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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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kleinen Vorgarten der Werkstatt sehen. Ich streifte eine ausladende Brombeerhecke, die ihre stacheligen Triebe über den Zaun hängen ließ, erreichte das blau und grün gestreifte Gebäude und wollte gerade unter dem lila Eingangsschild mit der Aufschrift »GRETAS WORLD« durch, als ein ganzer Schwung Wasser über die verstopfte Regenrinne und somit auf meine Wenigkeit schwappte. Fluchend öffnete ich die Schwingtür. Laute Musik begrüßte mich, und der Geruch von Öl und Terpentin stach mir schon im Treppenhaus in die Nase.
    Ich schüttelte mir wie ein Hund das Wasser aus dem Haar und putzte mir die Schuhe an der Fußmatte ab, was auch nicht viel half. Dann stieg ich die Stufen zum ersten Stock hinauf und trat in die Halle. Greta war zweiundzwanzig Jahre alt, etwas kräftig und hatte kurzes braunes Haar. Als gelernte Flugschiffmechatronikerin bediente sie in ihrem kleinen Betrieb einzig und allein Frauen. Denn Greta war, wie soll ich sagen, etwas eigentümlich in ihrer Art und ziemlich radikal, was ihre Ansichten betraf. Selbst Lena und ich sahen das so. Gretas Meinung nach lag die Ursache allen Übels nämlich darin, dass es Männer gab. Sie allein waren das Kernproblem der ganzen Welt. Deshalb hegte sie ihnen gegenüber eine extreme Abneigung, die sie rigoros,um genau zu sein schon fast militant, vertrat. Der gute Frank hatte als ihr jüngerer Bruder manchmal wirklich zu leiden. Da Lena und ich aber wussten, wie es um Gretas ansonsten überdimensional großes Herz bestellt war, nahmen und mochten wir sie einfach so, wie sie war.
    Diese meine etwas verschrobene Freundin stand gerade vor einem verbeulten Flugschiff und beugte sich über den offenen Motorraum. Als ich zur Begrüßung auf das Blechdach klopfte, sah sie mit ölverschmiertem Gesicht zu mir auf. »Hey, Mia!« Sie ging zum Radio, drehte es leiser, und wir begrüßten uns mit einem dicken Schmatz rechts und links.
    »Bist ganz schön nass. Magst du ’nen trockenen Arbeitskittel und Kaffee zum Aufwärmen?«
    »Gern«, erwiderte ich.
    Greta wies zur Garderobe und ließ mir die Auswahl zwischen Lila und Grau. Sie selbst ging zu einem kleinen Sideboard, das mit Wasserkästen aufgebockt unter dem Fester stand. »Lena hat mir von eurer missglückten Aktion erzählt.«
    Ich verdrehte die Augen und schlüpfte in einen mit Ölflecken übersäten grauen. »Erinner mich bloß nicht daran.« Ich ging zu ihr hin und lehnte mich gegen die improvisierte Theke.
    Sie nahm eine Thermoskanne und goss den dampfenden Kaffee in zwei rote dickbäuchige Tassen. »Weiler, das Arschloch, soll euch auf die Schliche gekommen sein, weil sein Peilsender die Funkwellen von euren Walkie-Talkies empfangen hat.«
    Ich nahm meinen Kaffee und pustete ihn kälter. »Das stimmt. Frank hat versprochen, dass er uns neue baut, damit so was nicht noch mal passiert.«
    »Und O’Brian ist wirklich getürmt, als du mit einem loduunischen Kerl von der Polizei geschnappt wurdest?«
    »Dieser Kerl heißt Iason«, verbesserte ich sie.
    »Mann ist Mann«, sagte Greta eigensinnig. »Obwohl, also dieser Lehrer-Waschlappen toppt ja echt alle.«
    Ich nickte. Seit der gescheiterten Aktion war O’Brian unswohlweislich aus dem Weg gegangen. Er hatte sich in der Schule krankgemeldet und war sogar noch zu feige, um sich bei einem von uns telefonisch zu erkundigen, wie die Sache eigentlich ausgegangen war.
    »Warum habt ihr ihn überhaupt mitmachen lassen?«, wollte Greta wissen.
    Erneut blies ich über die Kaffeeoberfläche. »Er hat eine Nachtsichtkamera und, wie sich später rausstellte, die Schlüssel vom Nebentor.«
    »Na, das hättet ihr auch einfacher haben können.«
    Fragend sah ich von meiner Tasse auf.
    »Ich bin doch quasi als Schlosserin auf die Welt gekommen, schon vergessen? Ich hab für fast jede Tür ’nen Schlüssel und den dazugehörigen Code.«
    »Die hättest du nie im Leben aufgekriegt. Sicherheitsschloss.«
    »Ich bin enttäuscht, wie du mich einschätzt.«
    »Sag bloß, du könntest das?«
    Greta zog eine Schublade des Sideboards auf und kramte darin herum. »Verflixt, wo hab ich sie nur.«
    »Was suchst du?«
    »Meine Dietrichsammlung.« Leicht panisch riss sie die nächste Schublade auf.
    » Sammlung?«
    Greta beugte die Knie und spähte in den hinteren Bereich. »Ja. Manche sind noch von meinem Großvater. Die meisten hab ich aber selbst gemacht. Da ist immer ein passender dabei. Wo sind die Dinger nur?«
    »Egal. Melde dich einfach, wenn du sie findest. Von Aktionen hab ich in der

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