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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Organismus an die ursprüngliche Biosphäre. Mehrmals wurden Kundgebungen gezeigt, die sich zu Zusammenstößen und Schlägereien auswuchsen. Das Ganze wurde ausgesprochen ruhig und sachlich kommentiert. Ich hatte den Eindruck, die Informationen seien tatsächlich in einer untendenziösen Weise zusammengestellt worden. Und irgendwie hatten die Grünen ja recht: Auf dem Planeten könnte immer noch ein eigenes intelligentes Leben entstehen, aber da die Umwelt nun einmal zerstört worden war, musste man von dem, was noch übrig war, so viel wie möglich bewahren und sich eventuell selbst eine leere ökologische Nische suchen. Auch wenn das blanker Unsinn war, ihre Motive waren edel. Irgendwann nahm die Zahl der Grünen sprunghaft zu. Und zwar so stark, dass sie nun mit der Zahl der Bürger gleichzogen, die jede Veränderung ablehnten. Die ganze Zeit über wurde ich den Eindruck nicht los, die Frauen auf diesem Planeten seien einzig und allein mit dem Kinderkriegen beschäftigt, denn die Bevölkerung stieg offensichtlich in abnormem Tempo an. Die Städte wuchsen, es entstanden Zonen für normale Menschen und für Grüne. Nachdem ein Abkommen ausgehandelt worden war, trennten sich beide Bevölkerungsgruppen voneinander. Die Grünen erhielten die nördliche Halbkugel, die Technokraten – so hatte ich sie für mich genannt – die südliche. Anfangs entschärfte das die Situation. In den nächsten zweihundert Jahren bespöttelte und verhöhnte man einander, baute ein Kontrollsystem über das jeweils eigene Territorium und militärische Strukturen auf. Es wurden Szenen aus einer Komödie eingespielt, in der beide Seiten gleichermaßen als dumm, aber unschuldig dargestellt wurden. Ab und an wurde der Schatten erwähnt, aber stets nur eingebunden in den Kontext und vage, etwas in der Art wie: »Wir sind eine völlig einmalige Welt im Schatten …« oder »Was unterscheidet uns von allen anderen Welten des Schattens?« Sobald die Grünen die Transformation ihrer Kontinente und Küstengebiete abgeschlossen hatten, nahmen sie sich die Meere vor. Genau damit begannen die Probleme. Die Meere waren nämlich miteinander verbunden. Die einheimische Flora und Fauna, die bereits völlig vom Planeten verschwunden zu sein schien, breitete sich mühelos und gierig wieder aus. Man beschuldigte sich gegenseitig. Die Flugzeuge der Technokraten verbrannten sämtliche widerständigen fremden Lebensformen an ihrer Grenze, die Grünen »säten« neues Leben an ihrer. Und sie waren wesentlich erfolgreicher. Jedenfalls zeigten die Meere nun wieder den Zustand während der ersten Kolonisation.
    Das war’s.
    Der Film endete, die illusorische Welt um mich herum löste sich auf. Ich saß wieder im Zimmer vor einem laufenden Fernseher.
    Damit hatte ich also die gewünschten Informationen erhalten. Jetzt konnte ich versuchen, sie auszuwerten. Wenn man alles auf die reinen Fakten reduzierte – wobei ich nicht vergessen sollte, dass die Bewohner des Schattens sich im Alltag wie ganz normale Menschen von der Erde aufführten, mit einer gehörigen Portion an Melodramatik und völlig normalen Gefühlen – was blieb dann übrig? Es gibt – oder gab – eine Metropole. Jene Ur-Erde …
    »Einführungskurs zur Ur-Erde«, bat ich.
    »Darüber liegen keine Informationen vor.«
    Hoppla!
    »Gar keine?«, fragte ich etwas dämlich. Der Apparat überlegte ein Weilchen.
    »Indirekte. Die Ur-Erde ist die Heimat der menschlichen Rasse. Diese These begegnet in unterschiedlichen Formulierungen in Spielfilmen und Archivmaterialien.«
    Was hatte der Film noch hergegeben? Ach ja, dieses Imperium …
    »Einführungskurs über das Zweite Imperium und die Entwicklungsunion«, bat ich, obwohl ich die Antwort schon ahnte.
    »Darüber liegen keine Informationen vor.«
    »Indirekte?«
    »Es handelt sich um zwei politische Kräfte, die im Kampf um die Herrschaft in der Galaxis zu aktiven Kriegshandlungen griffen. Erstmals wurden sie vor etwa viertausend Jahre erwähnt, letztmals vor etwa zweitausend Jahren. In manchen Perioden galt das Imperium als die progressivere Kraft, in anderen die Entwicklungsunion.«
    »Du« – in meiner Aufregung fing ich an, den Apparat zu personifizieren –, »du hast mir Spielfilmszenen über das Zweite Imperium und die Union gezeigt. Das sind doch auch Informationen.«
    »Die Spielfilmszenen sind unzuverlässig, weil sie einander widersprechen. Sie können nicht die Basis für einen Informationskurs bilden.«
    Logisch. Dann wollen wir doch mal

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