Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
Vom Netzwerk:
sperrangelweit offen. Iason war fort.
    Panik bitzelte wie flüssiger Sprengstoff in meinen Adern. »Er ist weg!«, schrie ich während der drei Sekunden, die ich in den unteren Flur zurück brauchte.
    Die anderen waren sofort bei mir. Nur Lena kam langsam hinterher.
    »Er will es alleine durchziehen!« Händeringend holte ich Luft. »Helft mir. Bitte, helft mir!«
    Frank reagierte unmittelbar. »Los, zum Flugschiff! Halte ihn irgendwie auf, Mia. Ich komme gleich nach.« Er schnappte seinen Rucksack.
    »Nein, Mia, du gehst nirgends hin.« Finn wollte nach mir greifen, doch Greta schob sich zwischen uns. Ein hitziges Gerangel entstand. Es gelang mir gerade noch, in die Küche zu fliehen und hinter mir abzuschließen. Was nun?
    »Mach auf!« Finn rüttelte am Türgriff.
    Mein Blick hetzte durch die Küche und zum Fenster. Durch den Garten zu entkommen, war unmöglich. Finn war viel schneller als ich. Er würde mich einholen, lange bevor ich Iason erreichte. Da warf Finn sich auch schon gegen die Tür. Liebend gern hätte ich die Zeit gehabt, mir einen ausgeklügelten Plan zu überlegen. Aber so griff ich zum Einzigen, das mir in meinerNot einfiel. Ich schnappte mir die Bratpfanne vom Herd und witschte gerade noch hinter die Tür, bevor diese mit lautem Krachen aufsprang und Finn in die Küche stürmte. Dann schlug ich mit ordentlich schlechtem Gewissen zu. Das dumpfe Geräusch ließ mich verkrampfen. Und Finns Anblick, als er in sich zusammensackte, zog an meinen Eingeweiden. »Tut mir leid«, jammerte ich zitternd, »tut mir so leid.«
    Barbara kam herein. »Mia!«, rief sie mit einem Ausruf des Entsetzens.
    »Kümmere dich um ihn, ja?«, forderte ich sie auf, stürmte aus dem Haus und die Einfahrt hinab.

33

    H offentlich war es noch nicht zu spät! Ich rannte den Tulpenweg entlang. Noch wenige Meter. Ein paar Schritte. Da sah ich die Haltestelle. Und Iason. Das Schiff senkte sich. Er stieg ein! Ich musste ihn aufhalten. Irgendwie musste ich ihn aufhalten. Nur noch ein paar Meter. Das Schiff schloss die Türen. Kaum drei Schritte. Eine Stimme in mir schrie: Jetzt ist alles erlaubt! Ich machte einen gewaltigen Satz. Und klammerte mich am äußeren Haltegriff für Alte und Behinderte fest. Das Schiff hob ab und ich wurde mit emporgerissen. Es stieg immer höher. Die Kraft in meinen Händen schwand so rasch, dass mich Panik erfasste. Was hatte ich denn jetzt schon wieder gemacht!? Mein Herz hämmerte gegen den Brustkorb und ich zappelte mit den Beinen in der Luft. Ein vager Blick nach unten zeigte mir, wie hoch wir schon waren. Mir wurde schwindelig.
    Iason sprang ans Fenster und rief dem Fahrer etwas zu, woraufhin dieser schockiert die Augen aufriss und mir einen Vogel zeigte. Sofort senkte er das Schiff wieder – und senkte es – und senkte es –, bis er etwa fünfhundert Meter von der Haltestelle entfernt auf einem freien Parkplatz aufsetzte. Erlösend spürte ich wieder Boden unter den Füßen. Im ersten Moment waren meine Knie zu weich, um darauf zu stehen. Aber dann gelang es mir. Zwar zitternd und unsicher, doch sie trugen mich. Erleichtert atmete ich durch. Ich hatte es geschafft.
    Die Tür hatte sich kaum dreißig Zentimeter geöffnet, als Iason hinaussprang. Der Fahrer folgte ihm fast auf den Schritt. Hinter ihnen kamen noch weitere aufgebrachte Passagiere heraus.
    »Sind Sie übergeschnappt!«, brüllte der Fahrer mich an.
    »Entschuldigung.« Ich schnaufte wie die Dampfmaschine, die Frank kürzlich mit den Kindern gebaut hatte. »Ich wollte in letzter Minute einsteigen, aber die Ärmelschnalle von meiner Jacke ist am Haltegriff hängen geblieben und ich wurde mitgerissen.« Was ich sagte, war die reine Wahrheit, bis auf die Reihenfolge der Ereignisse.
    Der Schifffahrer wurde kreidebleich. »Um Himmels willen, Mädchen. Ist dir auch nichts passiert!? Ich habe dich wirklich nicht gesehen!«
    »Schon okay. Mir geht’s gut.«
    Ich wollte meinen Ärmel lösen, was eine Weile brauchte; nicht, weil er sich so kompliziert verfangen hatte, sondern weil der Fahrer mir mit seiner hektischen Hilfe das Ganze nur noch mehr verhedderte. Als ich endlich befreit war, zog ich meine Jacke glatt. Mein Blick fiel auf Iason.
    Der verengte die Augen. Oh, oh, diesmal war er richtig wütend.
    Der Fahrer entschuldigte sich in einer Tour und versprach mir mehrere Male eine Jahreskarte zum halben Preis. Dann stiegen alle wieder sicher ein, dieses Mal auch ich.
    »Können wir noch mit?!«, rief es da hinter uns.
    Ich drehte mich

Weitere Kostenlose Bücher