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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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hastig etwas Klimperndes aus seiner Jackentasche. Er lief auf das Tor zu, machte sich kurz daran zu schaffen und öffnete es. – Er öffnete es???
    » Woher hat er denn den Schlüssel?«, flüsterte ich.
    Lena zog nicht weniger verwundert die Schultern hoch.
    Was ging hier vor? Das Ganze war höchst dubios. »Ich hab doch gewusst, dass irgendwas mit ihm nicht stimmt.«
    Lena schüttelte energisch den Kopf. »Ich bin mir sicher, wir können ihm trauen.«
    Ich seufzte innerlich. Lena genoss all meinen Respekt und meine ganze Anerkennung, aber was O’Brian betraf, befürchteteich, war sie nicht neutral. – Auf der anderen Seite, vorhin hatte sie sich ihm einfach großartig widersetzt …
    Doch was half diese Erkenntnis in der gegenwärtigen Situation? Nichts. Eine Entscheidung musste her. Und zwar sofort. Entweder vertrauten wir ihm, oder wir mussten die Sache abblasen.
    O’Brian huschte über den Hof und versteckte sich hinter einem Müllcontainer, der ein paar Meter seitlich des Nebentors stand. Mit einer kurzen Handbewegung forderte er uns auf, ihm zu folgen. Wir nickten uns zu. Ohne weitere Worte zu verlieren, liefen wir zum Tor. Bevor der Scheinwerfer zurückschwenkte, waren wir alle drinnen und das Tor wieder geschlossen. Gemeinsam kauerten wir hinter den Müllcontainern.
    »Auf, weiter!«, trieb Lena uns an.
    »Gleich«, sagte ich in einem Tonfall, der härter klang, als ich es beabsichtigt hatte. Ich wandte mich unserem Lehrer zu. »Woher haben Sie den Schlüssel, Mr O’Brian? Und warum wussten wir nichts davon?«
    »Nenn mich Tom.«
    Das hätte er vielleicht gern! Den Teufel würde ich tun. Ich fixierte ihn mit kompromissloser Schärfe.
    »Also gut. Ein Freund hat mir eine Kopie angefertigt.«
    »Von einem Sicherheitsschloss?«
    »Er … er ist sehr begabt«, sagte O’Brian. Kurz darauf fand er aber wieder zu seiner gewohnt sicheren Art zurück. »Wenn wir schon unbedingt hier eindringen müssen, möchte ich wenigstens verhindern, dass wir auch noch wegen Sachbeschädigung drankommen.«
    Das alles widersprach sich komplett.
    »Wir sollten uns beeilen«, zischte er und unterband damit jede weitere Diskussion.
    Ich überlegte kurz. Okay, wir hatten uns entschieden, nun mussten wir die Sache auch durchziehen. Außerdem hatte ein unversehrtes Schloss zugegebenermaßen seine Vorteile.
    »Und was jetzt?«, fragte Barbara.
    »Hast du auch für das Labor einen Schlüssel, Tom?«, wollte Lena wissen.
    O’Brian schüttelte den Kopf. »Nein, und der Transporter ist bestimmt schon ausgeladen.«
    »Wartet hier. Ich schaue nach, ob wir durch die Fenster ein paar gute Fotos machen können.«
    Das war meine Lena, unbeirrbar und voller Tatendrang. Bevor Tom sie aufhalten oder ich ihr meine Begleitung anbieten konnte, lief sie schon auf das Labor zu. Geschickt wich sie den wandernden Kameras aus und suchte immer wieder hinter Büschen und Sträuchern Schutz. Sobald ihr die Scheinwerfer es erlaubten, inspizierte sie die großen Fenster. Dann bog sie um die Ecke und verschwand.
    Es war ein beunruhigendes Gefühl, Lena außer Sichtweite zu wissen. Stille Finsternis hielt jetzt das Gebäude umklammert, und wir verharrten so angespannt, dass wir kaum mehr ans Atmen dachten. Gerade als ich mit dem Gedanken spielte, nach ihr zu sehen, kam Lena wieder um die Ecke. Geduckt eilte sie im Laufschritt auf uns zu.
    »Da ist nichts zu machen.« An den Müllcontainer gelehnt, sank sie keuchend in die Hocke. »Alle Glasfronten sind mit heruntergelassenen Rollos oder zugezogenen Vorhängen verdunkelt.«
    O’Brian stieß verärgert die Luft aus.
    Ich kaute auf meiner Unterlippe. Wir mussten das hier durchziehen. Die Menschen mussten wissen, welches Schicksal die Tiere für die Herstellung von Laserschminke erwartete. Sie sollten erfahren, was für Qualen sie litten und welche Verletzungen sie sich zuzogen, wenn sie übereinandergestapelt in Kisten hierhertransportiert wurden, falls sie das überhaupt überlebten. Nur so ließ sich eine nächste derartige Sauerei verhindern. Und um das zu erreichen, waren wir gezwungen, jetzt bis zum Äußersten zu gehen. Einbruch! Das hatten wir bisher noch nie getan.
    »Okay«, sagte ich schließlich. »Wir gehen rein.«
    Barbaras Augen weiteten sich. Lena sah mich unentschlossen an. O’Brian presste die Finger an die Schläfen. Hatte er ernsthaft geglaubt, wir würden ohne Beweise nach Hause fahren? Hier ging es um Lebewesen!
    »Wie wollt ihr das anstellen? Vielleicht die Tür aufbrechen?«, klagte

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