Sternenschweif 25 - Freundschaftszauber
geschmückt ist“, sagte Julia in die Stille hinein.
„Oh, zeig mal“, nahm Mel dankbar den Faden auf. Und als Julia ihr das Bild hinstreckte, rief sie: „Wie wunderhübsch! Seht mal, die Braut trägt einen weißen Pelz.“
„Es ist ja auch Winter und eiskalt. Ohne Schnee könnte die Kutsche doch gar nicht fahren“, bemerkte Jessica.
„Das ist mein Ururgroßvater“, sagte Julia. Sie deutete auf einen Mann mit einem weiten, dunklen Mantel und einem Zylinder auf dem Kopf.
„Ich dachte, das wäre der Bräutigam. Wegen des Zylinders …“, sagte Mel.
„Nein, der Bräutigam sitzt doch neben der Braut in der Kutsche. Er hat sich eine schicke Pelzmütze aufgesetzt und musste nicht, wie mein Ururgroßvater, an den Ohren frieren“, erklärte Julia.
„Hört mal, das ist der Text, den ich zu dem Wettrennen geschrieben habe“, meldete sich nun Laura. „Findet ihr das gut?“ Sie las vor, was sie zu einem Foto geschrieben hatte, das mehrere Schlittenkutschen mit ihren Kutschern zeigte, die am Start standen.
„Sehr gut“, lobte Mel. „Und ich habe ein bisschen im Internet recherchiert. Hier, seht mal.“ Sie teilte Blätter aus, auf denen verschiedene Typen von Schlittenkutschen abgebildet waren. Daneben standen allerhand technische Details.
„Das ist interessant, das werde ich in meinen Text einbauen“, sagte Jessica, die den Teil über die Funktionsweise und den Aufbau der Schlittenkutsche referieren wollte.
„Ich habe euch noch nicht erzählt, dass die Schlittenkutsche sogar Leben gerettet hat“, sagte da Julia. Die Mädchen machten große Augen. „Im Jahr 1894 tobte über der Gegend, in der mein Ururgroßvater mit seiner Familie lebte, ein gewaltiger Schneesturm. Zahlreiche Farmen versanken bis zum Dachfirst im Schnee. Mein Ururgroßvater brachte Helfer zu den Häusern, um die Eingeschneiten wieder auszugraben und um Wege zu den Ställen zu bahnen, damit sich die Farmer wieder um ihr Vieh kümmern konnten, das völlig verängstigt war.“
„Dann war die Schlittenkutsche also wirklich ein Lebensretter!“, staunte Mel. „Das werde ich erzählen, wenn ihr einverstanden seid.“
Während die drei Mädchen an ihren Texten feilten und Fotos auf große Blätter klebten, um ihre Ergebnisse als Wandzeitung zu präsentieren, wandte sich Julia Lauras Bücherregal zu und zog hier und da einen Band heraus, der sie zu interessieren schien. Sie las die ersten Seiten einer Ponyhofgeschichte, schob das Buch dann aber wieder ins Regal zurück. Dann fiel ihr Blick auf ein großes, in Leder gebundenes Buch. Die Geschichte der Einhörner ! Laura hielt einen Moment lang gespannt die Luft an. Ja, Julia zog es tatsächlich ganz hervor. Behutsam öffnete sie den Lederdeckel und betrachtete die erste Seite. Laura sah, wie ihre Augen immer runder wurden vor Staunen. Plötzlich sah Julia auf. Schnell beugte sich Laura über ihren Text und tat so, als habesie die ganze Zeit schon daran gearbeitet.
„Das ist ein sehr kostbares Buch, oder?“, fragte Julia ehrfürchtig.
Laura blickte auf und nickte. „Ja, es ist sehr alt. Aber das allein macht es nicht kostbar. Mrs Fontana, von der ich dir erzählt habe, hat es mir geschenkt.“
„Ich verstehe“, sagte Julia und wollte das Buch wieder ins Regal stellen.
„Deswegen leihe ich es dir trotzdem gern“, beeilte sich Laura zu sagen. Und als sich Julia erstaunt umwandte, lächelte sie und fügte hinzu: „Es würde mich sehr freuen.“
„Danke“, sagte Julia. Wie verzaubert betrachtete sie eine der wunderschönen Illustrationen.
Vielleicht ist damit der erste Schritt getan, dachte Laura insgeheim. Vielleicht merkt Julia mithilfe des Buches, was Mystery wirklich ist …
Als die Mädchen gegangen waren, räumte Laura die Bücher und Bastelsachen zusammen. Dabei hing sie ihren Gedanken nach. Es wäre wunderbar, wenn das Einhornbuch Julia helfen könnte, hinter Mysterys Geheimnis zukommen. Und wenn sie ihn erst einmal verwandelt hätte, würde sich Mystery sicherlich auch zugänglicher zeigen. Wenn er Julias Einhornfreund wäre, würde er freundlicher mit Julia umgehen und Mr Weber hätte keinen Anlass mehr, ihn verkaufen zu wollen. Dann wäre Mystery gerettet!
Aber, und plötzlich wurde Laura ganz heiß, waren die beiden überhaupt dazu ausersehen, Einhornfreunde zu werden? Schnell holte sie aus ihrer Kommode eine Holzkiste hervor.
Auch diese Holzkiste hatte ihr Mrs Fontana hinterlassen. Sie steckte voller Einhornmagie! Viele der zauberhaften Gegenstände und
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