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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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gute Fotos machen, wenn das Transportschiff ankommt«, sagte er.
    »Was bringt das?«, fragte ich.
    »Eine vollständige und fundierte Reportage.« Er warf mir diesen bestimmten Blick zu, den nur Lehrer beherrschten.
    Also warteten wir. Der Ort, den Mr O’Brian ausgewählt hatte, war so still und verlassen, dass mir jede unserer Regungen verräterisch vorkam.
    Es dämmerte bereits, und tief hängende Regenwolken zogen sich in schwarzen Schlieren vom Himmel herab. Die Zeit verging langsam. Sekunden wurden zu Minuten und Minuten zu Stunden. Eine Weile lenkten wir uns ab, indem wir gegenseitig unsere Wangen und die Stirn mit dem Kohlestift anfärbten. Danach schlüpften wir in unsere Jacken und zogen die Kapuzen auf. Als wir auch damit fertig waren, blickte ich auf die Uhr am Armaturenbrett. Halb elf. Jetzt müsste das Schiff aber wirklich bald kommen.
    Die Spannung wuchs.
    Irgendwann wies Mr O’Brian auf die späte Stunde hin. »Ich glaube, hier tut sich heute nichts mehr. Wir sollten nach Hause fahren.«
    Ich weiß nicht, wer von uns beiden ihn empörter ansah, Lena oder ich? Ohne auf seinen Vorschlag auch nur einzugehen, warteten wir weiter.
    Es wurde elf, dann halb zwölf und schließlich näherte sich die Digitalanzeige der Mitternacht.
    »Das verstehe ich nicht«, meinte Lena. »Mirjam hat doch heute noch rumposaunt, das Schiff würde kommen.«
    »Lasst uns nachsehen«, sagte ich entschlossen.
    »Wozu?«, fragte Mr O’Brian. »Wenn das Schiff gekommen wäre, hätten wir das von hier aus gesehen.«
    Langsam nervte er. Hätten wir ihn doch bloß nicht mitgenommen.
    »Wenn Sie wollen, können Sie sich ja mit Ihrer Kamera hierpostieren«, schlug ich vor. »Ich hab meine nämlich vorsorglich auch eingepackt.«
    Die anderen setzten nicht weniger kompromisslos ihre Rucksäcke auf.
    »Schon gut«, lenkte Mr O’Brian ein. »Dann gehen wir eben.«
    Wir schlichen am Feldrand entlang, bis hin zu einer Stelle, von der aus wir das Laborgelände unauffällig überblicken konnten. Schwenkende Kameras leuchteten das Grundstück ab, während ein hoher Elektrozaun Eindringlinge wie uns fernhalten sollte. Wir mussten gar nicht lange suchen, denn das Transportschiff, nach dem wir seit Stunden Ausschau gehalten hatten, stand wie ein schlafender Metallriese in der breiten Einfahrt.
    Barbara stöhnte. »Da hätten wir ja noch ewig warten können.«
    Lena tippte mit ihrer Taschenlampe an den Maschendraht. »Der Strom ist ausgestellt.«
    »Komisch.« Barbara runzelte die Stirn.
    Lenas Blick glitt über das Gelände. »Im Labor brennt kein Licht«, flüsterte sie. »Und auch die Fahrer des Schiffes scheinen nicht mehr da zu sein. Kommt, wir klettern über den Zaun.«
    »Nein!« Mr O’Brian hielt sie am Arm fest.
    »Warum nicht?«, fragte sie verblüfft.
    »Lena, das ist unbefugtes Betreten«, sagte er scharf.
    »Na und?«
    »Wir wollten Fotos machen«, fuhr er in unverändertem Tonfall fort. »Von einer Straftat war keine Rede.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Aber von hier aus sehen wir nichts.«
    »Lena hat recht«, kam ich ihr zu Hilfe. »Wer weiß, wann wir wieder die Gelegenheit bekommen?«
    Mr O’Brian schüttelte den Kopf. »Das werde ich euch nicht erlauben.« Er packte seine ganze Autorität in diese Worte.
    »Nur blöd, dass wir dich gar nicht um Erlaubnis fragen«, sagte Lena wütend.
    » Lena! Ich bin euer Lehrer. Wenn wir geschnappt werden, komme ich in Teufels Küche – und ihr auch.« Dann sah er ihr direkt in die Augen. Nicht zu fassen, jetzt versuchte er es auch noch auf die Tour!
    Doch Lena schwächelte nicht. »Du kannst ja hierbleiben«, sagte sie.
    Jetzt war es Barbara, die entschlossen einen weiteren Schritt auf ihn zutrat. »Wenn Sie möchten, fahren Sie doch. Wir werden niemandem sagen, dass Sie mit uns zusammen waren.«
    Er hob die Brauen. »Und ihr?«
    »Wir kommen schon irgendwie heim.«
    Bei so viel Frauenpower ließ er geschlagen die Schultern sinken. »Ich werde euch nicht allein gehen lassen.«
    »Dann müssen Sie wohl oder übel mitkommen«, stellte ich die Fakten klar.
    Er seufzte erneut und folgte uns dann.
    Leise pirschten wir uns an den Zaun heran. Tatsächlich schien niemand mehr vor Ort zu sein.
    Als wir zum Nebentor gelangten, schwenkte plötzlich eine der Kameras mit dem Suchstrahl in unsere Richtung. Wir sprangen hinter die gemauerten Torpfosten und verharrten wie erstarrt. Gierig wie ein Wolf pirschte das Licht über den Hof. Als der gleißende Scheinwerfer weiterwanderte, zog Mr O’Brian

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