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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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zeichneten sich kahle graue Wände hinter ihm ab.
    Die Botschaft, die er uns überbringen musste, lallte er mehr. Entweder, weil man ihn unter Drogen gesetzt hatte oder vor Erschöpfung. Was auch immer, er hatte jedenfalls große Schwierigkeiten, sich aufrecht zu halten, und wurde einige Male von einer fleischigen Hand an den Haaren zurück ins Bild gerissen.
    »Mein Name ist Tom O’Brian. Und ich bin ein Verräter.«
    Am liebsten wäre ich wieder davongerannt. Aber diesmal blieb ich.
    »Dein Vorgehen im Bunker ist mir nicht gut bekommen, Iason. Nur Lokondras Gnade ist es zu verdanken, dass ich noch am Leben bin. Wenn ihr mich wiederhaben wollt, wirst du heute Nacht um zwölf Uhr nach Port Ocean kommen. Du allein. Und begehe keinen Fehler mehr. Wenn du dich nicht an die Bedingungen hältst, wird meine Hinrichtung kein Schein mehr sein.«
    Ein Gewehrlauf wurde an Toms Schläfe gehalten. Lena unterdrückte ein Wimmern.
    Dann wurde der Bildschirm wieder schwarz.
    Obwohl Barbara und Greta für sie da waren, wirkte Lena vollkommen allein. Frank saß wie ein Ölgötze da.
    Ich starrte auf den erloschenen Bildschirm. »Er will gar nicht mich, er will dich.«
    »Also hat Mirjam uns reingelegt«, sagte Finn. »Aber warum? Was wollte sie damit bezwecken?«
    Iason strich sich über das Gesicht. »Fest steht, wenn ich nicht gehe, wird Tom sterben.«
    »Aber du …« Panik explodierte in mir. »Du wirst doch nicht …«
    »Natürlich wird er«, fuhr Lena mir über den Mund. »Wenn Iason mit diesen Schweinen noch eine Rechnung offen hat, ist das schließlich nicht Toms Problem.«
    Egal, was sie gerade durchmachte. Für diese Worte wäre ich ihr am liebsten an die Gurgel gesprungen.
    »Das darfst du nicht tun!«, bedrängte ich Iason. »Du wirst nicht dort hingehen!«
    »Was soll er denn sonst tun?«, sagte Lena hart. »Hier weiter sitzen und Däumchen drehen? Das sieht dir ähnlich.«
    »Halt du dich da raus!« Ich fuhr zu ihr herum. »Nur weil du so blöd bist zu glauben, dass sie Tom freilassen, sobald sie Iason haben, sind die es noch lange nicht.«
    »Jetzt wartet doch mal«, warf Frank ein. »Vielleicht bezweckt SAH ja etwas ganz anderes, als er uns glauben lässt. Was, wenner Iason nur fortlocken will, um leichter an Mia heranzukommen?«
    Finn pfiff durch die Zähne. »Unser Sandalenträger ist echt clever.«
    »Wir haben nur eine Chance«, sagte Iason. »Wir müssen Tom vorher finden, ansonsten …«
    »Was ansonsten?!« Meine Stimme überschritt jetzt jede zulässige Dezibelgrenze.
    »Mia«, versuchte Greta mich zu beruhigen.
    Ich musste mir etwas einfallen lassen. Irgendwie musste ich ihn aufhalten. Und dann griff ich nach dem letzten Mittel, dem einzigen, was mir noch zur Verfügung stand.
    »Iason, du bist mein Wächter. Was soll ich denn machen, wenn dir etwas zustößt?«
    Mein Blick klebte an seinem. Mit einem leisen loduunischen Fluch wandte er sich ab.
    »Nichts ansonsten. Wir finden ihn.«
    Lena stieß einen abschätzigen und bitteren Laut aus.
    »Lasst uns noch mal die Botschaft ansehen«, schaltete Finn sich dazwischen.
    Und das taten wir dann auch. Wir spulten die Stelle mit Tom immer wieder zurück.
    Iason und Finn waren vollkommen konzentriert, murmelten manchmal etwas vor sich hin, bis sie den Ausschnitt einschränkten, ihn wiederholten, ihn noch mehr einschränkten, und schließlich war es nur noch eine winzige Sequenz, die sie sich immer wieder ansahen. Ein Moment, in dem absolute Stille aus den Lautsprechern kam. Plötzlich riss Iason die Augen auf und sah zu mir. Es kam so überraschend, dass ich zusammenzuckte.
    »Was ist?«, fragte ich unsicher. »Du siehst mich an, als wäre ich ein Geist.«
    »Bist du das denn nicht?«, sagte er und ich war vollends irritiert. Im nächsten Moment nahm er sein iCommplete undwählte. Ich schielte an seiner Hand vorbei. Es war Mirjam. Er stand auf und ging in die Küche. Hinter sich schloss er die Tür. Wenige Sekunden später riss er sie wieder auf.
    »Wir haben ihn.« Mit diesen Worten zischte er Finn etwas auf Loduunisch zu. Der bedachte mich mit einem kurzen Blick und nickte. Iason eilte aus dem Zimmer. Ich lief ihm nach und sah eben noch, wie er die Treppe hinaufstürmte.
    »Bin gleich wieder da!«, rief er, als ich ihm folgen wollte.
    Ungeduldig wartete ich am Treppenfuß. Aber er kam nicht wieder. Und bald schon hörte ich ihn auch nicht mehr.
    Ich nahm drei Stufen auf einmal, jagte durch den Flur und riss unsere Zimmertür auf. Das Fenster stand

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