Sternenschimmer
kennenzulernen.«
Eine seltsame Mischung aus ihrer Wehmut und meiner Zuneigung ließ mich den Arm um sie legen.
Gemeinsam standen wir unter dem schimmernden Dach der Welten.
21
D ie Haltestelle war direkt vor dem Eingang der Eissporthalle.
»Ist das eigentlich normal, dass Sleiten Luna so sehr in den Bann zieht?«, erkundigte ich mich bei Iason, nachdem Finn und Luna in ihr Schiff gestiegen waren. Da Iason darauf bestand, mich heimzubringen, warteten wir noch auf unseres.
»Nein, eigentlich ist es zu Beginn eher erschreckend. Ich habe mir beim ersten Mal fast in die Hosen gemacht.«
» Du?«
» Ja, es ist ein sehr beunruhigendes Gefühl, wenn man sich plötzlich in Nichts auflöst. Als ich wieder aufgetaucht war, habe ich mich sofort von Kopf bis Fuß untersucht, aus Angst, ich könnte irgendeinen Körperteil vergessen haben. Der Spaß daran kommt erst mit der Zeit, wenn man sicherer wird. Bei langen Strecken fürchte ich mich sogar heute noch manchmal. Vielleicht bin ich deshalb so schnell.«
Ich gluckste leise.
»Was ist?«
»Ach, nichts.«
Er runzelte die Stirn.
»Also ist es ungewöhnlich, dass Luna sleitet, als hätte sie in ihrem Leben nie etwas anderes getan«, kam ich wieder auf das eigentliche Thema zurück.
»Ausgesprochen ungewöhnlich«, gab er mir recht.
»Meinst du, es hat irgendwas mit ihrem Sinn zu tun?«
»Das habe ich mir auch schon überlegt«, sagte er, währender den Fahrplan im iCommplete überprüfte. »Dein Schiff kommt erst in fünf Minuten.«
Beim Gedanken daran, mir in Kürze die Strafpredigt meiner Mutter anhören zu müssen, wurde mir ganz flau im Magen. »Ich glaube, ich bleibe heute Nacht bei Lena«, entschied ich deshalb.
»Wie du willst«, sagte er freundlich. »Dann bringe ich dich zu ihr.«
Also rief ich meine Mutter an. Sie brummte etwas davon, dass es vielleicht am besten so war, und da wusste ich, sie würde noch eine ganze Weile brauchen, um nicht mehr böse auf mich zu sein. Als Nächstes klingelte ich bei Lena durch, die richtig begeistert von der Idee war.
»Fragst du schnell mal deine Eltern, ob sie was dagegen haben?«, bat ich sie.
» Auf keinen Fall! Komm einfach durchs Fenster rein.«
» Warum?«
» Hach, du kennst sie doch. Die haben nicht gerne Besuch, schon gar nicht nachts um elf. Außerdem sind sie der Meinung, du wärst kein guter Umgang für mich.«
Ja, ich kannte ihre Eltern, und deshalb schlug ich vor, dass wir uns in diesem Fall besser doch erst morgen treffen sollten.
» So ’n Quatsch«, sagte sie empört. » Du kommst, und damit basta.«
Bevor ich noch irgendetwas erwidern konnte, hatte sie auch schon das Gespräch weggedrückt.
Ich seufzte und steckte mein iCommplete zurück in die Tasche.
»Was ist mit Lenas Eltern?«, erkundigte sich Iason.
»Ach, das sind so Pinkel, die es am liebsten hätten, dass Lena denn ganzen Tag schön brav auf dem Sofa hockt und für die Schule lernt.«
Iason schmunzelte. »Nun, ich glaube, da haben sie wenig Aussicht auf Erfolg.«
»Hey, das ist manchmal gar nicht so einfach für Lena.«
»Entschuldige, ich wollte mich nicht über deine Freundin lustig machen.« Er warf den Hallenschlüssel in den Briefkasten. »Komm, ich bring dich zu ihr.«
Wir machten uns auf den Weg zur nächsten Haltestelle, da Lena im südlichen Teil der Stadt wohnte und wir von dort eine direkte Verbindung hatten. Als wir die Haltestelle erreichten, gingen wir in stillem Einvernehmen weiter bis zur nächsten … und fuhren über ein Rollband eine Terrasse aufwärts bis zur daüberliegenden.
Mit Iason allein zu sein, war jedes Mal wieder eine Herausforderung. Wenn ich nur wüsste, wie sich loduunische »Zuneigung« ausdrückte. Denn zugeneigt schien er mir zweifellos. Aber was bedeutete das? Was fühlte er dabei? Selbst eine zärtliche Berührung unter Partnern schien für ihn fremd zu sein. Wobei sein Gefallen daran ihm auch ziemlich schnell die Unsicherheit genommen hatte. Aber was in Sachen irdischer Liebe würde ihn vielleicht nicht mehr freuen. Eventuell sogar abschrecken? Ich getraute mich einfach nicht, es darauf ankommen zu lassen. Im Augenblick wagte ich es ja nicht mal, seine Hand zu nehmen.
Unser Schiff kam.
Nach weniger als zehn Minuten hatten wir die Südstadt erreicht.
Nun waren es nur noch hundert Meter bis zum Haus der Heinemanns. Viel zu wenige Schritte. Bloß ein Quäntchen Zeit, das uns blieb.
»Darf ich dich noch mal berühren, Mia?«
»Du musst nicht immer fragen.«
Endlich.
»Mmh«, summte
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