entschuldige, Pjotr. Der Schatten macht uns alle ganz wuschig …«
    Das Schiff stieg lautlos auf und schoss auf den sich eiligst öffnenden Zaun zu. Ich blieb mit offenem Mund zurück.
    Bis jetzt war ich mir sicher gewesen, die Bezeichnung »Schatten« gehe auf die Geometer zurück. Schließlich gibt es etliche Namen für den Feind, das Dunkel, das Böse, der Schatten … Aber Schnee gebrauchte den Ausdruck auch.
    Folglich mussten die Geometer versucht haben, das Leben der Zivilisation des Schattens zu verstehen. Sie hatten ihre Regressoren geschickt, von denen jedoch nur einige zurückgekehrt waren. Diese mussten genug zu berichten gehabt haben, um die kühnen Kämpfer der Freundschaft in Angst und Schrecken zu versetzen.
    Wie sah eine Kultur aus, welche die Propheten des Friedenskampfes erschreckt? Wie die kriegerische Welt der Grünen und Technokraten hier? Niemals! Denn beide Seiten wären in kürzester Zeit zum Kampf mit Steinäxten zurückgeworfen worden.
    Ich machte kehrt und ging zu der Kaserne zurück, in der man mir ein Zimmer gegeben hatte.

Drei
     
    An die zehn Minuten schlug ich mich mit dem Fernseher herum, verfolgte einen idiotischen Sportwettkampf, ein Rennen im durchschnittenen Gelände, und verschiedene Varianten von Konzerten. Schnee hatte völlig recht, wenn er sie als Amateure bezeichnete. Irgendwann kam ich auf die Idee, von dem Gerät zu verlangen, mit mir zu interagieren.
    »Ausgeführt«, teilte mir der Bildschirm mit weicher weiblicher Stimme mit.
    Meine Laune besserte sich sofort. Jetzt konnte ich darauf hoffen, dass ich, wenn ich darum bat, mir die Entwicklungsphasen zu zeigen, nicht länger Wettkämpfe von Mannschaften unterschiedlichen Alters zu sehen kriegte, angefangen bei einjährigen Kleinkindern bis hin zu Tattergreisen. Diese Welt hegte fraglos eine Vorliebe für sportliche Spiele und unprofessionelle Schlagerdarbietungen. Noch die stimmloseste Sängerin von der Erde oder ein Jugendlicher, der einmal einen Selbstverteidigungskurs besucht hatte, würde hier jeden in die Tasche stecken.
    »Ich möchte mich mit der Geschichte des Planeten vertraut machen«, bat ich, während ich im Sessel Platz nahm.
    »Ein allgemeiner Kurs?«
    »Ja.«
    »Gesamtdauer?«
    »Äh … eine Stunde.«
    »Nur Dokumentationsmaterialien? Oder auch Spielfilmszenen und Rekonstruktionen?«
    »Wenn sie zuverlässig sind.«
    »Ich bereite es vor.«
    Das war natürlich nicht nur ein Fernseher. Sondern eine Art Internetfernseher, wie er jetzt in den USA und häufig auch schon in Russland anzutreffen ist. Als ich mir vorstellte, wie der Computer auf dem ganzen Planeten nach Dateien für mich suchte und mir einen persönlichen Dokumentarfilm zusammenstellte, schüttelte ich den Kopf.
    Was für eine unglaubliche Verschwendung von Ressourcen! Warum führten sie – bei einem derartigen Informationszugang, einer derart entwickelten Technik – diesen öden Krieg? Es hätte doch schon längst eine der beiden Seiten gewonnen haben müssen!
    Cualcua! Könnte das Computersystem, mit dem ich jetzt kommuniziere, nicht derselbe Verstand sein, der dich erfasst hat?
    Nein, antwortete mein Symbiont knapp und mit

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