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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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hilfloser hinter mir.
    Wütend fuhr ich zu ihm herum. »Entweder bist du der talentierteste Lügner, dem ich je begegnet bin, oder du bist dermaßen geschmacklos, dass es mir echt einen Schrecken einjagt. Um ehrlich zu sein, ich wüsste nicht, was ich abstoßender fände.«
    Er wirkte wie vor den Kopf geschlagen. »Vielleicht könntest du dich entscheiden, Ersteres abstoßender zu finden, denn ich bin offensichtlich geschmacklos. Obwohl mir immer noch nicht ganz klar ist, was genau du damit meinst.«
    »Du Idiot!« Es gelang mir einfach nicht mehr, meine Stimme im Zaum zu halten. »Wie konntest du mit mir hierherkommen!? Du weißt genau … Das hast du extra gemacht. Du wolltest dich rächen!« So schnell meine zitternden Beine mich trugen, eilte ich davon.
    Keine fünf Sekunden später sprang Iason vor mich und stoppte meinen abrupten Rückzug mit erhobenen Händen. »Mia, ich würde nie …«
    Ich wich ihm aus und hastete weiter, als er auch schon wiedervor mir stand. Erneut versuchte ich, an ihm vorbeizukommen, aber da war das Grollen des Meeres, das laut und schonungslos in meine Ohren drang und mir die Kraft nahm, mich weiter gegen Iason zu wehren, und schließlich kämpfte ich nur noch mit den Tränen.
    »Ja, ja, ich habe dich bewusst hierhergebracht«, gab er hastig zu. »Aber Mia, ich wollte mich nicht rächen. Ich dachte, es hilft dir!«
    »Da hast du falsch gedacht!«, schrie ich. Ich sah den leeren Strand vor Augen, während meine panischen Rufe über das Wasser im Kopf nachhallten. »Wie konntest du nur glauben, dass du mir damit hilfst!? Ausgerechnet du!?« Ich wurde immer hysterischer.
    Er hob die Hände, so, als wollte er mich an den Schultern fassen. Aber als er kurz davor war, ließ er sie wieder sinken. »Es tut mir leid, Mia. Es tut mir so leid. Ich hatte nicht bedacht, dass Irden darauf vielleicht anders reagieren könnten. Lass uns einfach gehen, ja? Ich bring dich nach Hause.«
    Irritation schoss aus einem hinteren Winkel meines Bewusstseins. Wie kleine Nadelspitzen. Es war, als akupunktierten sie mein Gehirn. Ich brauchte eine Weile zum Sammeln, dann sah ich ihn forschend an. » Weshalb bist du mit mir hierhergekommen?«
    Er schaute weg. »Es gibt auf Loduun eine Lebensweisheit, die auf der Erde vielleicht gar nicht so weise ist.« Er sprach so leise, ich verstand ihn bei dem Meeresrauschen kaum.
    » Und?«
    Wieder keine Antwort.
    »Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Herrgott. Was ist das für eine bescheuerte Maxime?«
    Er wandte mir halb das Gesicht zu. Ein reuiger Ausdruck lag in seinem Gesicht. Er log nicht. Das war kein Trick.
    »Sie lautet …« Pause. »Wenn Vergangenes dich plagt, gehe dorthin zurück, wo es dir widerfahren ist. Die Erinnerung trägtdich über die Grenzen der Schmerzen hinaus, bis zu einem Ort, an dem du dich mit Geschehenem aussöhnen kannst. Nur so kann wieder Frieden in dir einkehren.«
    Er senkte den Blick. »Ich wollte nicht, dass du allein bist, wenn du das erste Mal ans Meer zurückgehst«, sagte er leise.
    Wumm!
    Tanjas Worte, Berts Zuspruch und Lenas Trost hatten mir zwar geholfen, die letzten Tage zu überstehen, aber das schlechte Gewissen war geblieben. Iason hatte gewusst, dass er der Einzige war, der mich von meinen Schuldgefühlen befreien konnte. Und er war hier, um dies zu tun, hier, um mein schlimmstes Erlebnis noch einmal gemeinsam mit mir durchzustehen. Er war hier, obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte, es nicht zu sein.
    »Danke«, flüsterte ich kaum hörbar.
    Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte. Meine Gefühle standen völlig Kopf. Doch dann klatschten sie mir, wie die Welle damals, mit aller Wucht entgegen. Die Mauern, hinter denen ich mich bisher verschanzt hatte, um mich vor ihnen zu schützen, fielen in sich zusammen und ich sackte in die Knie.
    Iason setzte sich neben mich.
    »Wir haben am Strand gespielt«, wimmerte ich. »Hopes Lachen … Sie schien so glücklich, aber dann wurde sie auf einmal tieftraurig, weil sie an Loduun dachte. Ich wusste, wie wild die Brandung war. Und trotzdem hab ich dem Meer den Rücken zugewandt. Aber ihr Kummer war so schwer. Ich musste sie einfach trösten.« Ich wischte mir die Tränen weg. Doch es kamen immer wieder neue. »Plötzlich war sie einfach nicht mehr da! Sie war fort und ich konnte nichts tun.« Ich merkte, wie sich seine Schultern bei meinen Worten anspannten. »Jeden Moment hab ich erwartet, ihren Körper auf dem Wasser zu finden.« Ich wurde von demselben Horror

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