Sternenschimmer
doch klar wie Kloßbrühe. Wer Mirjam einen Korb erteilte, erntete dafür Krieg.
»Iason hat Mirjam abblitzen lassen«, erklärte ich.
»Oh! Verstehe.« Sichtlich erfreut klopfte Lena ihm auf die Schulter. »Gut gemacht!«
Iason runzelte die Stirn. Er wusste ihre Begeisterung wohl nicht so recht einzuschätzen.
Erneut warf ich ihr einen strengen Blick zu.
»Warum auch immer«, sagte sie, »jedenfalls sind Mirjam und Vicci ganz schön ausfallend geworden.«
»Hast du was anderes erwartet?«, fragte ich.
»Nein, natürlich nicht. Aber Frank war keine große Unterstützung.« Lena stieß mich mit dem Ellenbogen an. »Ich hab deinen Support vermisst, Süße. War ganz schön anstrengend, sich allein gegen Lasertantchen zu behaupten.«
»Wer sind die Gummihühner?«, wollte Iason wissen. »Und wer ist Lasertantchen?«
»Na, Mirjam Weiler und ihre Freundinnen«, sagte Lena mit einer Selbstverständlichkeit, die schon fast wie ein Vorwurf klang.
Aber Iason ließ sich nicht beirren. »Und ihr könnt sie nicht leiden?«, hakte er nach.
Lena beugte sich zu ihm vor. In ihren Augen loderte noch immer der Kampfgeist, der heute Morgen in ihr geschürt worden war.
»Sie sind auf der falschen Seite, wenn du verstehst.«
»Was haben sie denn getan?«
»Es ist ihre ganze Einstellung«, kam ich Lena zu Hilfe. »Du solltest dich vor ihnen in Acht nehmen.«
Iason schwieg. Sein Blick verdunkelte sich und er sah mich durchdringend an. Ich hätte einiges dafür gegeben zu erfahren, was er gerade dachte, doch gleichzeitig hatte ich auch Angst davor, denn sein offenes und freundliches Gesicht verwandelte sich mit einem Schlag wieder in jene finstere und unnahbare Miene, mit der er mich vor unserem Waffenstillstand immer gemustert hatte.
»Bin gleich wieder da«, sagte Lena und eilte zu Barbaras Tisch.
Im selben Moment brachte die Kellnerin das Essen. Als sie aber die Teller vor uns abgestellt hatte, rührte Iason seines nicht an. »Deine Freundin? Wie ist sie so?«
Was sollte die Frage? Interessierte er sich etwa für Lena? Ich legte meine Gabel zurück. »Wie meinst du das?«
»Sie scheint mir in ihren Ansichten äußerst radikal.«
Diese Worte hatte er eher missbilligend ausgesprochen. Er interessierte sich keinesfalls für sie.
»Nun, sie vertritt eine klare Meinung. Das muss man, um sich gegen die Gummihühner behaupten zu können.«
»Taddaaa! Da bin ich wieder.« Lena kam mit offenen Armen zurück.
Iason musterte sie mit einem Blick, der prüfend von unten nach oben gerichtet war. Kurz zögerte er.
»Ich muss jetzt gehen«, sagte er schließlich. Er stand auf, begab sich zur Theke und zahlte. Warum hatte er es denn plötzlich so eilig? Mit einer knappen Kopfbewegung verabschiedete er sich. Da hatte ich den Salat – im doppelten Sinne.
Während ich vor Unbehagen am liebsten unter den Tisch gerutscht wäre, starrte Lena ihm mit offenem Mund hinterher. »Was ist denn in den gefahren?«
Ich schüttelte ratlos den Kopf. »Wahrscheinlich hab ich wieder irgendwas Falsches gesagt«, seufzte ich.
»Der spinnt wohl«, entgegnete Lena empört. »Du kannst überhaupt nichts Falsches sagen.«
Ich verschränkte die Arme auf dem Tisch und senkte die Stirn darauf. »Ich weiß es doch auch nicht.«
8
N achdem Iason gegangen war, bombardierten mich Lena und Barbara mit ihrem unerschöpflichen Vorrat an Männer-Erfahrungsreichtum. Sie beteuerten immer wieder, dass sie solch eine Lage voll und ganz einschätzen könnten, da sie so etwas schon etliche Male selbst erlebt hätten. Na ja, zumindest gelang es ihnen halbwegs, mich davon zu überzeugen, dass Iason nur enttäuscht war, weil meine Freundinnen unsere traute Zweisamkeit gestört hatten. Außerdem bläuten sie mir ein, emanzipierte Frauen dürften sich diesbezüglich auf keinen Fall unter Druck setzen lassen. Deshalb, so sagte Lena, wäre jetzt auch das einzig Richtige, ihm nicht hinterherzulaufen, sondern den Fokus sinnvollerweise auf den bevorstehenden Tiertransport zu richten.
Das taten wir dann auch. Barbara wollte aus der Tierklinik ihres Vaters Gummihandschuhe organisieren. Ich würde Frank bitten, unsere Walkie-Talkies auf einen größeren Empfangsradius aufzurüsten, und Lena bekam die Aufgabe, die Umgebung des Labors näher in Augenschein zu nehmen. Sie würde in Erfahrung bringen, wann sich die Wachleute wo aufhielten.
Lena sah auf die Uhr. »Tom müsste auch gleich hier sein.«
»Tom?« Ich sah sie an. »Verzeih mir, wenn ich das jetzt mal auf den Punkt
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