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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Größe einer Kaulquappe zusammenschrumpfen zu können.
    Lena erklärte ihm, sie probe gerade noch einmal den Text fürihren Theaterkurs. Herr Heinemann interessierte sich nicht genügend für seine Tochter, um zu wissen, dass Lena diesen Kurs gar nicht belegt hatte. In der Hoffnung, ihn so von seinem Kontrollgang abzulenken, verschwand sie plappernd in der Küche. Kritisch fiel sein Blick über die zerwühlte Bettdecke, dann folgte er ihr.
    Erleichterung kitzelte in meiner Brust, als ich mit der Stirn auf den Boden sank.
    Wenige Minuten später kam Lena mit einer dampfenden Teetasse zurück. – Allein. Mit dem Fuß stieß sie die Tür hinter sich zu und schloss wieder ab.
    »Puh, das war knapp«, gab sie mir mit gedämpfter Stimme das O.K., wieder hervorzukommen.
    Da meine Arme eingeschlafen waren, krabbelte ich etwas umständlich aus meinem Versteck.
    Es gab noch etliches zu erzählen und eine Menge zu durchdenken. Leise quatschten und kicherten wir, nippten abwechselnd an dem heißen Tee. Immer wieder reichte sie mir Taschentücher, denn ihre liebevolle Fürsorge bescherte mir regelrechte Niesattacken. Lena gab nicht auf, mich zu ermutigen, und setzte alles daran, mir Kraft zu schenken. Als wir um halb vier müde und erschöpft unter ihre Bettdecke schlüpften, war es mir schon viel, viel leichter ums Herz.

ZWEITER TEIL
    Der folgende Sommer

    Wo warst du, Hoffnung, als ich dich suchte,
    in dunklen Tiefen meiner selbst.
    Ich suchte dich bei Tag, bei Nacht.
    Du warst fort aus meiner Welt.

22

    E s regnete wie aus Eimern. Die Luft war auf höchstens zwanzig Grad abgekühlt, und mir schlugen kalte, satte Tropfen ins Gesicht. Alles Gründe, die dafürsprachen, es sich mit einer Tasse Tee und einem guten eBook auf dem Sofa bequem zu machen. Aber nein, wir mussten Parkarbeit leisten.
    Und dann noch mit diesen nervigen Gartenhandschuhen. Sie waren mir viel zu groß und rutschten, genau wie der Rest meiner Arbeitskleidung auch.
    Was für ein Sommeranfang! Wir standen knöcheltief in zusammengetragenen Blättern und kämpften uns neben dem Matsch und den Sturmschäden des vorangegangenen Tages auch noch durch vielerlei Unrat, den Irden so durch die Gegend werfen.
    »Sag mal, ihr Irden entwickelt doch sonst technische Geräte für alles. Gibt es keine Maschine, die so eine Wiese säubern kann?«
    Iason betrachtete patschnass die riesige Grünfläche, die noch vor uns lag. Im Gegensatz zu mir sah er selbst im Overall und mit regenverstrubbelten Haaren noch aus wie ein frisch zurechtgemachter Dressman.
    »Die haben sie bestimmt abgeschafft, damit so Kleinkriminelle wie wir ordentlich Buße tun können«, murrte ich. Iih! Schwabbelte da etwa ein benutztes Kondom an meiner Rechenzinke?
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Och, nichts.« Schnell streifte ich es am Mülleimer ab. Füreine irdische Aufklärungsstunde war ein Park im strömenden Regen weder das passende Ambiente, noch sollte dieses eklige Dings da der Aufhänger sein. Verflucht! Diese Stelle hatten wir doch erst vor zwei Tagen gesäubert. Wütend holte ich mit dem Rechen aus und hackte einem Gänseblümchen den Kopf ab.
    »Hier kommt man sich wirklich wie Sisyphus persönlich vor«, ärgerte ich mich. Und das war erst unsere achtzehnte Stunde!
    Ich schielte zu Iason, weil der inmitten seiner Bewegung innegehalten hatte und mich nun vorwurfsvoll ansah.
    Genervt wandte ich mich ihm zu. »Was?«
    »Es hat gellend geschrien, als du es getötet hast.«
    Ich tat so, als stünde ich über den Dingen, reckte den Hals und hackte weiter.
    Iason wusste inzwischen, wann es besser war, mich nicht weiter zu reizen. Und Parksäuberung im strömenden Regen gehörte definitiv zu einer dieser Situationen. Deshalb wischte er sich das Wasser von der Stirn und gab sich ohne weiteren Kommentar wieder seiner Arbeit hin.
    Das gleichmäßige Prasseln der Regentropfen und die mangelnde Unterhaltung veranlassten mich jedoch, über seine Worte nachzudenken. Und je länger ich das tat, desto mehr nagten sie an mir.
    Schließlich war ich es, die das Kinn auf ihren Rechen stützte und das nasse Haar aus dem Gesicht wischte. »Hat es wirklich geschrien?«
    Iason nahm einen vollgesogenen Blätterhaufen, warf ihn in die Schubkarre und drehte sich dann zu mir um. »Es war noch sehr jung.« Er sah zu einem Gänseblümchen, das neben der Stelle wuchs, an der ich mich ausgetobt hatte. »Das ist seine Schwester. Ich höre noch immer ihren Klagegesang.«
    »Oh nein!« Ich presste meinen Rechenstiel an die

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