Sternenschimmer
erkundigte ich mich schnell.
Der Vater zog seinen Sohn weiter.
»Älter als hundertfünfzig Jahre werden die wenigsten. Auch wenn das Schicksal keinen bestimmten Moment für einige von uns ausgewählt hat, wenn der Sinn mancher Loduuner ein fortwährender ist, so wie bei Tony wahrscheinlich, verlieren sie irgendwann den Elan und die Kraft dafür. Man wird einfach alt und kann dann nicht mehr.«
Ah, so war das also mit dem Sinn gemeint. Langsam begann ich, mich etwas mit der Sache zu arrangieren.
Hopes Kichern riss mich aus den Gedanken. Kurz drauf bogen sie und Luna gemeinsam mit Frank um die Ecke.
Wir setzten uns alle aufs Deck und mampften das Fast Food. Frank hatte sich natürlich auch einen Gemüseburger geholt.
»Ihr verpasst was«, merkte ich an und biss provokativ von der Wurst ab.
Frank guckte ein bisschen wehmütig, aber ihren gerümpften Nasen nach zu schließen, war der loduunische Teil unserer Crew da anderer Meinung. Als ich dann auch noch genießerisch das Fett von den Fingern lutschte, fand Iason, es wäre höchste Zeit, sich um den Motor zu kümmern.
Gesagt, getan. Frank und er verschwanden unten im Maschinenraum, während ich Luna und Hope beim Schmücken von Dornröschen helfen wollte. Zunächst umkränzten wir die Reling mit einer Kette aus blauen Plastikseepferdchen, die Hope ebenfalls am Hafen ergattert hatte. Anschließend zogen wir die Seetangkränze an den Masten hoch.
Die Jungs kamen zurück an Deck. Frank schulterte seinen Rucksack. »Tschüss dann. Silas und ich wollen heute noch Airking ausprobieren. Er funktioniert nämlich wieder.«
Hope schlang die Arme um Franks Hüften und drückte ihn zum Abschied. »Danke, Frank, vielen Dank.«
Huch, unser Lieblingsskeptiker bekam ja ganz rote Ohren!
»Übrigens, Mia. Freitag schreiben wir in Bio einen Test«, teilte er mir noch kollegial mit, während er die Leiter zum Kai hinabstieg.
Ich stöhnte. Ausgerechnet Freitag. Bis dahin gab es noch so vieles wegen des Tiertransportes in Weilers Labor zu organisieren. Wann sollte ich denn da üben?
Iason begann, eine morsche Verstrebung an der Heckreling auszuwechseln. Die Mädchen gingen unterdessen verdächtig schnell zum Vorderdeck, um es mit dem übrig gebliebenen Schmuck zu verzieren. Sie konnten es scheinbar nicht abwarten, Dornröschen in die schickste Jacht von Port Ocean zu verwandeln. Ich beschloss, die Gelegenheit zu nutzen, und half Iason.
»Gibt es eigentlich gute und schlechte Sinngebungen bei euch?«, knüpfte ich an unser Gespräch von vorhin an.
»Das ist immer eine Frage der Sichtweise«, sagte er und schlug einen Nagel fest.
Ich reichte ihm den nächsten Nagel. »Welchen Sinn hat denn Lokondra?«
Iason ließ noch einmal kräftig den Hammer hinabsausen und richtete sich unmittelbar danach zu mir auf. Nein, er fuhr vielmehr hoch. »Das, Mia, würden einige gern wissen. Aber dass sein Sinn nichts Gutes birgt, ist anzunehmen. Aus meiner Sicht jedenfalls.«
Hatte ich ihn mit dieser Frage verärgert? Oder galt die Wut, die jetzt königsblau aus seinen Augen blitzte, ausschließlich Lokondra?
»Da bist du nicht der Einzige.« Ich sah zu Hope, die sich gerade hingebungsvoll eine übrig gebliebene Seepferdchenkette um ihren Hals legte. »Lokondra darf ihr nie wieder etwas antun«, sagte ich mehr zu mir selbst.
»Das wird er auch nicht.« Iason klang so entschlossen, dass ich nicht wusste, ob es mich beruhigte oder nicht.
»Und was ist Hopes Sinn?«, wollte ich uns auf andere Gedanken bringen.
Er vertiefte sich in einen kleinen Riss im Schiffsboden und trat ein paar abgesplitterte Holzspäne darin fest. »Sie ist das einzige Mädchen in unserer Familie und geboren, um Nachkommen zur Welt zu bringen.«
»Wie lange kann man denn bei euch Kinder bekommen?«
Zögerlich sah er zu mir auf, so, als wäre er nicht sicher, wie ich darauf reagieren würde.
»Nicht sehr lange.« Seine Bedenken waren berechtigt.
»Du meinst, sie wird als junge Frau sterben!?«
Er sagte nichts, und das schockierte mich nur noch mehr. Was sollte das heißen? War sie etwa eine Gebärmaschine? Gut genug, um Kinder zu bekommen; ihr eigenes Leben hatte indessen danach keinen Wert mehr? Es war, als gäbe es zwischen uns Stromausfall. Keine Spannung, nur pure Entrüstung blieb. »Dann darf sie einfach keine Kinder kriegen.«
»Sie wird sich aber dafür entscheiden.«
»Aber du lässt es nicht zu«, mutmaßte ich. Natürlich würde er das niemals zulassen. So ein Gluckenbruder, wie er war. Gut , dass er
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