Sternenschweif 25 - Freundschaftszauber
die Koppel zu, auf der Mystery stand und in den Himmel blickte. Möglicherweise hat er Sehnsucht, schoss es Laura durch den Kopf. Vielleicht nach Arkadia und den Einhörnern?
Im Mondlicht glitzerte Mysterys graues Fell. Als würde eine Sternschnuppe über ihn hinwegfliegen.
„Er könnte tatsächlich ein Einhorn sein“, flüsterte Sternenschweif neben Laura. „Zeit, es herauszufinden.“ Sie landeten.
Sternenschweif trat an die Koppel und wieherte. Mystery wandte den Kopf. Diesmal erschrak er nicht, als er Sternenschweif und Laura sah. Er wieherte ebenfalls.
„Er fragt, was wir wollen“, übersetzte Sternenschweif, und lauter rief er: „Wir müssen mit dir reden. Wir … glauben, dass du ein Einhorn bist.“
Mystery erstarrte. Dann kam er langsam auf sie zugetrottet.
„Was ist passiert?“, fragte Sternenschweif einfühlsam.
Mystery blickte ihn aus großen, traurigen Augen an. Dann schnaubte er und begann zu erzählen. Laura verfolgte die Unterhaltung. Diesmal schien sich Mystery Sternenschweif tatsächlich zu öffnen.
Leise übersetzte Sternenschweif: „Ich kann euch nichts vormachen, ich bin ein Einhorn, ja. Jedenfalls war ich früher eines. Mit Teresa bin ich durch die Lüfte geflogen. Wir waren glücklich. Doch eines Tages musste sie weg. Ins Internat. Und sie ist nie mehr wiedergekommen. Bis heute frage ich mich, was ich falsch gemacht habe. All die Jahre über bin ich nicht mehr geflogen. Ich fürchte, meineEinhornmagie ist inzwischen erloschen. Also bin ich tatsächlich bloß das Pferd, das Julia in mir sieht. Julia ist lieb zu mir. Aber sie braucht mich nicht. Sie hat Gina, ihren Hund. Und eines Tages wird auch Julia verschwinden, dann wäre ich wieder allein und wieder würde ich mich fragen, was ich getan habe. Da bleibe ich lieber gleich für mich. Bitte, lasst mich allein. Ihr könnt mir nicht helfen.“
Mystery verstummte, Sternenschweif ebenfalls.
Laura kämpfte mit den Tränen. So viel Traurigkeit! So viele Missverständnisse. Sie wusste gar nicht, womit sie anfangen sollte. Sie schluckte und holte tief Luft. Dann sagte sie: „Mystery, du hast nichts falsch gemacht. Teresa musste aufs Internat und durfte dichnicht mitnehmen. Sie wohnt jetzt weiter weg. Wahrscheinlich ist ihr der Abschied genauso schwer gefallen wie dir und es tut ihr einfach zu weh, zurückzukommen.“
Mystery wieherte aufgebracht.
„Sie denkt ganz bestimmt immer noch sehr oft an dich“, versicherte Sternenschweif schnell. „Und ich glaube auch nicht, dass du deine Einhornmagie verloren hast. Sie ist stärker, als du glaubst, unsere Magie!“
Mystery schnaubte.
„Das ist ein anderes Problem“, sagte Sternenschweif nun und erklärte Laura: „Selbst wenn es so wäre, glaubt er nicht, dass Julia sein Einhorngeheimnis entdecken wird. Dazu sei sie viel zu sehr mit Gina beschäftigt.“
„Das ist ja nun wohl Quatsch“, entfuhr es Laura. „Du musst Julia eine Chance geben. Sie mag dich so gern und sie ist froh, dich hier gefunden zu haben. Sie wird dich nicht verlassen.“
Doch Mystery hatte sich wieder abgewandt.
„Mystery, versuch es wenigstens. Julia wird es nicht herausfinden können, wenn du sie nicht an dich heranlässt.“
Mystery schritt bereits davon.
„Wir helfen euch!“, rief Laura ihm nach. „Das haben wir schon oft …“
Doch Mystery hörte nicht mehr zu, das spürte sie.
„Sei nicht traurig, Laura“, tröstete Sternenschweif. „Wir haben getan, was wir konnten.“
„Wir müssen ihm zeigen, dass er sich irrt“, beharrte Laura.
„Aber nicht heute“, sagte Sternenschweif. „Mystery braucht Zeit.“
10
„Diese süßen kleinen Blümchen“, jauchzte Mel und drückte auf den Auslöser ihrer Kamera. „Fast wie auf Mamas Porzellanservice.“
„Du kannst ja versuchen, aus der Kutsche Kakao zu trinken“, witzelte Jessica. Auch sie fotografierte die Schlittenkutsche von allen Seiten. Laura ließ sich von Julia erklären, wie früher die Pferde vor dieses Gefährt gespannt wurden. So sehr hatte sich die Technik seither nicht geändert, merkte sie. Doch währendman heute Gurte, Zügel und Trensen leicht in einem Fachgeschäft erwerben konnte, mussten die Menschen früher alles von Hand selbst herstellen. Wie mühsam und anstrengend das wohl gewesen war!
„Am schönsten war die Pferdekutsche, wenn sie für Hochzeiten geschmückt war“, erzählte Julia nun. „Ich glaube, da gibt esauch irgendwo ein Foto. Der Schlitten war dann über und über mit Blumengirlanden geschmückt und
Weitere Kostenlose Bücher